DITIP-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Erstmals Muezzinruf in Köln

Stand: 14.10.2022, 14:09 Uhr

In der Kölner DITIB-Moschee haben am Mittag die muslimischen Gläubigen mit dem Muezzinruf zum Freitagsgebet gerufen. Damit startet ein auf zwei Jahre angelegtes Modellprojekt.

Von Jens Gleisberg

In der Moschee in Ehrenfeld hat mit kurzer Verspätung der Muezzin zum Gebet gerufen. Per Lautsprecher wurde der religiöse Sprechgesang in den Innenhof der Moschee übertragen. In Köln ist der Gebetsruf freitags zwischen 12 und 15 Uhr erlaubt und darf maximal fünf Minuten lang sein.

Im Oktober des vergangenen Jahres hatte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker das Projekt angekündigt. Der Gebetsruf sei prinzipiell durch die Religionsfreiheit gedeckt, sagte sie damals bei der Ankündigung. Allerdings hatte sie die Politiker im Stadtrat dazu nicht einbezogen. Das löste Kritik aus.

Schallgutachten nötig für Genehmigung

Insgesamt haben von den 35 in Köln existierenden Moscheegemeinden zehn ihr Interesse signalisiert, zum Freitagsgebet den Muezzin rufen zu lassen. Allerdings hat bisher lediglich die Moscheegemeinde der DITIB einen konkreten Antrag gestellt.

Die Moscheegemeinde hat dazu ein Schall-Gutachten erstellen lassen. Dies war eine Vorgabe der Stadt Köln. Der Muezzinruf wird demnach nur in unmittelbarer Nähe der größten Kölner Moschee zu hören sein. Er darf die Lautstärke von 60 Dezibel nicht überschreiten, das entspricht in etwa der Lautstärke eines normalen Gesprächs.

Bereits im Vorfeld wurden die Anwohner und umliegenden Geschäfte mit Flugblättern über den geplanten Gebetsruf informiert. Ebenfalls musste ein Ansprechpartner für Fragen oder Beschwerden benannt werden.

DITIB-Gemeinde in der Kritik

Die DITIB ist die Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion. Die Moschee der DITIB wurde 2018 vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan eröffnet. Die Vertreter der Landes- und Stadtpolitik blieben der Eröffnung damals fern.

Die DITIB-Gemeinde gilt als verlängerter Arm der türkischen staatlichen Religionsbehörde. Kritiker sehen daher den Muezzinruf an der DITIB-Moschee als ein sichtbares Zeichen des politischen Islams. Die DITIB selbst sagt, dass der Muezzinruf ein wichtiger Schritt zur Wahrnehmung der muslimischen Glaubensgemeinschaften als Teil der Gesellschaft sei.

In Deutschland rufen in rund dreißig Moscheegemeinden Muezzine zum Freitagsgebet, zum Beispiel in Krefeld, Oer-Erkenschwick oder Düren. Es gibt bisher keine bundesweit einheitlichen Vorgaben für den Gebetsruf.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 14.10.2022 im Hörfunk auf WDR2 und im WDR-Fernsehen.

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