Autos auf der Kreuzung Löhergraben / Jakobstraße Aachen

Neues Verkehrskonzept in Aachen sorgt für Chaos im Straßenverkehr

Stand: 14.11.2024, 17:09 Uhr

Aachen setzt sein Konzept für eine klimafreundliche Stadt um. Die Umgestaltung einer Kreuzung führt bisher zu Verkehrschaos.

Von Sofia Leikam

"Sie wissen, dass Sie hier nicht fahren dürfen?" Der Autofahrer in seinem schwarzen PKW schüttelt den Kopf: "Ne, das weiß ich nicht ...". Er steht mit seinem Wagen ahnungslos auf der neu markierten Fahrbahn am Löhergraben – die ist rot eingefärbt und eigentlich nur für Fahrräder gedacht.

Wie diesem Mann geht es offenbar vielen Autofahrern an der Kreuzung Löhergraben, Ecke Jakobstraße. Einer nach dem anderen missachtet hier die neuen Verkehrsregeln. Viele fahren verbotenerweise auf der Radspur, biegen falsch ab oder fahren trotz Durchfahrtsverbot einfach geradeaus. Kurz: An der Kreuzung fährt fast jeder nach den alten Regeln.

Fahrräder haben jetzt Vorrang

Radstraße auf dem Karlsgraben Aachen

Fahrradstraße auf dem Aachener Innenstadtring

Dieser Teil des Innenstadtrings wurde im Rahmen des Aachener Konzepts “Innenstadtmobilität für morgen” vor Kurzem umgebaut. Weniger Autos, mehr Fahrräder – so will die rot-grüne Koalition den Verkehr in der Innenstadt klimafreundlicher machen. Ein zentraler Baustein sind die neuen “Radvorrangrouten", die die äußeren Stadtteile direkt mit der City verbinden. Innerhalb der Innenstadt sollen zudem breite, rot markierte Fahrradstraßen Radfahrern mehr Platz und Sicherheit im Stadtverkehr bieten.

Aber auch bei der Zielgruppe selbst herrscht scheinbar noch Unklarheit: "Es wird nicht so richtig klar, dass das hier nur ein Radweg ist", meint ein Student und fährt mit seinem Rad ganz weit rechts auf der Radspur.

Durchfahrt für Autos nicht mehr möglich

Die Verwaltung will den Durchgangsverkehr auf dem Grabenring, der um die Innenstadt führt, zusätzlich reduzieren. Deswegen dürfen Autos, die vom Löhergraben kommen, an der Kreuzung nur noch links abbiegen. Vom Karlsgraben kommend, geht es nur noch rechtsrum.

Eine Durchfahrt auf dem Grabenring ist jetzt nicht mehr möglich. "Ich fahre trotzdem einfach geradeaus”, meint eine Autofahrerin verärgert. "Sonst muss ich einen großen Umweg fahren.”

Opposition kritisiert: Mehr CO² durch Umwege

Die CDU in der Opposition hält die Durchfahrtsverbote für eine schlechte Lösung. Wenn die Leute Umwege fahren müssten, erhöhe sich der CO2-Ausstoß, meint Iris Lürken von der CDU. "Das Chaos auf dem Grabenring ist ein gutes Beispiel, wie man es nicht machen sollte". Die CDU fordert daher ein besseres Konzept für eine grüne Verkehrswende, um Autofahrer mehr zu berücksichtigen.

Radverkehr hat sich verdoppelt

Ralf Oswald, Mitglied Radentscheid Aachen.

Ralf Oswald, Mitglied Radentscheid Aachen

Für Ralf Oswald vom Radentscheid Aachen ist das Konzept der Stadt trotz Start-Schwierigkeiten der richtige Weg für eine attraktivere und lebenswertere Innenstadt. “Viele ältere Menschen oder Familien mit Kindern wollen Rad fahren, trauen sich aber nicht, weil es zu gefährlich ist.” Wenn es bessere Radwege gibt, steigen viele Menschen automatisch auf das Rad um, meint er.

Einen positiven Effekt auf dem Grabenring bestätigt die Verwaltung der Stadt. Der Radverkehr im betroffenen Abschnitt auf dem Stadtring habe sich verdoppelt.

Kleine Nachbesserungen sollen Chaos beseitigen

Um die neue Verkehrsführung eindeutiger zu machen, will die Verwaltung der Stadt nachbessern: Sie will Verkehrszeichen mit vorgeschriebener Fahrtrichtung anbringen und irreführende Markierungen bis Ende November entfernen. Im nächsten Jahr sollen laut Stadt dann weitere Maßnahmen für den Radverkehr umgesetzt werden.

Unsere Quellen:

  • WDR Reporterin vor Ort
  • Stadt Aachen
  • CDU Aachen
  • Autofahrer in Aachen
  • Radfahrer in Aachen