Probleme mit Flügen: Massenhaft Klagen am Amtsgericht Köln

Stand: 20.03.2023, 10:45 Uhr

Beim Amtsgericht Köln gehen wieder massenhaft Klagen wegen ausgefallener oder verspäteter Flüge ein. Knapp 18.000 Fälle musste das Kölner Gericht im vergangenen Jahr bearbeiten - so viele wie kein anderes in Deutschland.

Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Richterzeitung hervor. Es folgen Frankfurt am Main mit mehr als 11.300 Klagen und Düsseldorf mit knapp 9.000.

Nach dem Corona-Jahr 2021 hat der Flugverkehr in Deutschland im vergangenen Jahr wieder deutlich zugenommen. Im Sommer gab es eine Vielzahl von Flugausfällen und Verspätungen, weil Flughäfen, Airlines und andere Dienstleister für den Wiederanlauf nach der Pandemie zu wenig qualifiziertes Personal eingestellt hatten.

Insgesamt ist die Zahl der Klagen 2022 um rund 40 Prozent gestiegen - bei weiter steigender Tendenz. Die Kunden verlangen meist Entschädigungen für ausgefallene oder verspätete Flüge. Ab drei Stunden Verspätung stehen Fluggästen 250 bis 600 Euro Entschädigung zu.

Begründung: Klagen ist einfach geworden

Der Richterbund sieht Portale, mit denen Passagiere ihre Ansprüche schnell und einfach durchsetzen können, als wesentlichen Grund für die massenhaften Klagen. Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn verlangte Abhilfe von der Politik. Viele Zivilgerichte würden durch Massenverfahren auch zum Dieselskandal oder durch eine Flut gleichförmiger Verbraucherklagen teilweise blockiert.

Angesichts von "Fließbandklagen", mit denen Anwaltskanzleien und Inkassodienstleister viele Gerichte überhäuften, seien flexiblere Vorschriften im Zivilprozessrecht nötig, betonte Rebehn. "Vorschläge der Richterschaft für sinnvolle Rechtsänderungen liegen seit mehr als einem Jahr auf dem Tisch", heißt es.

Nach Angaben der Amtsgerichts Frankfurt machten die Flug- und Reiseklagen im vergangenen Jahr 44 Prozent sämtlicher neuer Zivilsachen aus. Die durchschnittliche Verfahrensdauer beträgt 5,9 Monate, wie ein Justizsprecher sagte.