Auto kurz und kostenlos parken mit der Brötchentaste - Fluch oder Segen?
Stand: 08.05.2023, 20:01 Uhr
Die "Brötchentaste" für kurzes und kostenloses Parken könnte denen helfen, die in der Stadt schnell etwas mit dem Auto besorgen wollen und sich über hohe Parkgebühren ärgern. Vorausgesetzt, sie scheitern nicht schon an der Hürde "Parkplatzsuche".
Mancherorts gibt es sie schon, die sogenannte Brötchentaste: In Bergisch Gladbach kann an allen Parkscheinautomaten 15 Minuten lang gebührenfrei geparkt werden, und in Köln ist sie zumindest in einigen stark frequentierten Geschäftsstraßen aktiv - etwa im Zentrum Porz oder an der Severinstraße in der Innenstadt.
Handelsverband sieht Entscheidungshoheit vor Ort
Dass die FDP gerade laut Bild-Zeitung eine "Park-Revolution" plant - unter anderem durch die bundesweite Einführung der "Brötchentaste" - stimmt zumindest aus Sicht dieser Kommunen nicht. Der Städte- und Gemeindebund hatte zudem 2003 bereits darauf hingewiesen, dass die "Brötchentaste" Bürgern nutzt und eine flexiblere Parkraum-Bewirtschaftung in NRW gefordert.
Wie diese aussieht, müsse aber vor Ort entschieden werden, sagt Carina Peretzke vom Handelsverband NRW, die das zeitlich begrenzte Angebot des gebührenfreien Parkens grundsätzlich für "eine feine Sache" hält: "Das ist abhängig von den jeweiligen Verkehrskonzepten." Wo es etwa ein gutes Straßenbahnnetz gebe, könne die Taste überflüssig sein. Und in kleineren Städten und ländlichen Regionen reiche in der Regel die Parkscheibe.
Innenstädte durch "Brötchentaste" wiederbeleben
Auf die Entscheidungshoheit der Kommune vor Ort verweist auch Philipp Stempel, Sprecher des Städte- und Gemeindebundes NRW. Die "Brötchentaste" besitzt seiner Ansicht nach das Potenzial, dem durch den Online-Handel unter Druck geratenen Einzelhandel zu nutzen. Sie könne helfen, Innenstädte wiederzubeleben oder lebendig zu erhalten: "Das ist aber eine Entscheidung, die man an den Gegebenheiten vor Ort ausrichten muss."
Peretzke sieht die Taste beispielsweise in der Kombination mit "Click & Collect"-Angeboten als Chance für den Handel, hebt aber auch die Vorteile für Bürger hervor: "Wenn man nur kurz irgendwo reinspringen will, ist das was Positives." Praktisch sei sie auch für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind und nur kurz etwas abholen oder einkaufen müssen. "Gut gelegene Parkhäuser gibt es nicht immer", so die Verbandssprecherin.
Umwelthilfe: Auch jetzt schon zu viele Autos in der Stadt
Bei der Deutschen Umwelthilfe stößt der Vorstoß der FDP auf kein Verständnis: "Wir haben schon genug Autos in den Städten. Die CO2-Emissionen steigen im Verkehr, ohne dass wir ein Sorfortprogramm haben", sagt Dorothee Saar, Leiterin für Verkehr und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Da erinnere ein solcher Vorschlag doch "eher an die Verkehrspolitik der 60er Jahre".
Das Argument "der kurzen Besorgungen" lässt Saar nicht gelten. Die ließen sich immer auch mit dem Rad erledigen. Sie räumt ein, dass es Ausnahmen gebe, in denen etwa weniger mobile Menschen von einer "Brötchentaste" profitieren könnten, sieht es aber kritisch, aus Ausnahmen "allgemeine Regeln" abzuleiten.
DUH: Weniger Verkehr bringt mehr Aufenthaltsqualität
Saar plädiert für weniger motorisierten Verkehr in den Städten: "Alles, was motorisierten Individualverkehr reduziert, kommt dem Einzelhandel zugute." Ganz abgesehen vom Klimaschutzaspekt erhöhe dies die Aufenthaltsqualität und Sicherheit in den Städten.