Demo für inklusives Schulleben in Köln

Demo in Köln: Inklusion statt Förderschulen

Stand: 23.01.2024, 08:34 Uhr

In Köln haben Eltern behinderter Kinder zusammen mit Schülerinnen und Schülern für mehr Inklusion demonstriert. Ihre Forderung: mehr Investitionen in gemeinsames Lernen gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention.

Von Judith Levold

Eine "Schule für alle" skandieren die 5.-KlässlerInnen der Rodenkirchener Gesamtschule vor dem Kölner Rathaus. Gleich soll hier der Schulausschuss tagen und deshalb stehen sie hier: Für mehr Inklusion in Kölns Schullandschaft.

Probleme mit Fahrtkosten

Denn die inklusive Bildung scheitert oft schon an scheinbar kleinen Dingen: So lehnen Kölner Behörden zum Beispiel häufig die Übernahme der Fahrtkosten für SchülerInnen mit Behinderung ab - dann nämlich, wenn es ins gemeinsame Lernen an eine Regelschule gehen soll.

Demo für inklusives Schulleben in Köln

Für den Weg zur Förderschule werden die Kosten aber übernommen. "Bringt unsere Mitschüler in die Schule" hat Charis deshalb auf ihr Plakat gemalt, denn ein behinderter Klassenkamerad kann seit einem halben Jahr nicht am Unterricht teilnehmen. "Weil er weit weg wohnt und die Eltern sich kein Taxi leisten können", erklärt sie. Seine Eltern müssten ihn mit Bus und Bahn bringen und abholen - zwei Stunden hin und zurück - und das zweimal am Tag für die Mutter oder den Vater.

Gemeinsames Lernen erschwert

Es werde Eltern erschwert, ein Kind mit Behinderung inklusiv beschulen zu lassen, bestätigt Ute Berger vom Kölner Elternberatungsverein mittendrin e.V. und selbst Mutter einer Schülerin mit Downsyndrom. Dabei sei Deutschland, und damit Bund, Länder und Kommunen, verpflichtet, konsequent ein inklusives Schulsystem aufzubauen. Seit es die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 gesetzlich verankert hat.

"Sondersysteme sind diskriminierend. Unsere Kinder haben ein Recht auf inklusive Bildung!" Ute Berger, mittendrin e.V.

Neue Förderschulen nicht gesetzkonform?

Dass Köln aktuell den Bau zweier neuer Förderschulen plant, ist aus ihrer Sicht mehr als ärgerlich, es verstoße sogar gegen das NRW Schulgesetz und den eigenen Inklusionsplan der Stadt Köln aus 2012. Dort hatte das städtische Schuldezernat noch von einer Umkehr der Verhältnisse gesprochen, ein ambitioniertes Ziel: Statt 84% der Kinder mit Behinderung an Förderschulen und nur 16% im gemeinsamen Lernen damals, sollte es genau umgekehrt werden - bis heute ist das bei weitem nicht erreicht.

Im Gegenteil: Die Anmeldezahlen von Kindern mit geistiger Beeinträchtigung etwa, vor allem an weiterführenden Schulen, seien stark rückläufig, so Eva Thoms, Vorsitzende des mittendrin e.V..

Förderschule räumlich getrennt

An den in Köln geplanten neuen Förderschulen für geistige Entwicklung ärgert die Eltern auch, dass in einem neu entstehenden Stadtteil wie Köln Kreuzfeld "alte Fehler" gemacht werden: Die Förderschule, die dort entstehen soll, ist durch ein Gewerbegebiet von Regelschulen und KiTa getrennt.

"Das widerspricht jedem Inklusionsgedanken - wir fordern einen inklusiven Bildungscampus dort!" Ute Berger, mittendrin e.V.

UNO-Rüge

Bei der so genannten Staatenprüfung der UN letztes Jahr zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland, gab es auch eine deutliche Rüge für Deutschland und die Forderung nach einem Abbau der bestehenden Sondersysteme.

Quelle:

  • Reporterin vor Ort
  • Stadt Köln
  • mittendrin e.V.

Über das Thema berichtete der WDR am 22.01.2024 auch in der Lokalzeit Köln im WDR Fernsehen