Freude fürs Krankenzimmer: Ausbildung zum Klinik-Clown in Aachen startet

03:20 Min. Verfügbar bis 31.07.2025

Ausbildung zum Klinik-Clown in Aachen startet

Stand: 31.07.2023, 08:31 Uhr

In Aachen startet im September eine Ausbildung zum Klinik- oder Kontakt-Clown. Bernadette Keller und Anna Scholten geben ihr Können weiter. Sie sind in Kliniken und Seniorenheimen unterwegs.

Von Anke Bardenberg

"Das Wichtigste bei der Ausbildung ist es, einen eigenen Clown-Charakter zu finden", sagt Bernadette Keller. Aber der würde sich im Laufe der Zeit von ganz alleine finden. Vorausgesetzt man bringt ausreichend Spielfreude mit, ist neugierig und offen.

Gelernte Krankenschwestern schlüpfen in ihre Kostüme

"Denn das braucht man in diesem Job auf jeden Fall: Die nötige Gelassenheit, Dinge auf sich zukommen zu lassen", ergänzt ihre Kollegin Anna Scholten.

Ab September bieten die beiden Clowninnen ein einjähriges, berufsbegleitendes Seminar beim Aachener Sozialverband "In Via" an. Und es seien noch Plätze frei. Während sie das erzählen, machen sich die beiden gerade fertig. Sie haben einen Einsatz im Seniorenheim "Haus Hörn" in Aachen.

Doch bevor es losgeht, müssen sie sich erst mal schminken und in ihre Kostüme schlüpfen. Das eine blau-weiß, das andere rot-weiß gepunktet. Und ganz wichtig: Die roten Nasen aufsetzen. Erst dann sind sie "Frida" und "Vilma".

Kein Krach und Klamauk

Ihre erste "Bühne" an diesem Tag ist der Aufenthaltsraum der ambulanten Tagespflege. Hier werden sie schon sehnsüchtig erwartet, man kennt sich: "Frida" und "Vilma" sind zweimal im Monat zu Besuch. Doch statt Krach und Klamauk geht es um etwas ganz anderes.

Spielerisch und behutsam bauen die beiden Clowninnen den Kontakt zu den älteren Menschen auf. Schenken jedem einzelnen viel Aufmerksamkeit. Reden, lachen, singen und sogar ein bisschen Magie gehört dazu.

Clowninnen behalten kleine Geheimnisse für sich

Aus einer Seifenblase zaubert "Frida" einem älteren Herrn ein kleines, rotes Glasherz in die Hand. Wie sie das macht, bleibt ihr Geheimnis.

Und "Vilma" spielt eine leise Melodie auf einer Mini-Drehorgel, nähert sich vorsichtig einer stillen, zurückgezogenen Seniorin an, indem sie mit großen Augen deren fein lackierte Fingernägel bestaunt.

"Klinik-Clowns haben nichts Übergriffiges wie Nassspritzen. Sondern sie sind freundlich, gucken mit Respekt, was und wer da gerade ist und passen sich der Körpersprache ihres Gegenübers an." Bernadette Keller "Frida", Klinik-Clownin

Das sollen auch die Teilnehmer des berufsbegleitenden Seminars bei "In Via" lernen. Das dafür nötige Feingefühl müssen die Teilnehmer mitbringen.

Begleitetes Weinen

Bernadette Keller, "Frida" , ist Krankenschwester und arbeitet beim Sozialdienst in einem Seniorenheim. Anna Scholten, "Vilma", ebenfalls gelernte Krankenschwester, arbeitet als Schauspielerin. 

Bei ihren Einsätzen als Klink-Clowninnen erleben sie auch Trauriges. Einmal in der Woche sind sie zum Beispiel auf der Kinderstation des Uniklinikums der RWTH Aachen. Wenn ein kleiner Patient schwer krank sei und die Eltern weinen, müssten sie auch einfach mal ganz ruhig sein.

"Dann ist es nicht so, dass wir anfangen, Gott weiß wie dagegen zu arbeiten. Sondern wir nehmen zum Beispiel die Mutter in den Arm und machen begleitetes Weinen. Und dann lächeln die meisten schon wieder ein kleines bisschen. Wir gehen immer mit." Bernadette Keller „Frida“, Klinik-Clownin