Ron Prosor bei einer Rede.

Diskussion in Bonn: Keine schnelle Lösung im Israel-Gaza-Konflikt

Stand: 16.01.2024, 06:59 Uhr

Bei einer Diskussionsveranstaltung am Montagabend an der Universität Bonn hat der israelische Botschafter Ron Prosor deutlich gemacht, dass er nicht mit einer schnellen Lösung der aktuellen Eskalation im Nahen Osten rechnet.

Von Christian von Stülpnagel

Bei einer Diskussionsrunde an der Uni Bonn hat der israelische Botschafter Ron Prosor gefordert, dass die Terrorgruppe Hamas endgültig zerstört werden müsse. Nur wenn die Hamas mit ihrer Führungsspitze und ihrer Infrastruktur nicht mehr existiert, könne Israel in der Region überleben, sagte Prosor.

"Diejenigen, die nicht die Fähigkeit haben, die Massaker zu verurteilen, die nicht den Mut haben, sind nicht unsere Partner". Prosor lehnt Friedensgespräche ab: "Sie sind nicht unsere Freunde, sind nicht unsere Ansprechpartner. Mit denen kann man nicht Frieden erzielen." Vor rund 100 Tagen hatte die Hamas Israel angegriffen.

Zwei-Staaten-Lösung aktuell unrealistisch

Die viel zitierte Zwei-Staaten-Lösung mit einem israelischen und einem palästinensischen Staat hält er derzeit für nicht möglich. Dafür müsste es erst demokratische Strukturen auch auf palästinensischer Seite geben. Eine Haltung, der sich der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert in der Diskussionsrunde anschließt:

"Wir waren noch nie so weit von einer Zwei-Staaten-Lösung entfernt wie jetzt". Norbert Lammert

"Terrororganisation mit erklärtem Vernichtungsziel"

Norbert Lammert

Lammert glaubt auch nicht an eine schnelle Lösung im Konflikt

Dabei ist für Lammert klar: Wenn es Frieden in der Region geben soll, müssen Israelis und Palästinenser einen Weg finden, miteinander zu leben. "Es ist offensichtlich, dass es für den israelischen Staat keine Sicherheit geben kann, solange es eine Terrororganisation mit erklärtem Vernichtungsziel gibt". Aber ein sicheres Leben in Israel sei nach Ansicht von Lammert auch nur möglich, wenn die Palästinenser eine Zukunftsperspektive haben.

Demonstration am Rande der Diskussion

Vor dem Uniforum in Bonn haben laut Polizei rund 250 Demonstranten gegen einen angeblichen Genozid Israels im Gaza-Streifen demonstriert.

Rund 250 Pro-Palästina-Demonstranten zogen durch Bonn

Während der Diskussion zogen rund 250 Demonstranten durch die Bonner Innenstadt. Sie protestierten gegen die Angriffe Israels in Gaza und skandierten "Free Palestine". Rund 100 Polizeibeamte begleiteten den Protestzug. Die Demo sei ruhig verlaufen, so die Polizei im Anschluss. Nur vereinzelt habe es Verstöße gegen Auflagen gegeben.

Deutschland wichtigster Partner hinter den USA

Bei der Diskussionsrunde zeigte sich Botschafter Ron Prosor erfreut, dass die Haltung der Demonstranten nicht die der Politik sei. Er bedankte sich bei Bundeskanzler Olaf Scholz und seiner Regierung für die Unterstützung in der aktuellen Krise: "Nach den USA ist klar, dass Deutschland Israels zweitwichtigster Israelischer Partner ist."

Über dieses Thema hat der WDR am 15.01. auch im Radio auf WDR2 berichtet.

Unsere Quellen:

  • Reporter
  • Polizei Bonn