"Wann wird's mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war", sang Rudi Carrell bereits vor fast 50 Jahren. Und dem einen oder anderen Bewohner in NRW könnten genau diese Zeilen in den Sinn kommen, wenn er an die vergangenen Wochen im Westen denkt. Es regnete viel zu oft, war zu kalt und auch die Sonne ließ sich selten blicken - zumindest gefühlt.
Dieses Gefühl täusche jedoch, heißt es aus der WDR-Wetterredaktion: "Eigentlich haben wir bisher einen typischen Sommer für NRW." Demnach sei es normal, dass es in der Zeit vom 1. Juni bis zum 30. August - also während des meteorologischen Sommers - im Schnitt jeden zweiten Tag regne.
Meteorologe Jürgen Vogt
"Also an 45 bis 50 von insgesamt 90 Tagen", sagt WDR-Meteorologe Jürgen Vogt. "Und da liegen wir mit aktuell 21 Regentagen seit dem 1. Juni ziemlich genau im Durchschnitt."
Im Durchschnitt 45 Regentage zwischen Juni und August
Vogt gibt aber zu bedenken, dass Regentage in diesem Zusammenhang nicht bedeuten, dass der ganze Tag verregnet sei. "Es müssen nur mehr als 0,1 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sein", so Vogt. Es reiche, wenn es morgens einen Schauer gebe und danach den Rest des Tages strahlenden Sonnenschein. Ein Tag, an dem wesentlich mehr als die 0,1 Liter Regen fallen, gilt jedoch auch nur als ein Regentag.
In welcher Weise Regen fällt, könnte sich perspektivisch übrigens verändern. "Die Klimamodelle deuten darauf hin, dass es in Zukunft weniger Nieselregen, dafür aber mehr Wolkenbrüche und Gewitter geben werde", sagt der Meteorologe.
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"Dass dieser Sommer vielen Menschen bisher so wechselhaft erscheint, hat aber eher wenig mit dem Klimawandel zu tun", so Vogt. "Unsere Sommer in Mitteleuropa sind traditionell wechselhaft." Statistisch sei nur knapp jeder zweite Tag komplett trocken. "Deshalb haben wir den Mittelmeertourismus erfunden - und tauschen seither 50 Regentage in Rösrath gegen 15 in Rimini."
Dafür, dass es sich dieses Jahr - zumindest bislang - nicht sehr sommerlich anfühlt, liegt wohl eher an der jüngeren Vergangenheit. 2022 und 2018 regnete es in den drei Sommermonaten Juni, Juli und August in NRW insgesamt nämlich nur an 30 Tagen. 2019 waren es auch nur 34 Regentage.
Im Vergleich zu diesen extrem warmen und vor allem trockenen Jahren wirkt der aktuelle Durchschnittssommer eher kalt und nass. Vor allem was die Temperaturen angeht, kann Vogt aber beruhigen: "Auch wenn es heute Abend Gewitter gibt und regnet, erwärmt sich die Luft am Mittwoch wieder auf bis zu 28 Grad."
"So sibirisch wie im letzten Jahr", wie Rudi Carrell 1975 befürchtete, wird es also definitiv nicht.
Unsere Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 9.7.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.