Döppersberg: Bröckelmauer vor Gericht

Stand: 06.10.2022, 18:42 Uhr

Der Wuppertaler Verkehrsknotenpunkt Döppersberg wurde über Jahre quasi "auf links" gezogen, saniert und neu gebaut. Kernstück ist eine Natursteinmauer, die den Döppersberg und den Hauptbahnhof verbindet. Und die bröckelt. Weil die beteiligten Bau-Unternehmen geschlampt haben, sagt die Stadt und zieht vor Gericht.

Von Wolfram Lumpe

Die Stadt Wuppertal war zur Verhandlung am Landgericht mit Anwalt und Justiziar vertreten, die Beklagten wiederum fanden gerade so im Verhandlungssaal Platz: Planer, Architekten und Bau-Unternehmer sehen sich einer Klage gegenüber, in der es um viel geht: 6,3 Millionen Euro veranschlagt die Stadt für Abriss und Neubau der Mauer. Käme es dazu, würde das neue "Tor der Stadt" erneut zur Großbaustelle. 

Viele technische Fragen 

Saal im Landgericht Wuppertal.

Gütetermin vorm Landgericht Wuppertal

Der mögliche Weg bis dahin ist aber noch weit. Denn erstmal müssen viele Details geklärt werden: Kommt der verwendete Kalkstein aus einem Steinbruch aus Dietfurt oder aus Kaldorf? Was für den Laien nach Lappalie klingt, ist genauso wichtig, wie die Frage, aus welcher Schicht-Tiefe er abgebaut wurde. 

Wasser in der Mauer 

Denn aus all dem ergibt sich wohl, wie druckfest und vor allem frostbeständig die verwendeten Mauersteine sind. Die, so die Stadt in der Verhandlung, auch nicht fachgerecht eingebaut worden sein könnten. Wichtig sei nämlich auch das Gefälle, in dem der Regen abläuft. Stimme das nicht, wie eben am Döppersberg, dringe das Wasser in den nicht geeigneten Stein ein. Die Folge: Die jetzt zu beobachtenden "Abplatzungen". Und somit Gefahr für die unter der Mauer her gehenden Passanten. 

Beklagte bestreiten

Die sehen die Beklagten nicht. "Die Beklagten bestreiten die Mangelhaftigkeit der Naturstein-Fassade. Sie meinen, dass Planungs- oder Ausführungsfehler nicht gegeben sind". So die Zusammenfassung von Landgerichts-Sprecher Matthias Roth. 

Gütliche Einigung?

Man konnte den Eindruck gewinnen, es wäre gut, wenn der Stein so verhärtet wäre, wie die Fronten zwischen den Parteien. Die Vorsitzende Richterin mahnte am Ende eine gütliche Einigung an. "Vielleicht ist es doch auch zum Wohle der Stadt, wenn eine Beweisaufnahme durch eine Einigung verhindert werden kann?" Man habe offene Ohren, so die Vertreter beider Seiten zögerlich. 

Langwierige Beweisaufnahme 

Natursteinmauer mit Netzen gesichert

Bröckelmauer am Döppersberg

Passiert das nicht, wird sich der Rechtsstreit wohl noch Jahre hinziehen, sagt Matthias Roth. "Die Vorsitzende hat deutlich gemacht, dass der Rechtsstreit ohne umfassende Beweisaufnahme durch Einholung eines Sachverständigen-Gutachtens nicht entschieden werden kann". Und davon gibt es nicht viele. Einer davon äußert sich in einem Parallelverfahren in Berlin. Da klagt nicht die Stadt, sondern eine Investorengruppe. Der gehört auch ein kleiner Teil der Döppersberg-Mauer. Ein "Mauerspiel" mit vielen Darstellern. 

Mülleimer Natursteinwand 

Und die bröckelt erstmal weiter. Das aber wohl ohne Gefahr für Passanten. Denn in den mutmaßlich gefährlichen Bereichen sind die Steine von Netzen bedeckt. Trauriger Schlusspunkt: Die Netze dienen einigen Zeitgenossen als Mülleimer. Von oben werfen sie Abfall, wie Dosen oder Verpackungen ein, die sich im unteren Teil der Netze sammeln. Kein schöner Anblick am "Tor der Stadt". 

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