Frauenberatungsstellen in Köln fürchten um Existenz
Lokalzeit aus Köln. 19.12.2024. 00:33 Min.. Verfügbar bis 19.12.2026. WDR.
Frauenberatungsstellen in Köln fürchten um Existenz
Stand: 19.12.2024, 17:19 Uhr
Die Stadt muss sparen - im Haushaltsentwurf steht daher, dass vier Kölner Frauenberatungsstellen keine Mittel mehr bekommen.
Von Lisa Klasing
"Die Situation ist sehr dramatisch", beschreibt Stephanie Lange vom Verein FrauenLeben e.V. die Lage der Kölner Beratungsstellen. Fast 250.000 Euro sollen den vier Frauenberatungsstellen aús Köln laut neuem Haushaltsplan gestrichen werden.
Wichtige Zuschüsse, die für Personal, Miete und Betriebskosten dringend benötigt werden. Ohne die städtischen Gelder könnten die Kölner Frauenberatungsstellen vor dem Aus stehen. Durch Spenden allein, könne das nicht aufgefangen werden, so Lange. Perspektivisch gesehen bedeutet das: "massive Einrschränkungen oder sogar Schließungen".
Frauenberatung aktuell wichtig: "Damit sowas wie in Frankreich hier nicht passiert."
Dabei sei die Arbeit gerade aktuell so enorm wichtig. denn in den Einrichtungen erhalten von Gewalt betroffene Frauen in Krisensituationen und Notlagen Beratung, Schutz und Unterstützung. Ohne die Angebote würden sie damit komplett allein gelassen.
Auch der aktuelle Gerichtsprozess in Frankreich um Gisèle Pelicot, zeige, wie wichtig die Arbeit der Einrichtungen sei. Die Frau war über Jahre von ihrem Ehemann unter Drogen gesetzt worden, damit er und fremde Männer, die er online angeworben hatte, sie missbrauchen konnten. Präventation sei essentiell, "damit sowas wie in Frankreich hier nicht passiert.", so Lange.
Ein Femizid pro Tag
Die Zahl der Gewalttaten an Frauen steigt bundesweit seit Jahren
Aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamts unterstützen die wichtige Bedeutung der Anlaufstellen für Frauen. Bundesweit steigen die Zahlen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf ein erschreckendes Hoch. "Fast jeden Tag wird eine Frau Opfer von Femizid", so Stephanie Lange.
Kürzungen "Wie ein Schlag ins Gesicht"
In Köln wächst deswegen der Widerstand gegen die Pläne der Stadt. Die Nachrichten zu den Kürzungen kamen ohne Vorwarnung. "Das hat uns komplett kalt erwischt". Gegen die Hilflosigkeit gehen die Vereine an und mobilisieren alle Kräfte.
Unter anderem hat der Verein FrauenLeben jetzt auch eine Petition in Leben gerufen. Die geplanten Streichungen von Frauenhilfestrukturen fühlten sich an "wie ein Schlag ins Gesicht", heißt es dort. Über 10.000 Unterschriften sind online bereits zusamengekommen (Stand 19.12.24). Der Zuspruch sei überwältigend, erklärt Lange.
Entscheidung fällt 2025
Das erklärte Ziel: Die Politik in Köln doch noch zum Umdenken zu animieren. Am 17. Januar tage der Finanzausschuss. Dann sei das Thema am 13. Februar 2025 in der Ratssitzung.
Bis dahin wollen die Initiatoren der Petition weiter Druck ausüben und hoffen die Petition auch offiziell an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker übergeben zu können. Die Anfrage an die OB sei bisher unbeantwortet geblieben.
Streichungen bei vier Kölner Beratungsstellen
Betroffen sind neben der Frauenberatungsstelle FrauenLeben e.V. auch die Vereine agisra e.V., Frauen gegen Erwerbslosigkeit e.V. und das Frauengesundheitszentrum Hagazussa e.V. aus Köln.
Unsere Quellen:
- Frauenberatungsstelle FrauenLeben e.V.
- Petitionsplattform We act - Campact
- Stadt Köln, Haushaltsplan 2025/26
- WDR-Recherche