Halloween erklärt: Wieso wir feiern, darum streiten und die Wirtschaft sich freut
Halloween ist eine Mischung aus Karneval, Geisterbahn und Zuckerschock. In den USA ist das Fest, das christliche und heidnische Wurzeln hat, fester Teil der Kultur. Und auch in Deutschland ist der Kult um den Kürbis inzwischen angekommen – was nicht alle gerne sehen.
Öffentlicher Tanz, Volksfeste, Musik- und Sportveranstaltungen sind untersagt - zumindest von 5 bis 18 Uhr. Bäckereien dürfen öffnen, allerdings nur höchstens fünf Stunden. Am stillen Feiertag Allerheiligen sollen wir in uns gehen. Ein großer Kontrast zu Halloween - dabei sind beide Feste verwandt.
Ursprünge auf den britischen Inseln
Halloween ist die Abkürzung für "All Hallows' Eve" und bedeutet auf Deutsch "der Abend vor Allerheiligen" – also das Fest, das am 1. November begangen wird. An Allerheiligen gedenken katholische und anglikanische Christen ihrer Heiligen. Dass sich die Menschen am Abend vorher verkleiden und Schabernack treiben, ist auf Bräuche in den katholischen Gegenden Irlands und Schottlands zurückzuführen.
Schon im Mittelalter sollen sich viele Gläubige verkleidet und hinter Masken versteckt haben. So wollte man sich vor den Seelen der Toten verstecken, die angeblich bis Allerheiligen auf der Erde herumgeisterten.
Möglicherweise geht Halloween auch auf heidnische Rituale zurück. So sehen manche Forscher in Halloween Elemente des keltischen Samhain-Festes fortgeführt, das den Beginn des Winters markierte und angeblich dazu diente, sich vor bösen Geistern zu wappnen.
Mit den großen Auswanderungswellen von Irland und Schottland in die USA kam das Halloween-Fest im 19. Jahrhundert auch in der Neuen Welt an. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich die Feier landesweit und bei nahezu allen gesellschaftlichen Gruppen durchgesetzt und wird inzwischen als eines der uramerikanischen Feste empfunden.
Wenn die kleinen Monster klingeln
Halloween steht heutzutage ganz im Zeichen des Grusels. Vogelscheuchen und Hexen, Monster und Skelette, Zombies und Vampire – die Verkleidung soll möglichst furchteinflößend sein, und auch die Vorgärten und Häuser werden oft im Horrorstil geschmückt. So sollen die Geister davon überzeugt werden, dass man "einer von ihnen" ist, damit sie von einem ablassen.
Auf Halloween-Partys werden Horrorfilme gezeigt, dazu gibt es neben traditionellen Snacks wie Paradiesäpfeln gerne auch mal Schauerlichkeiten wie Kekse in Form von abgetrennten Fingern oder Rattenschwänze aus Lakritze.
Kinder und Jugendliche ziehen an Halloween verkleidet von Haustür zu Haustür und erbetteln sich kleine Aufmerksamkeiten. Auch das ist eine Tradition mit christlichem Hintergrund, die in Deutschland beispielsweise bei den Sternsingern oder an Sankt Martin gepflegt werden.
Allerdings hat Halloween einen deutlich erpresserischen Charakter: "Trick or treat" ("Süßes oder Saures") lautet der Schlachtruf der Besucher, die Süßigkeiten oder kleine Geschenke ("treats") einfordern und dafür manchmal ein Gedicht aufsagen oder eine kleine Darbietung zum Besten geben.
Steht der Hausbesitzer mit leeren Händen da, muss er mit einem Streich ("trick") rechnen. Dann fliegen Eier gegen Hauswände, Türklinken werden mit Ketchup eingeschmiert oder Briefkästen mit Klopapier umwickelt.
Ein Fest für die ganze Familie
Warum Kürbisse?
Der Kürbis gehört zu Halloween wie der Hase zu Ostern. Das hat zunächst mit der Jahreszeit zu tun. Im Herbst sind die Kürbisse reif und wurden und werden auch an Erntedankfesten zur Dekoration verwendet.
Zu Halloween höhlt man die Kürbisse allerdings aus und schnitzt Gesichter in die Schale, meist Fratzen und Grimassen. In dem hohlen Kürbis wird eine Kerze angezündet und der leuchtende Kopf vor die Haustür gestellt, um böse Geister abzuhalten.
Dieser Brauch ist auf eine alte irische Sage zurückzuführen: Dem Säufer und Tunichtgut Jack gelingt es durch eine List, den Teufel zu fangen. Jack lässt ihn wieder frei gegen das Versprechen, dass seine Seele niemals in der Hölle landet. Als Jack Jahre später stirbt, wird er wegen seines Lebenswandels im Himmel abgewiesen. Aber auch in der Hölle ist wegen seines Pakts kein Platz für ihn.
Der Teufel schickt ihn zurück auf die Erde, auf der er fortan herumirren soll. Damit er den Weg findet, überreicht der Teufel Jack eine glühende Kohle aus dem Höllenfeuer, die dieser in eine hohle Rübe steckt. Aus der Rübe wurde dann in den USA der leichter auszuhöhlende Kürbis, der "Jack-o'-lantern" ("Jack mit der Laterne") genannt wird.
Kürbisköpfe sollen böse Geister vertreiben
Der große Reibach
Halloween ist in den USA ein gigantisches kommerzielles Ereignis. Fernsehserien wie die "Simpsons" oder "South Park" produzieren eigens für diesen Tag Halloween-Specials, im Kino starten die neuesten Horrorfilme. Geisterbahnen, Spukhäuser und verwunschene Waldpfade öffnen teilweise nur für diese Zeit, Süßigkeiten-Produzenten und Kostümhersteller schreiben Umsatzrekorde.
Jedes Jahr geben die Amerikaner viele Milliarden Dollar für Halloween aus – und die Umsätze steigen Jahr für Jahr. Halloween gilt als krisenfest, an Ausgaben für die Kinder und für Feiern wird in den USA zuletzt gespart.
Die Umsätze der Süßwarenhersteller steigen an Halloween
Wie Halloween nach Deutschland kam
In Deutschland kommt der Trend Anfang der 1990er-Jahre an. Als 1991 Karneval wegen des Golfkrieges abgesagt wird, bleiben die Kostümhersteller auf ihrer Ware sitzen. Also versuchen sie mittels Medien und PR-Kampagnen, Halloween als Fest populär zu machen – mit Erfolg.
Durch Filme, TV-Serien und Popmusik ist Halloween den meisten schon vorher ein Begriff, und so finden auch die Deutschen Spaß am herbstlichen Verkleiden. Gerade in Norddeutschland, wo der Karneval traditionell kaum eine Rolle spielt, kommt Halloween gut an.
Aber auch in NRW finden mittlerweile zahlreiche Halloween-Aktionen statt. Die Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen wirbt mit Gruselkulissen, schaurigen Gestalten und Nebenschwaden. In Duisburg küren die Veranstalter beim Halloween-Run durch den Landschaftspark Nord den gruseligsten Läufer - bei Gruselfans legendär ist mittlerweile der Movie-Park in Bottrop.
Karneval? Nein: Halloween!
Doch das Fest bringt auch Schattenseiten mit sich: Die Polizei in NRW bereitet sich an vielen Orten auf mehr Einsätze vor, in Essen zum Beispiel mit Blick auf den dortigen "Zombie-Walk", bei dem Menschen verkleidet durch die Stadt ziehen. In Köln sieht man durch den "Hype um Halloween" einen weiteren "arbeitesreichen Einsatztag" - und auch die Polizei in Dortmund will verstärkt Präsenz zeigen:
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt gegenüber der dpa: "Gegen Gruselmasken, Plastikäxte und Gummidolche ist sicher nichts einzuwenden. Wer aber glaubt, sich mit täuschend echt aussehenden Schusswaffen auf den Weg machen zu müssen, darf sich über Polizeikontrollen und eine Anzeige nicht wundern". Denn das Waffengesetz verbiete das Mitnehmen sogenannter "Anscheinswaffen".
Kritik von den Kirchen
Immer wieder geriet Halloween ins Visier der evangelischen Kirchen. Dort herrschte die Befürchtung, dass das Fest die Bedeutung des Reformationstages verwässern könnte, der ebenfalls am 31. Oktober begangen wird. Auch von katholischer Seite gab es durch die Nähe zu Allerheiligen Kritik. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Alternativangebote der Kirchen zum Kürbisfest.
Quelle: WDR