Im Jahr 2022 ist der Anteil der Raucherinnen und Raucher unter den 14- bis 17-Jährigen sprunghaft angestiegen. Derzeit rauchen 15,9 Prozent dieser Altersgruppe. Das geht aus einer am Donnerstag vorgelegten wissenschaftlichen Befragung über das Rauchverhalten (DEBRA) hervor. Im Vorjahr hatte der Anteil in dieser Gruppe bei nur 8,7 Prozent gelegen.
Auch in anderen Altersgruppen war ein deutlicher Anstieg des Raucheranteils zu verzeichnen. In allen Altersgruppen erreichte der Anteil der Raucher im Jahr 2022 einen Höchstwert seit Beginn der Erhebung. Die DEBRA-Studie wird seit 2016 regelmäßig erstellt.
Krieg und Pandemie sorgen für Stress - und für mehr Raucher?
Der Studienleiter Daniel Kotz nahm das Ergebnis "überrascht und erschrocken" zur Kenntnis, wie er dem WDR sagte. Die Gründe für diesen drastischen Anstieg wurden in der Studie nicht erhoben. Allerdings wies Kotz auf äußere Einflussfaktoren hin, die eine Rolle spielen könnten. Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg hätten für eine gewisse Grundstimmung und für mehr Stress gesorgt. Es sei denkbar, dass als Folge mehr Menschen zur Zigarette greifen würden.
Deutschland ist nicht streng genug beim Thema Rauchen
Zudem bemängelte Kotz, dass die Maßnahmen zur Tabakkontrolle, die die WHO empfiehlt, in Deutschland nicht konsequent umgesetzt würden. "Man müsste dafür sorgen, dass Jugendliche gar nicht erst anfangen zu rauchen", sagte er. Viele Gesundheitsexperten kritisieren die deutsche Politik im Zusammenhang mit Nikotin. So ist der Preis für Zigaretten in Deutschland niedriger als in vielen anderen Ländern. Auch beim Thema Werbung oder Packungsdesign gelten in anderen Ländern strengere Regeln.
Besorgter Gesundheitsminister will Jugendliche besser schützen
Die Studienergebnisse seien ein "sehr großer Grund zur Sorge", sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dem "Spiegel". Er kündigte eine Analyse der Daten sowie Maßnahmen für einen besseren Jugendschutz an.
Für die DEBRA-Studie werden alle zwei Monate rund 2.000 Menschen befragt. Den Begriff "Rauchen" definieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als den "täglichen oder nicht täglichen Konsum von Zigaretten oder Tabak in anderer Form".