Overtourism - Demonstrationen auf kanarischen Inseln I sv

00:35 Min. Verfügbar bis 21.10.2026

Proteste gegen Massentourismus: Sieben Verhaltenstipps als Urlauber

Stand: 21.10.2024, 14:05 Uhr

Auf den Kanarischen Inseln gab es am Sonntag erneut Proteste gegen Massentourismus - wie auch in den vergangenen Monaten auf Mallorca, dem spanischen Festland und vielen anderen beliebten Urlaubsregionen. Was Reisende dort beachten können, um willkommener zu sein.

Gegen übermäßigen Massentourismus sind an diesem Sonntag erneut ungefähr 10.000 Menschen auf den Kanarischen Inseln auf die Straßen gegangen. Ähnliche Proteste gab es dort bereits vor einigen Monaten. Auch dieses Mal kritisieren Anwohner die Anzahl der Urlauber - aber auch die vielen Ferienwohnungen, die den Wohnungsmarkt der Inseln belasten.

Overtourism-Proteste nicht nur auf den Kanaren

Ähnliche Proteste gegen "Overtourism" gab es im Sommer auch in Barcelona, Venedig, auf Mallorca und Teilen des spanischen Festlands. Aber auch in anderen beliebten Urlaubsländern wollen sich Einheimische gegen voller werdende Straßen, Schmutz und Lärm wehren.

Kritisiert wird aber nicht nur auf die reine Zahl an Touristen. Anstoß nehmen viele Einheimische auch am Auftreten und Verhalten von Reisenden. Sieben Tipps, wie Urlauberinnen und Urlauber für Wohlwollen und Zufriedenheit bei ihren Gastgebern sorgen können:

Tipp 1: Respekt zeigen

Alien Spiller - Brot für die Welt

Alien Spiller

"Grundsätzlich lohnt es sich, eigene Vorstellungen und gängige Stereotype zum Zielgebiet kritisch zu hinterfragen, um vor Ort respektvolle Begegnungen auf Augenhöhe zu ermöglichen“, sagt Alien Spiller von der Arbeitsstelle Tourism Watch dem WDR. Tourism Watch ist bei der Hilfsorganisation "Brot für die Welt" angesiedelt. Spiller empfiehlt, sich vorab gründlich über das Reiseland zu informieren und das eigene Verhalten am Ziel den örtlichen Begebenheiten anzupassen.

Prof. Dr. Dirk Reiser

Prof. Dr. Dirk Reiser

Ein weiterer Aspekt: "Manche neigen dazu, gegenüber Einheimischen überheblich aufzutreten", sagt Dirk Reiser, Professor für Nachhaltiges Tourismusmanagement an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve, dem WDR. So gebe es Menschen, die sich von oben herab etwa gegenüber Zimmermädchen oder anderen Bediensteten zeigten. Dabei sei die Devise: Behandele andere immer so, wie Du selbst gerne behandelt werden möchtest. Respekt zeige sich aber auch darin, in welchem Zustand man ein Hotelzimmer hinterlässt. Unachtsam sei es zudem, sich am Buffet zu viel Essen auf den Teller zu laden und dann Reste zurückzulassen.

Tipp 2: Kleidung anpassen

Frauen in Hotpants oder Minirock und engen Tops - Männer in Shorts und Unterhemd: Solche Bekleidung ist vor allem in Kirchen, Moscheen und Tempeln unüblich und kann als respektlos empfunden werden. Daher gilt: "Immer auf angepasste Kleidung achten – und sich daran orientieren, was die Bevölkerung vor Ort trägt", rät Reiser.

Tipp 3: Wasser und Energie maßvoll nutzen

"Touristinnen und Touristen verbrauchen oft deutlich mehr Wasser und Energie als die lokale Bevölkerung“, kritisiert Spiller. Muss man tatsächlich zweimal am Tag duschen? Ist es wirklich nötig, dass im Vorraum des Hotelzimmers das Licht brennt? Auch die Klimaanlage im Zimmer sollte nicht mehr als unbedingt nötig genutzt werden.

Tipp 4: Klimafreundlich auf Entdeckungstour gehen und handeln

Auch bei der Art der Fortbewegung ist zu beachten: Statt mit einem Mietauto die Gegend zu erkunden, bietet es sich laut Reiser oftmals aus ökologischen Gründen an, Fahrräder zu nutzen oder zu Fuß zu gehen. Auf diese Weise lässt sich zudem die Urlaubsregion viel intensiver erleben.

Mark Schumacher

Mark Schumacher

Mark Schumacher vom Reisebüro Fairweg rät Reisenden, neben der Ökologie auch auf ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu achten. Dazu gehöre, Unterkünfte zu wählen, die ihren Beschäftigten faire Löhne zahlen und sichere Arbeitsbedingungen bieten. Bei geführten Touren, Ausflügen oder sonstigen Aktivitäten sollte man darauf achten, dass sie von lokalen Anbietern durchgeführt werden. Und: "Reisende sollten soweit wie möglich auf vorgebuchte Verpflegungsleistungen wie Halbpension, Vollpension oder All inclusive verzichten - und stattdessen Cafés und Restaurants vor Ort aufsuchen." So profitiere auch die Gastronomie vor Ort vom Tourismus.

Tipp 5: Müll vermeiden, kein Plastik liegenlassen

Bei Reisen gilt das Gleiche wie zu Hause, nämlich: Möglichst Wiederverwendbares benutzen, um Plastikmüll zu vermeiden, empfiehlt der Rat für Nachhaltige Entwicklung. Außerdem Obst und Gemüse unverpackt kaufen und auf wiederauffüllbare Trinkflaschen statt auf Plastikwasserflaschen setzen. Und selbstverständlich geht es gar nicht, Plastikmüll und anderen Abfall einfach liegenzulassen oder in der freien Natur zu entsorgen.

Tipp 6: Nicht unnötig Lärm machen

Laut grölend und womöglich noch mit einer Bierflasche in der Hand durch die Gegend laufen? Ein solch - unmögliches - Auftreten verbietet sich eigentlich von selbst, kommt aber leider in manchen Urlaubsorten immer wieder vor. "Auch geht es überhaupt nicht an, beispielsweise in einem Nationalpark sich laut zu unterhalten oder via Smartphone dröhnende Musik zu hören", sagt Reiser. Das schreckt unnötig die in einem Nationalpark lebenden Tiere auf - und verärgert Einheimische.

Tipp 7: Ein paar Wörter in der Landessprache lernen

Was bei Einheimischen immer gut ankommt: "Ein paar Wörter in der jeweiligen Landessprache lernen und vor Ort anwenden“, erklärt Reiser. Wörter wie "Hallo", "Guten Abend", "Danke“ und "Bitte" in der jeweiligen Landessprache zeigen Menschen, dass man sich mit ihrer Sprache befasst hat – und sie können Türen zu Herzen öffnen.

Welttourismustag: Reisen in Zeiten des Klimawandels

WDR 5 Mittagsecho 27.09.2024 13:14 Min. Verfügbar bis 27.09.2025 WDR 5


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Unsere Quellen:

  • Alien Spiller von der Arbeitsstelle Tourism Watch, die bei der Hilfsorganisation "Brot für die Welt" angesiedelt ist, gegenüber dem WDR
  • Dirk Reiser, Professor für Nachhaltiges Tourismusmanagement an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve, gegenüber dem WDR
  • Mark Schumacher, Reisebüro Fairweg gegenüber dem WDR
  • Rat für Nachhaltige Entwicklung
  • Nachrichtenagentur dpa