Dem Neurather See wird der Hahn abgedreht

Lokalzeit aus Düsseldorf 08.10.2024 02:36 Min. Verfügbar bis 08.10.2026 WDR Von Thorsten Risch

Welche Zukunft hat der Neurather See?

Stand: 07.10.2024, 12:32 Uhr

Welche Zukunft hat der Neurather See bei Grevenbroich: Zwei Wochen lang werden Pegelstand und Sauerstoffgehalt des Sees gemessen.

Von Thorsten Risch

Jeden Tag messen Jana Boranie und Ralf Dietrich von den Stadtbetrieben Grevenbroich Pegelstand und Sauerstoffgehalt des Sees. Der Zufluss durch das Kraftwerk Neurath bleibt während der zwei Wochen abgesperrt. "Wir wollen wissen, wie wirkt es sich aus, wenn ab 2030 mit der Abschaltung des Kohlekraftwerks Neurath kein Wasser mehr in den See gepumpt wird“, sagt Ralf Dietrich. Weil es in den vergangenen Tagen viel geregnet hat, ist der Pegel fast unverändert. Trotzdem kann er berechnen, wieviel Wasser dem See fehlen würde. "Die Niederschlagsmenge rechnen wir einfach raus und wenn es nicht geregnet hätte, wäre der Pegel so um 1 bis 2 Zentimeter gesunken.

Gefahr für geschützte Tiere

Untersuchungs Equipment im Neurather See

Untersuchungs-Equipment im Neurather See

Gespeist wird der See normalerweise mit Kühlwasser aus dem Kraftwerk nebenan. Dort wird Grundwasser hochgepumpt, um dann Dampf zu erzeugen, der bei der Braunkohleverstromung gebraucht wird. Bislang pumpt RWE das Wasser dann in die Erft. Von dort aus pumpen es die Stadtbetriebe Grevenbroich ab, um den Neurather See zu befüllen. Der ist ebenfalls ein Überbleibsel vom Braunkohletagebau. und wenn er nicht mit dem Kühlwasser gefüllt wäre, wäre er wohl nur ein schlammiges Loch.

Ein Schicksal, das auch der Erft drohen würde, sagt Ralf Dietrich. "Die Erft wäre nur ein Rinnsal und der Neurather See ein nahezu trocken liegender Tümpel, vor allem für viele Amphibien, Kröten, Molche und Frösche, die sich hier angesiedelt haben und von denen viele unter Schutz stehen, wäre das wohl das Ende.

Woher soll das Wasser kommen?

Die Untersuchung läuft gemeinsam mit dem Erftverband. Denn das Thema wird rund um die Tagebauten Garzweiler und Hambach zum Problem. Noch gibt es keinen Masterplan. Der soll, wenn die Messergebnisse vorliegen, erstellt werden. Klar ist aber, irgendwoher muss das Wasser kommen, das nach Abschaltung der Kohlekraftwerke Erft und Neurather See speist. "Wir können uns viel vorstellen, aber noch gibt es nichts Konkretes“, sagt Ralf Dietrich.

Auch ein Anzapfen der Rheinwassertransportleitung von Dormagen in die Tagebauten wäre möglich. Die Leitung soll den Tagebau in große Seen verwandeln, "wenn wir Wasser für Erft und Neurather See abzwacken, würde das vermutlich gar nicht groß ins Gewicht fallen“, so Dietrich.

Zeit läuft ab

Ein Mann und eine Frau stehen vor dem Neurather See

Jana Boranie und Ralf Dietrich von den Stadtbetrieben Grevenbroich

Zwei Wochen wird gemessen und es scheint, als wäre der See gesünder als gedacht. Wasserstand und Sauerstoffgehalt sind perfekt für Pflanzen, Fische und andere Wassertiere. Vermutlich würde es einige Monate bis Jahre dauern, bevor der Neurather See ohne Wasserzufuhr austrocknet. Trotzdem: noch sechs Jahre bleiben den Experten, um eine Lösung für die Zukunft des Sees zu finden.

Unsere Quellen:

  • Jana Boranie und Ralf Dietrich von den Stadtbetrieben Grevenbroich
  • Reporter vor Ort