Leonard Grobien am Museum am Dom

Schlechte Noten für Barrierefreiheit in Köln

Stand: 02.11.2022, 06:12 Uhr

Leonard Grobien ist auf den Rollstuhl angewiesen und stößt in Köln immer wieder auf Plätze, die nicht barrierefrei sind.

Von Renate Streit

Um zu seiner Hochschule zu kommen, müsste Leonard Grobien eigentlich am Barbarossaplatz in die Linie 18 Richtung Mülheim umsteigen. Das funktioniert aber nicht, weil der Ein- und Ausstieg dort nur über Stufen möglich ist. "Ich muss dann entweder große Umwege mit der Bahn fahren", sagt der 24-Jährige, "oder per Rollstuhl zur Poststraße." Er hofft, dass dort der Aufzug funktioniert. Zwar gebe es eine App, die anzeigt, ob Rolltreppen und Fahrstühle in Betrieb sind, die sei aber häufig nicht aktuell.

"Aktion Mensch" hat Städte auf Barrierefreiheit geprüft

Erfahrungen wie diese sind Alltag für Menschen mit Behinderung. Das zeigt die aktuelle Studie "Inklusionsbarometer Mobilität" der "Aktion Mensch" mit Sitz in Bonn. Der Verein hat geprüft, wie barrierefrei Metropolregionen wie Köln und Düsseldorf sind. Dazu hat die Organisation Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen befragt.

Demnach kritisierten 28 Prozent der Befragten mit Handicap, dass nicht alle Haltestellen barrierefrei seien und Aufzüge und Rolltreppen häufig nicht funktionierten. Jeder Vierte gab an, dass der Zeitaufwand für Wege zu hoch sei. Und die Hälfte aller Befragten verstehe die Hinweisschilder oder Durchsagen im öffentlichen Verkehr nicht. Auch sei die Bedienung der Fahrkartenautomaten häufig zu kompliziert und es gebe zu wenig Radwege.

Defekte Aufzüge und Rolltreppen, schlechter Straßenbelag

Auch marode Straßen, hohe Bordsteinkanten und Kopfsteinpflaster sind für Menschen mit Handicap ein Problem.

"Kopfsteinpflaster ist ziemlich nervig. Vor allem, wenn das naturbelassene Steine mit großen Lücken dazwischen sind, dann ist man ziemlich langsam unterwegs. Wenn ich es sehe, umfahre ich es gerne mal." Leonard Grobien
Leonard Grobien Stufen Domplatte

Leonard Grobien auf der Kölner Domplatte

Minuspunkte gibt Leonard Grobien auch der Kölner Domplatte mit ihren vielen Zugängen über Stufen. "Über Umwege kommt man überall hin", sagt er, "es kann länger dauern, um von der Platte wieder runterzukommen. Ich würde mir wünschen, dass der Platz, der da ist, auch für Rampen genutzt wird."

Die "Aktion Mensch" fordert eine Mobilitätswende, die den gleichberechtigten Zugang zu Angeboten für alle Menschen sicherstellt, so Sprecherin Christina Marx. "Damit das gelingt, müssen Menschen mit Beeinträchtigung von Anfang an in Planung und Umsetzung neuer Verkehrskonzepte einbezogen werden", sagt Marx.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 02.11.2022 im WDR Fernsehen und im Hörfunk auf WDR2.