Telefonische Krankschreibung kommt zurück

Aktuelle Stunde 07.12.2023 UT Verfügbar bis 07.12.2025 WDR Von Anke Kutz

Krankschreibung am Telefon wieder möglich

Stand: 07.12.2023, 17:24 Uhr

Wer krank ist muss jetzt nicht mehr zwingend zum Arzt, sondern kann nach einem Telefonat eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhalten.

Von Markus Gröters

Hausarzt Dr. Guido Pascha in seinem Behandlungszimmer

Dr. Guido Pascha, Hausarzt

Die Wartezimmer in Guido Paschas Hausarztpraxis füllen sich schnell an diesem Donnerstagmorgen. Halsschmerzen, Schnupfen, grippale Infekte - immer mehr Mensch mit den üblichen Winterkrankheiten kommen in seine Praxis. Dazu auch eine steigende Zahl Patienten mit positivem Corona-Test.

Krankschreibung am Telefon wieder möglich

00:48 Min. Verfügbar bis 07.12.2025


Wir machen das auch nur bei Leuten, die wir gut kennen

Porträt  von Dr. Ralph Eisenstein, Hausärzteverband Nordrhein

Dr. Ralph Eisenstein, Hausärzteverband Nordrhein

Weil er den Platz hat, kann er infektiöse Patienten von den anderen trennen. "Damit niemand mit Knieschmerzen kommt und mit Corona nach Hause geht.", wie er gerne sagt. Ab sofort kann er das Infektionsrisiko der Patienten und seiner Mitarbeiterinnen auch wieder durch die telefonische Krankschreibung kleiner halten. Aber er ist skeptisch: "Ich bin sicherlich schon dankbar, das Instrument zu haben, aber eine gewisse Zwigespaltenheit ist schon da, weil wir schon das Bedürfnis haben, die Patienten auch zu sehen. Wir machen das auch nur bei Leuten, die wir gut kennen. Es kann jetzt nicht jeder einfach anrufen und bekommt sofort eine AU!“, stellt Pascha klar.

Die telefonische Krankschreibung muss eine Notlösung bleiben

Tatsächlich ist die Möglichkeit eine Krankschreibung telefonisch zu bekommen, an Bedingungen geknüpft. Ralph Eisenstein ist Vorsitzender der Düsseldorfer Kreisstelle des Hausärzteverbands Nordrhein und stellt klar: "Die telefonische Krankschreibung muss immer eine Notlösung bleiben und es gibt Einschränkungen. Erstens geht das nur bei Kassenpatienten. Für Privatpatienten ist das noch gar nicht geregelt. Zweitens muss der Patient bekannt und innerhalb der letzten zwei Jahre auch mal da gewesen sein.“ Außerdem müsse sichergestellt werden, dass keine wirklich schwere Erkrankung vorliege. Dann gelte nach wie vor: Eine Vorstellung in der Praxis muss sein.

Das ist für uns eine echte Entlastung

Eine Frau in einer Arztpraxis telefoniert

Elke Etteldorf, medizinische Fachangestellte

Die medizinischen Fachangestellten in Guido Paschas Arztpraxis sind froh, dass die Regelung jetzt beschlossen wurde. Ingrid Etteldorf nimmt schon den ganzen Morgen Anrufe von Patienten entgegen, die Termine haben wollen, und wird in Zukunft auch vorab klären, ob eine telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in Frage kommt: "Das ist für uns eine echte Entlastung: die Räume sind nicht so voll, die Praxis ist nicht so überlaufen. Meine Arbeit bleibt aber gleich. Es ist schließlich egal, ob die Patienten hier sind oder ob wir es über das Telefon erledigen.“

Reaktion auf Praxisschließungen

Denn am Ende ist auch klar: Die neue Regelung kommt nicht allein, weil es immer mehr Kranke gibt oder um es den Patienten einfach zu machen. Sie ist auch eine Reaktion auf eine sinkende Zahl an Ärzten und Praxisschließungen, erklärt Guido Pascha: "Die telefonische Krankschreibung ist kein Game Changer, sondern sie ist aus der Not geboren. Es wird uns jetzt als Geschenk verkauft, aber sie kommt, weil es zu wenig Ärztinnen und Ärzte, gibt und die Praxen übervoll sind.“

Die neue Regelung gilt ab sofort, aber die Entscheidung, ob eine Praxis die telefonische Krankschreibung tatsächlich ausstellt oder eben nicht, liegt allein bei den Ärztinnen und Ärzten.

Quellen: Recherche Reporter des Studios Düsseldorf bei einer Hausarztpraxis in Ratingen und in der Düsseldorfer Kreisstelle des Hausärzteverbands Nordrhein

Über dieses Thema berichtet der WDR am 7.12.2023 crossmedial