Vereinte Nationen vermessen von Bonn aus die Welt

Stand: 30.03.2023, 08:28 Uhr

Die Vereinten Nationen haben in Bonn ihr Exzellenzzentrum der Geodäsie eröffnet. Ziel ist ein weltweites Netzwerk zur Vermessung und Abbildung der Erdoberfläche.

Von Sebastian Tittelbach

Der Name ist sperrig und die Aufgabe gewaltig: Das United Nations Global Geodatic Centre of Excellence, abgekürzt UN-GGCE soll die Welt vermessen. Zehn Jahre ist diese Idee alt, dass die Vereinten Nationen ein weltweites Netzwerk schaffen, das aus Beobachtungsstationen und Daten- und Analysezentren besteht. Die Daten, die Geodäten in der ganzen Welt zusammentragen, sind bereits jetzt allgegenwärtig. Sie werden von Navigations-Apps genutzt und sollen selbstfahrenden Autos die Orientierung ermöglichen. Dabei reiche nicht ein Satellit im Weltall und eine Empfangsstation am Boden aus, erklärt Prof. Paul Becker, Präsident des Bundesamts für Karthographie und Geodäsie, man müsse auch die Position der Erde im Weltraum kennen und den Satelliten verfolgen. Das sei eine weltweite Aufgabe.

Netzwerk überwacht steigenden Meeresspiegel

Durch das Netzwerk soll es möglich werden, den Anstieg des Meeresspiegels und damit die Folgen des Klimawandels genauer zu beobachten. Auch Veränderungen der Erdkruste werden erfasst. Diese Informationen werden zum Beispiel genutzt, um Gefahren von Überschwemmungen besser vorhersagen zu können. Länder könnten zudem besser abschätzen, wie nah sie noch am Wasser bauen können.

Von Bonn aus soll die neue Einrichtung besonders Entwicklungsländer dabei unterstützen, ihre Daten zu verbessern und sie soll weltweit für einen einfachen Zugang sorgen. Stefan Schweinfest, Direktor der Statistischen Division der UN in New York, nennt zum Beispiel Trainings und Informationsmaterial, die Vermessern in den jeweiligen Landessprachen zur Verfügung gestellt werden.

UN-Standort in Bonn wächst weiter

Seinen Sitz hat das Zentrum im UN-Hochhaus "Langer Eugen" im ehemaligen Regierungsviertel in Bonn. Dort werden zunächst sechs Mitarbeiter tätig sein und von einer Kollegin aus Norwegen unterstützt. Später soll die Zahl verdoppelt werden. Es ist bereits die 26. Einrichtung der Vereinten Nationen auf dem UN Campus in Bonn. Die Finanzierung übernimmt Deutschland und zahlt zunächst bis Ende 2025 jährlich 900.000 Euro.

Über dieses Thema haben wir am 29. März 2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr

Weitere Themen