Einzementiert im eigenen Körper: Hirnblutung mit 14 Jahren

Stand: 05.06.2023, 17:49 Uhr

Vor acht Jahren erlitt Max Sprenger eine schwere Hirnblutung. Sein Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Jetzt möchte er nach seinem Abitur Drehbuch studieren und sich zurück ins Leben kämpfen.

Von Katinka Rott

Endlich erfährt Max, ob er das Abitur bestanden hat. Auf dem Flur der Anna-Freud-Schule in Köln-Müngersdorf unterhält er sich mit der Schulleitern, die noch nichts zum Ergebnis sagen darf.

Ein bisschen nervös ist der 22-Jährige zwar, aber Max geht entspannt an die Sache ran: "Ist ja nur Schule."

Neben dem täglichen Schulunterricht hat Max hier in den vergangenen vier Jahren auch wöchentliche Therapiesitzungen besucht. Dass er heute mit Unterstützung laufen kann, hätte damals kein Arzt gedacht. Seit einigen Jahren lebt er in Hürth.

Der Holland Urlaub wurde zu Angst und Horror

Max ist 14 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Wetzlar, als ihn das Schicksal ereilt: Er fährt mit seiner Familie in den Urlaub nach Holland. Doch statt Erholung und Meer: Angst und Bange. Der Teenager erleidet eine schwere Hirnblutung im Stammhirn im Hinterkopf – der Bereich, der die Motorik steuert. Die Ursache der Blutung ist bis heute ungeklärt.

Max wird ins künstliche Koma versetzt. Als er daraus erwacht, ist alles anders. Er befindet sich im sogenannten "Locked-in-Syndrom".

Locked-in ist wie einzementiert im eigenen Körper. Max Sprenger

Er kann sich nicht bewegen, nicht sprechen, aber bekommt alles mit und ist geistig voll anwesend.

Die behandelnden Ärzte erklären ihm, dass das so bleiben wird. Doch Max kämpft. Nach drei Monaten bewegt sich plötzlich sein kleiner Finger und er kann Stück für Stück wieder Teile der rechten Körperhälfte bewegen.

Der Traum: Autor werden

Schon während seines Zustands im Locked-in-Syndrom fasst Max den Entschluss, seine Gedanken zu einem Buch niederzuschreiben. Als er seine rechte Hand wieder kontrollieren kann, fängt Max an, alles in sein Handy zu tippen. Daraus entstanden ist seine Autobiographie "Tsunami im Kopf – Flachgelegt von einer Hirnblutung. Aber ich hol mir mein Leben zurück", die 2019 veröffentlicht wurde.

Meine Geschichte soll einen Eindruck geben, wie man sich als Gefangener im eigenen Körper fühlt. Welche Träume mich antreiben. Und wie wir uns vielleicht gegenseitig durch schwere Zeiten helfen können. Max Sprenger

Max möchte darauf aufmerksam machen, wie wertvoll das Leben ist und wie schnell es kaputtgehen kann. Aber der junge Autor blickt dem Leben positiv entgegen.

Sein Lieblingszitat: "Suche dein Glück nicht da wo du es verloren hast". Anstatt traurig zu sein, solle man lieber etwas anderes machen und schauen, welche Türen sich dadurch vielleicht öffnen.

Seine Geschichte soll jetzt verfilmt werden und weitere Bücher von ihm sind schon in Planung.

Etappenziel: Das Abitur bestehen

Auf dem Weg zum Büro der Schulleitung steigt Max Aufregung. Nach einer kurzen Wartezeit, wird er herein gebeten.

Das Direktorat erhebt sich und teilt Max mit, dass er das Abitur bestanden hat. Es folgen Applaus und Glückwünsche – Max ist erleichtert: "Danke, ich bin ganz sprachlos."

Mit dem Abi in der Tasche will Max in Köln Drehbuch studieren. Und dass er für seine Ziele kämpft, hat er ja bereits bewiesen.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln im WDR Fernsehen.