Ein bisschen Schnee hat Daniel Friehe dann doch geschoben. Auch wenn am Eingang zum Camping Jillieshof ein großes Schild vor "Keinem Winterdienst" warnt. "Ein Gast ist heute Morgen abgereist, dem habe ich dann den Weg geräumt, damit er vom Platz runterkommt." Trotzdem musste sein Gast Schneeketten anlegen. Den Parkplatz hat Friehe eh so gut es geht geräumt. "Da war ich schon den Vormittag mit beschäftigt."
Offiziell kein Winterdienst, ein bisschen hat Daniel Friehe trotzdem geräumt.
Ansonsten ist auf seinem Campingplatz in Bad Honnef im Siebengebirge aber weniger zu tun als im Sommer. 180 Plätze für Dauercamper bietet er an, er rechnet damit, dass am Wochenende 15 bis 20 von ihnen kommen, um nach dem Rechten zu schauen. Aber auch eine Handvoll Touristen genießt den Wintereinbruch im Siebengebirge.
22km Wandern und niemanden treffen
Robin Veenstra ist mit seinem Hund Findus auf dem Campingplatz – und genießt die Ruhe: "Ich war gestern mit einem Freund hier unterwegs, wir sind zur Löwenburg gewandert. Am Ende waren wir glaube ich 22 Kilometer unterwegs und haben niemanden getroffen." Eigentlich kommt er aus Monheim, zusammen mit seiner Freundin ist er aber viel mit seinem Camper unterwegs. "Im Winter sind wir so drei bis vier Mal weg."
Robin Veenstra mit seinem Hund Findus
Der Schnee macht dem 31-Jährigen nichts aus: "Heizung an, ich lege ein paar Felle auf den Boden und unter den Tisch, für die Füße. Und dann halt die richtigen Klamotten." Und so werde es dann in seinem Wohnwagen auch richtig heimelig. "Und zu Hause wäre es ja schließlich auch kalt."
Christiane Siedow hat gegen die Kälte Glühwein ausgeschenkt. Ansonsten helfe: "Spaß am Schnee zu haben. Umd immer genug Gas, für die Heizung." Camping im Winter – für sie ist das besonders: "Im Sommer campen alle. Jetzt ist es hier ruhig." Aber auch ein bisschen mühsamer.
Auf das Minimum reduziert
Ihr Mann Michael wollte mal versuchen, wie weit er mit seinem Auto auf dem nicht geräumten Teil des Platzes kommt – 20 Meter später an der Kurve war Schluss. "Den musste ich mit meinem Allrad wieder aus holen," sagt Ralf Flohr, der mit seiner Frau gleich neben den Siedows einen Stellplatz hat.
Mit Glühwein gegen die Kälte: Familien Flohr (l.) und Siedow.
Aber diese Eingeschränktheit ist es, was Christiane Siedow am Campen so sehr liebt: "Man ist auf ein Minimum reduziert. Das zählt zum Glücklich sein." Und ihr Hund scheint sowieso Schnee zu lieben.
Seinen Stellplatz sollte man auf Schneefall allerdings vorbereitet haben. „Ich denke, dass ich gleich noch zwei Leute anrufen muss“, sagt Daniel Friehe bei einem Rundgang über seinen Platz. Zwei Vorzelte sind eingebrochen, 30 Zentimeter Schnee auf dem Dach war doch zu viel. „Ich habe deshalb zusätzliche Stangen eingebaut, um das Vorzelt zu halten“, erklärt Wolfgang Schuster.
Mehr Zeit für die Familie
Extra Stangen für die Stabilität: Wolfgang Schuster hat schon vor dem Winter vorgesorgt.
Der Kölner ist ein Urgestein auf dem Platz in Bad Honnef, seit 40 Jahren kommt er regelmäßig mit seiner Familie. So viel Schnee habe er aber selten gehabt: "1984/85, da hatten wir mal 70 Zentimeter." Trotzdem ist er jetzt extra am Donnerstagmorgen rausgekommen, um seinen Stellplatz zu kontrollieren. "Die A3 war nur zweispurig und einige Lkw standen auch auf der Landstraße quer", erzählt er. Jetzt möchte er ein paar Tage bleiben. "Es ist einfach schön, raus zu sein."
Platzbesitzer Daniel Friehe hat im Winter etwas weniger zu tun.
Auch Daniel Friehe kann den Winter genießen. "Im Sommer, wenn der Platz voll ist, dann ist kaum Zeit für einen Nachmittag mit der Familie." Jetzt muss er eben nur den Parkplatz vom Schnee befreien.