Nach Explosion in Ratingen: Hinweise auf Verschwörungserzählungen

Stand: 16.05.2023, 06:23 Uhr

Nach der Explosion in einem Ratinger Hochhaus haben die Ermittler Hinweise darauf gefunden, dass der mutmaßliche Täter ein Anhänger von Verschwörungserzählungen ist. Sieben Schwerverletzte liegen weiter auf Intensivstationen, zwei von ihnen schweben noch immer in Lebensgefahr.

Nach Angaben der Polizei sind einige Verletzte nach wie vor in einem kritischen Zustand. Sieben Schwerverletzte werden demnach weiter in Krankenhäusern auf Intensivstationen behandelt. "Zwei von ihnen befinden sich weiterhin in Lebensgefahr, eine verletzte Person konnte inzwischen auf die Normalstation verlegt werden", sagte Kriminaldirektorin Heike Schultz am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Schultz leitet und koordiniert die Ermittlungen.

Handschriftliche Zettel gefunden

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Tatverdächtigen versuchten Mord in neun Fällen vor. Laut Polizei verweigert er bisher jede Aussage. Er sitzt in Untersuchungshaft. In der Wohnung wurden Zettel gefunden, die Einblick in die Gedankenwelt des mutmaßlichen Täters geben.

Die Zettel legen nahe, dass der Mann Verschwörungstheorien anhängt, berichtete Schultz: "Da ist bei der Covid-19-Impfung von einer 'Impfung des Teufels' die Rede. Zudem hat er seine Abneigung gegen Kirche, Staat und Arbeitsamt zum Ausdruck gebracht." Einen Abschieds- oder Bekennerbrief habe man aber nicht in der Wohnung gefunden.

Unklar ist auch noch, ob die in der Wohnung des Mannes gefundene Frauenleiche seine Mutter ist. Da die Frau wohl schon länger tot war, gestaltet sich die Identifizierung schwierig. "Die Auffindesituation und anderes sprechen sehr dafür, dass es sich um die Mutter des Verdächtigen handelt", sagte Schultz. Dies werde aber noch abschließend geklärt.

SPD will Sondersitzung im Landtag

Auf dem Foto ist ein zehnstöckiges Hochhaus, davor stehen zwei Polizeiwagen.

Der Tatort

Die SPD-Opposition fordert derweil eine Sondersitzung im NRW-Landtag zum Thema. Sie will im Innenausschuss klären, ob die Einsatzkräfte, die am Donnerstag zu einer "hilflosen Person" gerufen wurden, darüber informiert waren, dass vor Ort ein Gewalttäter wohnt, gegen den ein Haftbefehl vorliegt.

Auch den Leiter der Ratinger Feuerwehr, René Schubert, beschäftigt die Aufarbeitung des Einsatzes. "Wir werden derzeit oft gefragt, wie wir Einsatzkräfte besser schützen können", sagt er.

"Es gibt Hinterhalte, vor denen wir uns schlicht nicht schützen können." René Schubert, Feuerwehr Ratingen

Zum Geschehen betont der Feuerwehrchef: "Wenn Gewalt angewendet wird gegen Einsatzkräfte, dann ist ein Schutz letztlich so gut wie nicht möglich. Es gibt Hinterhalte, vor denen wir uns schlicht nicht schützen können."

Bei den Feuerwehren stünden landesweit derzeit jedoch nicht einsatztaktische Gedanken im Vordergrund, heißt es weiter. "Unsere Gedanken und Wünsche gelten heute denen, die nach diesem furchtbaren Einsatz um ihr Leben kämpfen", so die Feuerwehr.

Über dieses Thema berichtet der WDR am Montag, 15.05.2023 im Hörfunk und in der Lokalzeit im Fernsehen.