Mehrere Kilo beschlagnahmtes Marihuana

Drogenhandel oder Enkeltrick? Seniorin aus Düsseldorf vor Gericht

Stand: 27.09.2024, 10:46 Uhr

Sie soll ein Paket mit 22 Kilo Marihuana angenommen und weitergeleitet haben und steht deshalb vor Gericht. Zu Unrecht, sagt sie.

Von Martin Höke

Einer Seniorin aus Düsseldorf droht vor dem Landgericht die Verurteilung wegen Beihilfe zum Drogenhandel. Laut Anklage hatte die 65-jährige frühere Sekretärin im August 2022 zwei Pakete mit insgesamt 22 Kilogramm Marihuana angenommen, um sie für den Weiterverkauf weiterzuleiten.

Täterin oder Opfer eines Enkeltricks?

Das hat die Seniorin zurückgewiesen und meint, sie sei Opfer eines Enkeltricks geworden. Sie sei damals wegen einer Krebsbehandlung und einer Depression viel zuhause gewesen, erklärte sie.

Dann habe ihr Telefon geklingelt und der Anrufer habe gefragt, ob sie sich an ihn erinnern könne. „Bist du Kevin?“, habe sie entgegnet. Ja, sagte der Anrufer. Dieser Kevin, ein vermeintlicher Freund ihres erwachsenen Sohnes, habe sie gebeten, die Pakete für ihn anzunehmen. Er sei in Urlaub. Jemand würde es dann bei ihr abholen. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, betonte die Seniorin.

Kontrollierte Zustellung

Am 8. August 2022 kam das Paket und die 65-Jährige nahm es an. Was sie nicht wusste, der Zusteller war ein Zollbeamter. Denn der Zoll hatte das in Spanien aufgegebene Paket bereits in Koblenz abgefangen und das Marihuana entdeckt. Im Rahmen der Ermittlungen wurde das Paket dann "kontrolliert zugestellt".

Die Angeklagte betonte damals, sie habe weder vom Inhalt des Pakets gewusst noch wisse sie, an wen es weitergeleitet werden sollte.

Zöllner misstrauisch

Die Zöllner glaubten ihr zunächst. „Denn ältere Empfänger werden häufiger für solche Zwecke missbraucht", so ein Ermittler. Die Zöllner wurden aber misstrauisch, als das zweite Paket – ebenfalls vorher abgefangen – zwei Tage später bei der Seniorin eintraf. Denn als sie ihr Mobiltelefon einziehen wollten, war das ausgerechnet nach der ersten Durchsuchung explodiert und von der Frau samt SIM-Karte entsorgt worden. „Das ist bei älteren Samsung-Telefonen schon häufiger passiert“, hatte ihr Verteidiger erklärt.

„Das habe ich ihr nicht geglaubt“, betont dagegen der Zöllner. Zumal habe er in 35 Dienstjahren noch nie erlebt, dass ein Paket mit zehn Kilogramm Marihuana im Wert von 30.000 Euro an eine unbekannte und ahnungslose Empfängerin verschickt wurde. Das Risiko gingen Drogendealer nicht ein.

Die Staatsanwältin hat eine 12-monatige Bewährungsstrafe, der Verteidiger Freispruch beantragt.

Unsere Quellen:

  • Düsseldorfer Landgericht

Über das Thema berichten wir auch im Hörfunk auf WDR 2 sowie im Fernsehen in der Lokalzeit Düsseldorf.