Telefonische Krankschreibung: Wie soll das gehen?

WDR aktuell 29.11.2023 Verfügbar bis 29.11.2025 WDR Von Marius Schneider

Telefonische Krankschreibung: Wie läuft das genau?

Stand: 18.12.2023, 07:45 Uhr

Seit dem 7. Dezember ist die telefonische Krankschreibung wieder möglich. Wie läuft sie genau ab? Und was gilt für Eltern bei der Kinderkrankschreibung? Fragen und Antworten.

Von Jörn Seidel und Katja Goebel

Für eine Krankschreibung müssen Patientinnen und Patienten seit dem 7. Dezember nicht mehr zwingend in die Arztpraxis kommen: Sofern keine Videosprechstunde möglich ist, kann auch wieder nach telefonischer Anamnese eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt werden. Seit dem 18. Dezember ist außerdem die telefonische Kinderkrankschreibung für Eltern möglich.

Die Regelungen sollen unter anderem Arztpraxen entlasten und Ansteckungen in Wartezimmern vermeiden. Was man dazu wissen muss.

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Bei welchen Krankheiten kann man sich telefonisch krankschreiben lassen?

Monika Lelgemann

Monika Lelgemann, Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss

Während der Pandemie gab es die Möglichkeit nur für leichte Atemwegserkrankungen, künftig soll das Spektrum erweitert werden. "Es wird nicht so sein, dass es um bestimmte Krankheitsbilder geht, aber wir werden sagen: Krankheitsbilder mit absehbar nicht schwerem Verlauf", sagte Monika Lelgemann, die Vorsitzende des zuständigen Ausschusses des Gemeinsamen Bundesausschusses, der ARD.

Kann man für eine Krankschreibung in jeder Arztpraxis anrufen?

Nein, wer sich in Zukunft telefonisch krankschreiben lassen will, kann das nur in einer Praxis machen, in der er bekannt ist, die er also zuvor schon besucht hat.

Muss man den Arzt oder die Ärztin persönlich sprechen?

In der Regel finde ein direktes Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin statt, sagte die Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein, Monika Baaken, dem WDR. "Dabei werden dann genau die Symptome abgefragt." Es werde geklärt, ob es sich wahrscheinlich tatsächlich um eine Krankheit handelt, die keiner genaueren Untersuchung bedarf.

Es könne allerdings durchaus sein, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Arztpraxis mit dem Patienten oder der Patientin ein Vorgespräch führt. Ob eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt wird, liege aber allein in der ärztlichen Verantwortung, so Baaken.

Liegt jedoch eine schwere Symptomatik vor, muss die Erkrankung durch eine unmittelbare persönliche Untersuchung abgeklärt werden. Sprich: Der Patient muss doch in die Praxis kommen.

Wie lange kann man sich telefonisch krankschreiben lassen?

Anders als zu Corona-Zeiten ist die telefonische Krankschreibung ab sofort nur für bis zu fünf Tage möglich - und nicht für bis zu sieben Tage.

Wann muss die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegen?

Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung muss in der Regel am dritten Tag beim Arbeitgeber sein.

Wie kommt mein Arbeitgeber an den Krankenschein?

Seit Anfang des Jahres gibt es offiziell keine gelben Scheine mehr. Früher mussten Arbeitnehmer diese bei ihren Arbeitgebern einreichen. Einige Arbeitgeber würden das noch verlangen, sagt Baaken. Ein Recht darauf hätten sie aber nicht mehr. Stattdessen können sie die Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei der Krankenkasse ihres Arbeitnehmers herunterladen.

Muss ich gar nicht meine Versichertenkarte vorlegen?

Doch, auch bei einer telefonischen Krankschreibung benötige die Praxis einmal pro Quartal die Versichertenkarte des Patienten. "In der Regel muss man die Karte sofort vorlegen, sofern der Patient in dem Quartal noch nicht in der Praxis war", sagt Baaken, also am selben Tag, an dem das Telefongespräch mit dem Arzt geführt wurde.

Habe ich ein Recht auf eine telefonische Krankschreibung?

Nein. Es könne auch sein, dass eine Ärztin vor einer Krankschreibung darauf bestehe, dass ihr Patient in die Praxis kommt, sagt Baaken. Denn für viele Untersuchungen sei das unerlässlich.

Gibt es auch Kritik an den Plänen?

Ja, es gibt auch Ärzte, die jeden ihrer Patienten auch weiterhin persönlich untersuchen wollen und von Diagnosen am Telefon nichts halten - so wie Allgemeinmediziner Tarek Othmann aus Neuss: "Wir haben es in der Coronazeit erlebt, dass Patienten mal eben so per Telefon krankgeschrieben wurden und dann mit schwersten Erkrankungen zu uns gekommen sind", erklärt der Arzt gegenüber dem WDR.

Dass die Patienten sich in den Praxen anstecken könnten, ist für ihn das schwächere Argument. Denn das ließe sich vermeiden. "Wir haben Corona hinter uns. Die Leute sollten eigentlich gelernt haben, wie sie sich davor schützen können."

Was gilt bei Kinderkranschreibungen für Eltern?

Vieles ist ähnlich wie bei den Krankschreibungen für Erwachsene: Kinderkrankschreibungen für Eltern sind nun ebenfalls telefonisch möglich. Bedingung ist, dass die Ärztin oder der Arzt das kranke Kind kennen. Und auch hier gilt: Die Bescheinigung gilt für maximal fünf Tage.

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