Rennszene beim Großen Preis von Belgien

Zittern um die Formel 1 in Spa vorerst beendet

Stand: 29.08.2022, 11:58 Uhr

Die Formel 1 findet auch im kommenden Jahr im belgischen Spa-Francorchamps, rund 50 km südlich von Aachen, statt. Das wurde beim Rennen am Wochenende offiziell bestätigt.

Von Karin Schneider

Da Hauptkonkurrent Südafrika offenbar Finanzprobleme hat und China ausfällt wegen Corona, geht Spa-Francorchamps zumindest für ein Jahr in die Verlängerung. Bevor am vergangenen Wochenende in Spa-Francorchamps das Formel 1-Spektakel erneut über die Bühne ging, fürchteten die Veranstalter und mit ihnen eine ganze Region, dass es das letzte Mal sein könnte.

Formal 1 zieht Hunderttausende an

Von welchen Ausmaßen die Rede ist, zeigen bereits die Ticket-Zahlen: Es wurden mit 300.000 verkauften Eintrittskarten so viele Besucher wie nie erwartet. Diese Tickets waren bereits wenige Tage nach dem Verkaufsstart vergriffen.

Neue Bewerber außerhalb von Europa

Sollte Spa als Formel 1-Austragungsort wegfallen, gibt es grundsätzlich Interessenten aus Asien, Nordamerika und Südafrika. Diese und viele andere Etablierte sind finanziell weitaus interessanter als Spa. An Monaco verdient die Formel 1 mit 15 Millionen Euro Gage für das Rennen 2023 - wenn es denn zustande kommt - am wenigsten, Spa-Francorchamps würde 22 Millionen zahlen, Australien 35, Ungarn 40 Millionen. Aus Qatar, Saudi-Arabien und Aserbaidschan gäbe es jeweils 55 Millionen für das Rennen.

Ostbelgien, die Ardennen und Aachen betroffen

Wirtschaftlich wäre das Aus der Formel 1 für die Region eine Katastrophe. Nur ein Beispiel: Wer wenige Tage vor dem Formel 1-Wochenende zwischen Spa und Aachen, in Ostbelgien oder in den Ardennen ein Zimmer buchen wollte, kam aller Wahrscheinlichkeit nach zu spät oder musste sehr tief in die Tasche greifen. Allein die Hotels von Lüttich über Eupen bis Aachen waren so gut wie ausgebucht.

Starke Aufschläge bei Hotel-Zimmern

Bei Booking.com waren in Aachen knapp eine Woche vor dem Rennen noch ganze drei Zimmer frei für die beiden Nächte von Freitag bis Sonntag. Die nächsten freien Unterkünfte fand man in Alsdorf, Geilenkirchen oder Jülich. Nahezu alle Hotelzimmer wurden zu horrenden Preisen angeboten: Zwei- bis dreifache Preiserhöhungen sind gang und gäbe, sagt Wolfgang Winkler vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Aachen.

Für Last-Minute-Unterkünfte werden nicht selten Erhöhungen um 500 Prozent verlangt. Kostet ein Zimmer für zwei Nächte normalerweise 200 Euro, muss man am Grand-Prix Wochenende teils mehr als 1.000 Euro zahlen - und auch diese Zimmer verkaufen sich. Das ist bislang alljährlich ein guter Booster für die Übernachtungsbranche - und in diesem Jahr, nach Corona, ist der Geldsegen besonders willkommen.

Hohe Verluste für die Aachener Region

Dehoga-Vorsitzender Wolfgang Winkler schätzt bei einem Aus für den Grand-Prix in Spa die Umsatzeinbußen in der Städteregion Aachen auf 400.000 bis 500.000 Euro allein für die Hotels. Für die Gastronomie wären die Verluste ebenfalls hoch. "Wir jedenfalls würden die Formel1 in Spa-Francorchamps sehr vermissen", so Winkler. 

Formel 1-Piloten stehen hinter Spa-Francorchamps

Zahlreiche Formel 1-Piloten hatten sich im Vorfeld des vergangenen Formel 1-Wochenendes für die Rennstrecke Spa-Francorchamps stark gemacht. Für Lewis Hamilton ist sie ein Stück Geschichte und Tradition, und Sebastian Vettel hätte es, so wörtlich, lächerlich gefunden, Spa vom Rennkalender zu streichen.

Und nicht zuletzt der Niederländer Max Verstappen: Er hatte in Spa in den vergangenen Jahren sein Heimspiel. 47 Prozent der 300.000 Tickets für vergangenen Freitag, Samstag und Sonntag haben Niederländer gekauft. Sie kommen, um ihr Idol zu feiern. Es wäre eine große Schande, wenn die Formel 1 hier nicht mehr stattfinden würde, sagte Verstappen.