Aus Sympathie für Russland: Reserveoffizier aus Erkrath soll spioniert haben

Stand: 11.08.2022, 11:53 Uhr

Obwohl er dafür wohl kein Geld bekommen hat, soll der mutmaßliche Spion interne Informationen weitergeleitet haben. Heute hat der Prozess in Düsseldorf begonnen.

Von Sven Lüüs und Martin Hoeke

Der 65-jährige Reserveoffizier der Bundeswehr soll den russischen Geheimdienst GRU über Jahre hinweg mit Informationen versorgt haben. Laut Anklage lieferte er den Russen zwischen 2014 und 2020 Kontaktdaten hochrangiger Bundeswehr- und Wirtschaftsvertreter.

Informationen zu deutschem Reservistensystem weitergeleitet?

Außerdem soll er Militär- und Wirtschaftsinterna weitergeleitet haben – zum Beispiel zum deutschen Reservistenwesen und zur sogenannten zivil-militärischen Zusammenarbeit in Krisensituationen, aber auch zu den Folgen der 2014 verhängten Sanktionen gegen Russland und der Pipeline Nord Stream 2.

Deswegen hat am Donnerstag der Prozess gegen ihn vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht begonnen. Am ersten Prozesstag wurde nur die Anklage verlesen.

Angeklagter hat bereits Teilgeständnis abgelegt

Der Verteidiger des Oberstleutnants kündigte eine Einlassung seines Mandanten zu den Vorwürfen an. Der 65-Jährige habe bereits im Ermittlungsverfahren ein Teilgeständnis abgelegt, sagte eine Gerichtssprecherin.

Angeklagter war in mehreren Wirtschaftsausschüssen

Der Mann war Oberstleutnant der Reserve im Ruhrgebiet. Sonst arbeitete er als Vertriebsmanager für eine Firma, die auch in Russland aktiv ist.

Wegen seines zivilen Berufs soll er mehreren Ausschüssen der deutschen Wirtschaft angehört haben und dort auch Zugang zu internen Informationen gehabt haben. Daher konnte er nicht nur Informationen über das Militär nach Russland weiterleiten, sondern auch solche über die Wirtschaft.

Kein Geld erhalten – aber Einladungen?

Geld soll er für seine Spionage nicht bekommen haben. Als Motiv vermutet die Bundesanwaltschaft eine Sympathie für Russland. "Der Angeklagte versuchte, sich interessant zu machen", sagte ein Vertreter der Behörde am Donnerstag. Aufgefallen sei er, weil er zu offiziellen Veranstaltungen russischer Stellen eingeladen worden sei.

Bis zu zehn Jahre Haft

Der Mann aus Erkrath sitzt nicht in Untersuchungshaft. Bei einer möglichen Verurteilung wegen besonders schwerer geheimdienstlicher Agententätigkeit muss er mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen.