Vier Oscars für "Im Westen nichts Neues" - beste Musik aus Düsseldorf

Stand: 13.03.2023, 09:49 Uhr

Mit neun Nominierungen war das deutsche Weltkriegsdrama "Im Westen nichts Neues" an den Start gegangen - am Ende gewann der Film vier Oscars, als "Bester internationaler Film", für die beste Filmmusik, die beste Kamera und das beste Szenenbild.

Mit vier Oscars ist "Im Westen nichts Neues" nach "Everything Everywhere All at Once" der Film mit den meisten Auszeichnungen in diesem Jahr. Die Netflix-Produktion verpasste am Sonntag in Los Angeles zwar die Chance, als erster deutscher Beitrag der Geschichte den Hauptpreis für den besten Film zu gewinnen. Die Neuverfilmung des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque gewann aber mehr Oscars als je ein deutscher Film zuvor. 

Der sogenannte Auslands-Oscar ging nun zum vierten Mal an einen deutschen Beitrag. Bislang gewonnen hatten: die Roman-Verfilmung "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff im Jahr 1980, das Emigranten-Drama "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link im Jahr 2003 sowie das Stasi-Drama "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck im Jahr 2007.

Streaming-Film gewann bereits BAFTA-Preise

Christian M. Goldbeck, Edward Berger und James Friend zeigen beim Governors Ball ihre Oscars.

Oscar-Gewinner von "Im Westen nichts Neues"

"Im Westen nichts Neues" wurde durch ein deutsches Studio für Netflix produziert. Im Streaming-Angebot des US-Unternehmens feierte der Film im vergangenen Jahr Premiere, als Russlands Angriffstruppen in die Ukraine einfielen und damit den größten militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg entfesselten. Die realen Ereignisse haben dem Antikriegs-Drama also eine ungeahnte Relevanz verliehen. Erst kürzlich hatte "Im Westen nichts Neues" sieben BAFTA-Preise in London gewonnen, darunter für den besten Film.

Bereits die zweite Neuverfilmung des Romans

"Im Westen nichts Neues" begleitet im Kriegsjahr 1917 einen jungen Soldaten (Felix Kammerer) in die grausamen Geschehnisse an der Westfront, wo eigentlich niemand überlebte und junge Menschen zu Kanonenfutter wurden. Während die jetzt ausgezeichnete deutsche Neuverfilmung von Regisseur Edward Berger überwiegend die drastischen Kriegserlebnisse schildert, widmete sich Hollywoodverfilmung von Lewis Milestone aus dem Jahr 1930 auch den Seelenzuständen der Soldaten. Beide Filme sind eindringliche Darstellung von Kriegserlebnissen – gegen jeglichen Krieg. Eine weitere Verfilmung aus dem Jahr 1979 fand übrigens kein so großes Publikum, obwohl er damals mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde.

Oscar fliegt nach Düsseldorf

Die Trophäe für die beste Filmmusik wurde dem Düsseldorfer Komponisten Volker Bertelmann bei der Gala überreicht. "Ich freue mich sehr", sagte Bertelmann nach der Verleihung. Am Anfang sei der Druck doch sehr hoch gewesen, jetzt sei er sehr froh, dass er den Oscar gewonnen habe. 2017 war er schon einmal nominiert, aber in diesem Jahr kann er die Statue wirklich mit nach NRW nehmen.

Wenn Bertelmann nicht für andere komponiert, ist er in seinen Solo-Projekten unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt. Als Komponist und Pianist veröffentlichte er viele Alben und ist unter anderem auch für das Klang-Design von WDR 3 verantwortlich.

In der Kategorie "beste Effekte" war der Wuppertaler Frank Petzold für seine Arbeit an dem Film "Im Westen nichts Neues" nominiert. Der Visual-Effects-Spezialist hatte dafür bereits den Europäischen Filmpreis gewonnen. Petzold hatte dem WDR aber bereits vorab gesagt: Gegen den ebenfalls nominierten Blockbuster "Avatar 2" seien die Siegchancen äußerst gering. Der Oscar ging in der Kategorie dann auch tatsächlich an "Avatar 2".

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Erste beste Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln

Der große Gewinner des Oscar-Abends war die Sci-Fi-Actionkomödie "Everything Everywhere All at Once", die als "Bester Film" ausgezeichnet wurde. Das Filmemacher-Duo Daniel Kwan und Daniel Scheinert bekam auch den Oscar für die beste Regie. Beste Hauptdarstellerin wurde Michelle Yeoh, die in dem Film eine gestresste chinesischstämmige Waschsalon-Betreiberin spielt, die sich durch Multiuniversen kämpft. Yeoh ist die erste Schauspielerin mit asiatischen Wurzeln, die den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle erhalten hat.

Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt und gewann damit den ersten Oscar ihrer Karriere, Ke Huy Quan wurde als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Weitere goldene Statuen gewann "Everything Everywhere" für das beste Originaldrehbuch und den besten Schnitt.

Weitere Highlights der Oscar-Gala

Als bester Schauspieler wurde Brandan Fraser für seine Rolle in "The Whale" ausgezeichnet. Und mit ihrer Auszeichnung für das beste Kostümdesign in "Black Panther 2" ist Ruth E. Carter nun die erste schwarze Frau, die zwei Oscar-Trophäen gewonnen hat.

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Auf der Bühne traten unter anderem die Sängerinnen Lady Gaga und Rihanna auf. Lenny Kravitz sang, als an verstorbene Filmschaffende erinnert wurde. Durch die Preisverleihung führte der Late-Night-Show-Moderator Jimmy Kimmel - und der ging wie erwartet ohne Umschweife auf den großen Aufreger der vergangenen Oscar-Verleihung ein: den Angriff von Schauspielstar Will Smith auf den Komiker Chris Rock.

"Wenn irgendjemand in diesem Theater während der Show eine Gewalttat verübt - dann gewinnt er den Oscar für den besten Hauptdarsteller und darf eine 19-minütige Rede halten" Jimmy Kimmel, Oscar-Moderator
Will Smith ohrfeigt Chris Rock auf der Bühne während der Academy Awards in Hollywood

Bei den Oscars 2022 sorgte eine Ohrfeige für einen Skandal.

Smith hatte Rock im vergangenen Jahr mitten auf der Bühne eine harte Ohrfeige verpasst, nachdem der Komiker einen Witz über Smiths unter Haarausfall leidende Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht hatte. Der Hollywood-Star wurde kurz darauf mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in dem Tennis-Film "King Richard" ausgezeichnet und durfte trotz seiner Attacke seine Dankesrede halten. Er wurde später für zehn Jahre von allen Oscar-Veranstaltungen verbannt. 

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