Apotheker streiken in Dortmund

00:29 Min. Verfügbar bis 15.11.2025

Viele Apotheken am Mittwoch geschlossen - Demo mit 5.000 Menschen

Stand: 15.11.2023, 13:07 Uhr

In NRW bleiben am Mittwoch viele Apotheken und Arztpraxen geschlossen - ein Protest gegen die Gesundheitspolitik. Patienten müssen auf Notdienste ausweichen.

Von Jörn Seidel

Wer am Mittwoch in einer Apotheke ein Rezept einlösen will, steht möglicherweise vor verschlossenen Türen. Denn viele Apotheken und auch Arztpraxen in NRW bleiben aus Protest geschlossen. Patientinnen und Patienten müssen am Mittwoch auf Notdienste ausweichen.

In Dortmund kamen am Mittag nach Polizeiangaben knapp 5.000 Apotheker, Ärzte und deren Mitarbeiter zusammen, um ihrem Ärger über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung Luft zu machen. Sie beklagen unter anderem, dass sie ihrer Ansicht nach zu schlecht vergütet werden.

Immer wenn auf der Rednerbühne der Name von Gesundheitsminister Karl Lauterbach fällt, gibt es Pfiffe und Buhrufe. Zu dem Protesttag haben nicht nur Apothekerverbände aufgerufen, sondern auch Hausarzt- und Zahnarztverbände in NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Einige Demonstranten sind um vier Uhr aufgestanden.

Apotheker und Ärzte beklagen Missstände

Die protestierenden Apothekerinnen und Apotheker beklagen vor allem:

  • anhaltende Lieferengpässe
  • akuten Personalmangel
  • eine seit knapp zwei Jahrzehnten stagnierende Vergütung

Viele Apotheken, Hausarzt- und Zahnarzt-Praxen stehen nach Angaben des Aktions-Bündnisses Patientenversorgung Nordrhein vor dem Aus. Die Vertreter sehen die Leistungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung nicht ausreichend honoriert.

"Eklatante Unterfinanzierung"

"Angesichts der eklatanten Unterfinanzierung und einer immer weiter zunehmenden Versorgungslast" müssten Vergütungen erhöht und kontinuierlich angepasst werden. "Wir brauchen angemessene Honorare, die sich am Arbeitsaufwand und an den steigenden Kosten orientieren", heißt es auf der Homepage des Bündnisses.

"Wir können unserer Mitarbeiter wegen der niedrigen Honorare nicht mehr gut bezahlen." Lars Rettstadt, Sprecher des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe

Auch Arzthelferinnen und Arzthelfer klagen demnach über steigenden Arbeitsdruck im Berufsalltag durch ein hohes Maß an Bürokratie. Schon jetzt blieben immer mehr Stellen für medizinische Fachangestellte unbesetzt, weil außerhalb der Praxen bessere Gehälter oder andere Arbeitsbedingungen geboten würden, heißt es vom Hausärzteverband Nordrhein.

Lauterbach entgegnet: Apotheker-Einkommen gestiegen

Apothekerinnen und Apotheker hatten unter anderem schon während ihrer Proteste im Juni über Missstände geklagt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach reagierte damals in einer Nachricht bei Twitter (mittlerweile X) mit den Worten: "Die Einkommen der Apotheker sind stetig gestiegen, gerade in der Pandemie."

Über dieses Thema berichten am 15.11.2023 auch die Hörfunknachrichten, unter anderem bei WDR 5.

Unsere Quellen:

  • Mitteilung des Apothekerverbands Nordrhein
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Informationen der Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen
  • Tweet des Bundesgesundheitsministers