Beten für Benedikt: Katholiken in NRW in Sorge um ehemaligen Papst

Stand: 29.12.2022, 17:41 Uhr

Sorge um den früheren Papst Benedikt XVI.: Der 95-Jährige soll sehr krank sein. Derzeit sei er klar und die Lage stabil, heißt es. Aber viele Gläubige beten für ihn, auch in NRW.

Als sich am Mittwochnachmittag die Nachricht herumsprach, zündeten die Menschen im Kölner Dom spontan Kerzen für ihn an und hielten inne. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bat darum, "sein Gebetsanliegen" für den 95-Jährigen "in persönlichen Gebeten und in allen Gottesdiensten aufzugreifen", teilte das Kölner Erzbistum mit.

Papst Benedikt - für viele untrennbar mit Köln und dem Weltjugendtag 2005 verbunden - hat eine lange nordrhein-westfälische Geschichte: Der emeritierte Papst kam 1959 nach Bonn, lehrte dort als Professor an der Universität, hielt Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden und wechselte schließlich 1963 an den Lehrstuhl nach Münster.

Gebet und Kerze im Dom Paderborn

Im Paderborner Dom wurde eine große Kerze angezündet und der Übergangsleiter des Erzbistums, Diözesan-Administrator Michael Bredeck, rief zum Gebet für Benedikt auf. Viele Menschen seien mit dem zurückgetretenen Papst verbunden. Sie würden ihn aus seiner Zeit als Professor und Bischof in Deutschland kennen oder weil sie ihm bei einem Weltjugendtag begegnet sind, sagte Bredeck. Sein starkes Glaubenszeugnis als Papst habe viele berührt.

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Franziskus: "Er ist sehr krank"

Drei kleine Wörter aus dem Mund von Papst Franziskus hatten am Morgen bei Katholiken in der Welt Sorgen um Benedikt XVI. geweckt. "È molto ammalato" - er sei "sehr krank", sagte Franziskus am Mittwoch über seinen Vorgänger.

Der Papst rief alle Gläubigen zu einem "besonderen Gebet" für Benedikt auf. "Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche - bis zum Ende", sagte Franziskus bei der Generalaudienz im Vatikan.

Franziskus besucht Benedikt

Danach besuchte der Argentinier den früheren Pontifex im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo Benedikt seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 relativ abgeschieden lebt. Das teilte Matteo Bruni, der Sprecher des Heiligen Stuhls, anschließend mit.

Benedikts Gesundheitszustand habe sich in den vergangenen Stunden verschlechtert, hieß es weiter. Doch sei die Situation "für den Moment unter Kontrolle". Der emeritierte Papst aus Deutschland werde permanent von Ärzten überwacht, sagte Bruni. Am Tag darauf ließ Vatikan-Sprecher Bruni wissen, dass Benedikt sich in geistig klarer Verfassung befinde, "absolut klar und bei Bewusstsein". Die Lage sei derzeit stabil, sein Zustand sei aber weiter ernst.

Rätsel über Benedikts Gesundheit

Experten, Vertraute und Gläubige hatten gerätselt, wie schlimm es um die Gesundheit des 95-Jährigen wirklich steht. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete unter Berufung auf informierte Kreise, dass es Benedikt seit ein paar Tagen schlechter gehe und dass schon vor Weihnachten bei ihm Atemprobleme eingesetzt hätten. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Schon seit langer Zeit weiß man, dass Benedikt körperlich schwach ist und es ihm sehr schwer fällt, zu sprechen. "Stabil in der Schwäche", so beschrieb sein langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein den physischen Zustand des Papa Emeritus. Geistig aber sei Benedikt weiterhin fit, hieß es oft.

Etwas überraschend waren am Mittwoch aber die Aussagen von Franziskus ganz am Ende der Generalaudienz. Der Argentinier ist bekannt für seine oft spontanen Kommentare. Vatikan-Experten waren sich uneins darüber, ob Franziskus wirklich meinte, dass Benedikt schwer erkrankt sei oder ob er vielleicht nur sagen wollten, dass er aufgrund des hohen Alters sehr schwach sei. Dass er den Vorgänger im Kloster besuche, ist an Weihnachten nicht ungewöhnlich.

In einem Tweet wiederholte Franziskus später die Bitte, für Benedikt zu beten. Dass dieser "sehr krank" sei, stand dann aber nicht mehr in dem Beitrag. Unabhängig davon riefen auch andere Geistliche dazu auf, für Benedikt zu beten.

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"Ich schließe mich dem Gebetsaufruf von Papst Franziskus an", sagte Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. "Meine Gedanken sind beim emeritierten Papst. Ich rufe die Gläubigen in Deutschland auf, für Benedikt XVI. zu beten", ergänzte der Bischof von Limburg gegenüber der dpa.

Nachfolger von Johannes Paul II:

Der am 16. April 1927 im bayerischen Marktl am Inn geborene Joseph Ratzinger war 2005 zum Papst und Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt worden. Er war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren. 2013 folgte dann der spektakuläre Rücktritt.

Benedikt war der erste, der nach mehr als 700 Jahren sein Pontifikat wieder aufgab. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit - ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Eigentlich hatte er gar nicht Papst werden wollen, erzählte er selbst später.

Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause".

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