Hambacher Forst wird zur illegalen Müllkippe
Lokalzeit aus Köln. 28.01.2025. 03:15 Min.. Verfügbar bis 28.01.2027. WDR. Von Stephan Pesch.
Hambacher Forst wird zur illegalen Müllkippe
Stand: 28.01.2025, 20:27 Uhr
In Höhe der ehemaligen A4 Anschlussstelle Kerpen-Buir sind große Mengen Hausmüll und giftige Abfälle illegal entsorgt worden. Darunter Möbel, Elektrogeräte, Farben, Bauschutt und Dämmstoffe. Eigentümer des Hambacher Forsts ist RWE. Anwohner fordern den Energiekonzern auf, den Müll schnell zu beseitigen.
Von Stephan Pesch
Erhard Georg ist fassungslos. Vor dem 72-Jährigen aus Kerpen-Buir türmt sich mitten im Hambacher Forst ein neuer Berg auf. Ein gewaltiger Haufen Müll. Bei einer Radtour durch den Wald sei ihm der Müllberg zum ersten Mal aufgefallen, erzählt Erhard Georg und zeigt auf den Abfall.
"Meiner Ansicht nach ist das Hausmüll", sagt er. "Hier liegt ein Klodeckel. Hinten haben wir eine Satellitenschüssel, einen Mülleimer und einen Herd." An anderer Stelle gammeln ein Sofa und Farbeimer vor sich hin. Wer macht so was? Der Hambacher Forst ist ein Landschaftsschutzgebiet. "Egoisten, die nur daran denken, ein paar Mark zu sparen", schimpft Erhard Georg.
RWE macht Waldbesetzer schwere Vorwürfe
Eigentümer des Hambacher Forsts ist RWE. Schriftlich teilt der Energiekonzern mit: "Der Müll beziehungsweise Schrott stammt maßgeblich von Aktivisten im Hambacher Forst und wird zum Teil auch zum Bau von Barrikaden verwendet."
Von den Barrikaden gibt es im Wald so einige. In Höhe der ehemaligen A4 Anschlussstelle Kerpen-Buir sind Autoteile zusammen mit den Überresten eines Sofas mitten auf die Straße gelegt worden. Etwas weiter türmen sich Schrott und Autoreifen zu einem Hindernis auf. Erhardt Georg aus Kerpen-Buir ist jedoch davon überzeugt, dass der Müll aus der Region in den Wald gefahren und hier abgekippt worden ist.
Anwohner finden im Müllberg Adressen
Zusammen mit Andreas Büttgen von der Bürgerinitiative "Buirer für Buir" entdeckt Erhard Georg noch große Mengen verunreinigtes Dämmmaterial. Styrodur, Styropor, alte Eternitplatten sowie Bauschutt - und zwischen dem ganzen Dreck immer mal wieder Adressen, unter anderem aus Buir, Röttgen und Würselen bei Aachen. Für Dirk Jansen vom nordrhein-westfälischen Umweltverband BUND ist die Sache klar:
Auch Styropor wurde illegal auf der Müllkippe abgeladen
"Was im Hambacher Wald passiert, ist illegale Abfallentsorgung im großen Stil", sagt Jansen. "Das ist nicht mal ein Passant, der ein Tütchen fallen lässt. Hier werden offenbar ganze Wagenladungen an Hausmüll entsorgt. Und es ist ein Skandal, dass RWE nicht einschreitet. RWE gehört der Wald."
Wird Hambacher Forst zur Waldmülldeponie?
Doch warum hält RWE die Füße still? Schriftlich teilt der Energiekonzern mit: "Beim Versuch unserer Mitarbeiter, in oder am Hambacher Forst zu arbeiten, wurden diese in der Vergangenheit leider immer wieder zum Ziel der Aktivisten." Und weiter: "Die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität. Daher haben wir sie angewiesen, diesen Bereich am Hambacher Forst zu meiden."
Anwohner Erhard Georg kann das nicht nachvollziehen. Der 72-Jährige zeigt auf einen Haufen mit Styropor. Das Material zerbröselt bereits. Der Wind weht kleine, weiße Stücke in den Wald. "Das verrottet kaum. Wenn sich das immer weiter reinsetzt, dann reden wir nicht mehr von einem besonders schützenswerten Wald, sondern von einer Waldmülldeponie."
Unsere Quellen:
- Gespräch mit Erhardt Georg von der Initiative "Buirer für Buir"
- RWE
- WDR-Reporter vor Ort