Golden Memories: Eine App für Demenzerkrankte

Stand: 26.07.2022, 17:41 Uhr

Rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Mit ihrer Foto-App möchte eine Fotohistorikerin der Bergischen Universität Wuppertal das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

Von Inke Köster

Am Anfang einer Demenzerkrankung sind häufig das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Nach und nach verlieren die Betroffenen dadurch mehr und mehr ihre während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Sie selbst, ihre Angehörigen und Pflegende stellt das häufig vor große Herausforderungen.

Diagnose war Geburtsstunde der App

Als Carmen Pérez Gonzáles zum dritten Mal die Diagnose Demenz in ihrer Familie erhielt, war das die Initialzündung für die App "Golden Memories". Normalerweise unterrichtet die Fotohistorikerin an der Bergischen Universität in Wuppertal. Sie bringt ihren Studenten unter anderem bei, wie man mit Hilfe alter Fotos recherchiert.

Fotos sind wie Katalysatoren

Die gebürtige Spanierin fing zunächst unbewusst an, mit alten Familienmitgliedern und alten Familienfotografien zu spielen. Dabei stellte sie fest, dass vor allem alte Familienfotos, bei Demenzerkrankten wie Katalysatoren wirken können. "Sie erinnern die Menschen, wer sie waren. Mit wem waren sie verheiratet? Mit wem haben sie gespielt?" Über nur ein Bild konnten die alten Menschen teilweise bis zu zwei Stunden erzählen. "Man kann Demenz nicht heilen, aber man kann helfen und den Menschen schöne Momente schenken", ist Pérez Gonzáles überzeugt. Gleichzeitig werde das Gedächtnis trainiert, was helfen könnte, die Demenz langsamer voranschreiten zu lassen.

Digitales Fotoalbum und Spiele App

Und so funktioniert die App: Alte Familienfotos werden mit dem Handy oder dem Tablet abfotografiert und in die App hochgeladen. Dort werden sie in Teamarbeit zwischen Jung und Alt beschriftet und erste Erinnerungen ausgetauscht. Auf diese Weise entsteht ein digitales Fotoalbum, das von überall befüllt und ergänzt werden kann. Zusätzlich zu dem Fotoalbum gibt es Fotospiele. Wie zum Beispiel Memory mit alten Familienbildern.

Unterstützung bei der Entwicklung

Technische Unterstützung zur Umsetzung ihrer App holte sich Pérez Gonzáles beim Forschungsinstitut Fouture aus Düsseldorf. Für Alain Yimbou und Marius Esser bestand die große Herausforderung darin, sich auf die besondere Zielgruppe einzustellen. Das heißt: große Schrift, große Bilder, einfache Sprache und so wenig Text wie möglich.

Kontakte zu Neurowissenschaftlern

Ziel der App ist zweierlei: ein gemeinsames digitales Fotoalbum mit Spiel und Spaß für Jedermann. Vor allem aber will Pérez Gonzáles mit ihr in die Demenzforschung gehen. Sie ist überzeugt, dass mit Hilfe der App das Gedächtnis der Betroffenen trainiert werden und so das Fortschreiten der Demenz vielleicht verlangsamt werden kann. Erste Kontakte zu Neurowissenschaftlern hat sie bereits geknüpft.