In Indien haben in diesen Tagen Millionen Ärztinnen und Ärzte elf Tage gestreikt. Sie fordern Gerechtigkeit für eine junge Kollegin, die Anfang August an ihrem Arbeitsplatz in einem Krankenhaus in Kolkata vergewaltigt und ermordet wurde.
Der Fall ist aber nur die Spitze des Eisbergs: Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist in Indien an der Tagesordnung.
Inzwischen hat der Fall die Politik in der indischen Hauptstadt Neu Delhi erreicht, der Oberste Gerichtshof des Landes ist inzwischen damit befasst. Viele erinnert der Fall an die Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Delhi im Jahr 2012.

Lea Busch, ARD-Korrespondentin in Delhi
Lea Busch ist ARD-Korrespondentin in Delhi. Sie hat in den vergangenen Tagen oft mit den Demonstrierenden gesprochen. Viele von ihnen seien wütend und verzweifelt. Und: Sie rechnen nicht damit, dass sich wirklich etwas ändert. Der aktuelle Fall bekomme zwar viel Aufmerksamkeit, aber: "In den meisten anderen Fällen kommen die Täter auf Kaution wieder frei und das wissen auch alle." Viele Frauen würden eine Vergewaltigung gar nicht erst anzeigen.
"Die Frauen haben Angst, dass sie und ihre Familien stigmatisiert werden. Lea Busch, ARD-Korrespondentin in Delhi
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