Neues Projekt in Düsseldorf: Flüchtlinge leben und lernen in einem ehemaligen Hotel

Lokalzeit aus Düsseldorf 02.10.2024 03:18 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Von Moritz Börner

Neues Projekt in Düsseldorf: Flüchtlinge leben und lernen in einem ehemaligen Hotel

Stand: 02.10.2024, 12:36 Uhr

In Düsseldorf wohnen Flüchtlinge in einem ehemaligen Hotel. Dort werden sie auf Jobs in Hotels und Restaurants vorbereitet.

Von Moritz Börner

Eigentlich arbeitet Lucas Bauer in einem Fünf-Sterne-Hotel in München. Doch der Hotelfachmann und gebürtige Düsseldorfer ist für einen Tag ehrenamtlich im "House of Friends". In dem ehemaligen Hotel zeigt er Geflüchteten, wie der Arbeitsalltag im Hotel abläuft. Ein Thema ist das Housekeeping, dabei geht es um die Reinigung von Hotelzimmern. Passend dazu trägt Lucas Bauer ein weißes Hemd, Schlips, eine Weste - der Dresscode der Hotelfachleute.

Ehrenamtlicher "Housekeeping"-Kurs 

"Es geht darum, Sauberkeit zu erzeugen, und dafür zu sorgen, dass Gäste sich wohlfühlen und sich an ihre Zeit im Hotel im positiven Sinne erinnern", erzählt der 38-jährige Hotelfachmann. Dazu gehöre die professionelle Reinigung der Zimmer, aber auch der freundliche und höfliche Umgang mit den Hotelgästen.

Frühstückssaal des Hotels

Der Frühstückssaal des ehemaligen Hotels

In der Gastronomie fehlen viele Arbeitskräfte

In dem ehemaligen Hotel leben Geflüchtete aus Ländern Afrikas, dem Nahen Osten oder Afghanistan. Mamadou Bachir Jallow zum Beispiel ist vor sechs Jahren aus Gambia nach Deutschland geflohen. Inzwischen hat er einen Hauptschulabschluss nachgeholt, sucht jetzt Arbeit. Im Kurs lernt er, dass man an der Zimmertür anklopfen und freundlich fragen muss, ob der Raum aufgeräumt werden soll. Oder was alles auf den Servicewagen gehört, den er von Zimmer zu Zimmer über die Flure des ehemaligen Hotels schiebt.

Gute Chancen auf einen Job in Hotels und Restaurants

"Ich will auch paar Tage Praktikum machen, bei Hotel, um zu gucken wie das geht und wenn es gefällt, werde ich weitermachen", erzählt der 21-Jährige. Genau das ist die Idee, die hinter dem Projekt steht: Geflüchtete, die eine Arbeitserlaubnis haben, sollen darauf vorbereitet werden, einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz in der Gastronomie zu finden. 

In Hotels und Restaurants fehlen viele Arbeitskräfte. "Ich würde sagen, wer sich Mühe gibt, engagiert ist, der schafft das", sagt Hotelfachmann Lucas Bauer, mit Blick auf Jobs im Bereich Housekeeping, "die Aufnahmequote liegt bei nahezu einhundert Prozent". 

Mahamoud Bijar- Jallow sitzt auf einem Stuhl

Mamadou Bijar Jallow hofft auf einen Job in der Gastronomie.

Arbeitsbereitschaft unter Geflüchteten ist groß

Die Idee zum "House of Friends" hatte Karin Jungjohann. Sie ist eine der Gründerinnen der Sprachschule "Hispi", was für "Hilfe bei der sprachlichen Integration" steht. Zusammen mit der Stadt Düsseldorf hat sie das Projekt auf die Beine gestellt, die Stadt zahlt die Miete für das Gebäude, den Großteil der Organisation übernimmt sie mit ihren Mitstreitern. Sie ist überzeugt, dass es gelingen wird, die Bewohner in Arbeit zu bringen. "Die meisten geben richtig Gas und nehmen die Möglichkeiten wahr, die sie haben. Die meisten wollen sehr gerne arbeiten."

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WDR Studios NRW 26.09.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 26.09.2026 WDR Online


40 Geflüchtete können in dem ehemaligen Hotel unterkommen

Das Hotel ist für die bis zu 40 Geflüchteten, die dort unterkommen können, nicht nur ein Ort, an dem sie über Gastronomie und Hotellerie lernen. Es ist auch ihre Unterkunft. Mamadou Bachir Jallow freut sich sehr, dass er ein eigenes Zimmer hat, er hat jetzt deutlich mehr Platz als in den Flüchtlingsunterkünften, in denen er vorher gelebt hat. 

Besprechung am Tisch

Gründerin Karin Jungjohann (Mitte) im Gespräch mit Geflüchteten.

Als 15-jähriger war er nach Deutschland geflüchtet, er hat mehrere Jahre in Sachsen gelebt, bevor er nach Düsseldorf kam. Die Stadt gefällt ihm, "Für mich ist das jetzt Heimat hier", sagt der 21-jährige.

Unsere Quellen:

  • Hispi-Sprachschule
  • WDR-Reporter vor Ort

Transparenzhinweis:
In einer vorherigen Version haben wir von 14 Geflüchteten in dem ehemaligen Hotel berichtet. Diese Zahl war falsch, es handelt sich um insgesamt 40 Geflüchtete. Das haben wir entsprechend korrigiert.