Eine Friseruin hält Haare in die Kamera. Die können gut Öl aus dem Wasser filtern.

Nach dem Friseurbesuch: Wie Haare aus Düsseldorf beim Umweltschutz helfen

Stand: 02.02.2023, 17:28 Uhr

Sind die Haare einmal ab, hat man mit seinen abgeschnittenen Spitzen nicht mehr viel zu tun. Die können aber auf eine lange Reise gehen – und am Ende Ozeane von Ölteppichen befreien.

Normalerweise landen abgeschnittene Haare schnell zusammengefegt in der Tonne. Nicht so im Salon, in dem auch Nadine Schögl arbeitet. Sie ist Friseurin in Düsseldorf und sammelt die Haare ihrer Kunden für einen guten Zweck.

Haare sollen Flüsse, Meere und Seen reinigen

Der Salon macht bei der Initiative "Hair Help The Oceans" (HHTO) mit. Diese sammelt Haare aus deutschen, österreichischen, niederländischen, luxemburgerischen und schweizerischen Friseursalons. Haare können Fett aufsaugen und eigenen sich somit gut als Ölfilter in Meeren, Flüssen oder Seen. Laut HHTO kann ein Kilogramm Haare bis zu acht Kilogramm Öl aufnehmen. Die schuppige Struktur der Haare sorgt dafür, dass das Öl einfach an ihnen haften bleibt.

Erfahren haben Nadine Schögl und ihre Chefin von dem zweiten Leben der Haare durch eine Followerin, die sie darauf ansprach: "Das war total cool, da haben wir uns riesig gefreut und uns das mal angeschaut. Ich meine, abgeschnittene Haare, einfacher geht's nicht, und damit kann man super viel Gutes tun", sagt Schögl. Alle zwei Monate werden die gesammelten Haare von HHTO abgeholt und weiterverwendet.

Vorbild der Initiative kommt aus Frankreich

Gründer der Initiative ist Emidio Gaudioso. Er selbst ist Inhaber eines nachhaltigen Friseursalons und kam vor gut einem Jahr auf die Idee, dass die Haare noch eine sinnvolle Verwendung haben können. Dabei hat er sich auch von einem ähnlichen Projekt in Frankreich inspirieren lassen. Ihm sei es wichtig, die Menschen zu sensibilisieren und die Botschaft zu vermitteln, dass sie mit kleinen Dingen zum Umweltschutz beitragen können.

Zu solchen "Schläuchen" werden die Haare am Ende verarbeitet. Damit lässt sich Öl besonders gut aus Wasser filtern.

Zu solchen "Schläuchen" werden die Haare am Ende verarbeitet. Damit lässt sich Öl besonders gut aus Wasser filtern.

Dass diese Haarfilter auch im Ernstfall funktionieren, hat sich schon gezeigt: Als 2020 bei einem Tanker-Unglück vor Mauritius rund 1.000 Tonnen Öl ins Meer liefen, mussten Helfer vor Ort schnell improvisieren und nutzen unter anderem solche Haarfilter, um das Wasser zu säubern.

Mehr als 1.400 Friseursalons bewahren die Haare auf

Inzwischen machen bei "Hair Help The Oceans" mehr als 1.400 Salons mit, sowohl aus Deutschland als auch aus anderen europäischen Ländern. Die Idee scheint aber auch den Kunden gut zu gefallen: "Ich bin ganz begeistert davon, dass man so leicht etwas Gutes tun kann, wenn ich zum Friseur gehe", freut sich Aileen Nett. Sie hat mit ihrem Besuch bei Nadine Schögl möglicherweise dazu beigetragen, die nächste Ölkatastrophe etwas einzudämmen.

Über dieses Thema berichtet auch die Lokalzeit aus Düsseldorf im WDR-Fernsehen am 2. Februar 2023 um 19.30 Uhr.

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