Symbolbild: Gebrauchte Heroinspritze

Gefährliches Fentanyl in Heroin: Land prüft Substanztests für Drogen

Stand: 22.02.2024, 13:10 Uhr

In Düsseldorf, Wuppertal und Münster wurden bei Proben gefährliche Streckmittel in Heroin nachgewiesen. Das NRW-Gesundheitsministerium denkt jetzt über Substanztests für Drogen nach.

Von Benjamin Sartory

Die Funde von Fentanyl in Heroinproben seien "bedenklich", schreibt das NRW-Gesundheitsministerium auf WDR-Anfrage. Auch wenn die Tests nur einmalig und an wenigen Standorten gemacht wurden und damit nicht klar sei, ob es sich um einen Trend handele.

Um Konsumenten besser zu schützen, denkt das Ministerium jetzt über Substanztests nach. Drogen könnten damit auf gefährliche Streckmittel untersucht werden. Ob und wenn ja wie diese Tests in NRW wirklich eingeführt werden, ist aber noch unklar.

Die Deutsche Aidshilfe hatte bei Proben in Düsseldorf, Wuppertal und Münster Fentanyl nachgewiesen. Sie hatte in bundesweit 17 Drogenkonsumräumen Schnelltests auf den Synthetik-Stoff angeboten.

Synthetische Opioide sind tödlicher als Heroin

Der Zugang zu zwei kleinen Räumen, jeweils mit einem Stuhl

Drogenkonsumraum in Münster

So waren in Münster acht von 296 Proben positiv, in Düsseldorf sieben von 215 und in Wuppertal drei von 696. Bundesweit lag die Trefferquote bei 3,6 Prozent. Das klingt wenig, aber die Aidshilfe macht sich große Sorgen. "Synthetische Opioide sind in Deutschland angekommen", fasst die Aidshilfe das Ergebnis des Bundesmodell-Projektes zusammen.

Synthetische Opioide wie zum Beispiel Fentanyl sind billig und einfach herzustellen, wirken stärker als Heroin und sind wesentlich schneller tödlich. In den USA haben die Stoffe aus dem Chemielabor das klassische Heroin laut Aidshilfe schon fast verdrängt. Zigtausende Menschen sind an den Folgen gestorben.

Aus Sicht der Aidshilfe könnten die aktuellen Nachweise in den Proben nur der Anfang sein. Erschwerend kommt die Situation in Afghanistan hinzu. Weil die Taliban den Anbau von Schlafmohn verboten haben, könnte es weniger Heroin auf dem Markt geben, meinen die Experten. Sie befürchten, dass die chemischen Ersatzdrogen dann noch eine größere Rolle spielen werden.

Notfallmedikament gegen Opioid-Vergiftung

Neben einer besseren Aufklärung hat die Aidshilfe deshalb bereits Schnelltests gefordert, damit Konsumenten Streckmittel erkennen können. Denn am gefährlichsten wird es für sie, wenn sie das Heroin nehmen, ohne zu wissen, dass es auch synthetische Opioide enthält.

Außerdem schlägt der Hilfsverein vor, das Notfallmedikament Naloxon standardmäßig an Ersthelfer wie Polizei und Rettungsdienste auszugeben. Es wird bei Vergiftungen mit Opioiden eingesetzt.

Drogenhilfe: Vorbereitende Maßnahmen treffen

Die Düsseldorfer Drogenhilfe, die auch für den dortigen Drogenkonsumraum zuständig ist, kann diese Vorschläge unterschreiben. Noch sei die Zahl der Fälle ja gering, meint Vorstand Michael Harbaum: "Aus meiner Sicht ist das eine sehr komfortable Situation, weil wir jetzt endlich mal vor der Welle sind." Noch sei also Zeit, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. 

Wichtig sei zum Beispiel, dass das Land NRW das sogenannte "Drug Checking" einführt - wie es auch die Aidshilfe fordert. Dabei können Konsumenten testen, ob in ihren Drogen irgendetwas drin ist, was sie noch gefährlicher machen könnte. Der Bund hatte den Ländern im vergangenen Jahr rechtlich den Weg für dieses Angebot frei gemacht.

Unsere Quellen:

  • Deutsche Aidshilfe
  • Tagesschau.de
  • NRW-Gesundheitsministerium