Netzbetreiber Amprion informiert über „Stromautobahn“
Stand: 11.06.2024, 15:03 Uhr
Der Netzbetreiber Amprion baut eine gigantische Stromtrasse, die Windenergie von der Nordsee nach NRW transportiert. In dieser Woche werden die Anwohner am Niederrhein über die Pläne informiert.
Von Thomas Kalus
Die Trasse wird quer durch die Kreise Kleve, Wesel, Viersen und den Rhein-Kreis-Neuss laufen. In dieser Woche sind die Amprion-Experten hier unterwegs. Am Dienstag steht das Infomobil unter anderem auf dem Willicher Kaiserplatz.
Mega-Stromkabel wird unter die Erde gelegt
Immer wieder kommen Menschen vorbei, um sich über das Stromkabel zu informieren, das künftig unter den Feldern ihrer Stadt laufen soll. Die so genannte „Stromautobahn“ wird als Erdkabel verlegt.
Es wird keine riesigen Strommasten geben, die möglicherweise die Landschaft verschandeln. „Der Zuspruch in der Bevölkerung ist für das Erdkabel deutlich höher“, sagt Amprion-Sprecher Linus Dahm in Willich.
Boden wird so zurückverlegt, wie er herausgeholt wurde
So sieht das Erdkabel aus
Vor allem Landwirte wollen wissen, was mit ihren Böden passiert, wenn das Stromkabel unter ihrer Erde verlegt wird. Projektsprecher Dahm sagt: „Die Bodenschichten werden einzeln aus dem Erdreich gehoben und getrennt voneinander gelagert. Und nachdem das Kabel in die Erde gelegt wurde, wird der Boden so wieder zurückverfüllt, wie er entnommen wurde.“ So sei dort eine Bewirtschaftung schnell wieder möglich.
Grundstückseigentümer werden entschädigt
Von der mehreren hundert Kilometer langen Stromtrasse von der Nordsee bis ins Rheinland sind einige tausend Grundstückseigentümer, vor allem Landwirte, betroffen. Amprion entschädigt sie für den Ausfall während der Bauzeit. Die Summen sind gesetzlich genau festgelegt, es gibt keinen Verhandlungsspielraum. Mögliche zusätzliche Ernteausfälle stellt ein Gutachter fest.
Amprion: Keine Gesundheitsgefahren durch Erdkabel
Der Rentner Ernst Elmer aus Kaarst möchte als Anwohner wissen, ob das Stromkabel möglicherweise gesundheitliche Beeinträchtigungen hat: „Es kommt ja immer wieder mal das Gerede hoch in Sachen magnetische Beeinflussung durch Stromkabel“, gibt Elmer zu bedenken. Aber auch da geben die Spezialisten Entwarnung: Da es sich um ein Erdkabel handelt, sei das auszuschließen, sagen sie.
Anwohner lassen sich Technik erklären
Anwohner Ernst Elmer will es genau wissen
Der studierte Elektrotechniker Hans Thomes aus Willich interessiert sich vor allem für die technische Umsetzung des Mega-Projektes. Er lässt sich von den Experten genau erklären, wie der Strom von den riesigen Windrad-Feldern an der Nordsee ins Rheinland kommt: „Ich möchte, dass mein Strom möglichst umweltfreundlich hergestellt wird“, sagt Thomes, „und das ist mit so einer Lösung natürlich deutlich besser, als wenn ich ein Kohlekraftwerk da hinsetze.“
Der erste Windstrom soll ab 2032 fließen
Für das große Energie-Projekt startet nun die sogenannte Raumverträglichkeitsprüfung. In dem sechsmonatigen Verfahren legt die zuständige Bezirksregierung fest, auf welchen Korridoren das Erdkabel am Niederrhein verlegt werden. Die Arbeiten werden nicht vor 2030 beginnen. Nach den bisherigen Planungen soll zwei Jahre danach der erste Windstrom durch das Erdkabel nach NRW fließen.
Quellen:
- Stromnetzbetreiber Amprion
- Bürgerinnen und Bürger am Infomobil in Willich
- Reporter vor Ort