9-Euro-Ticket: Wie geht es ab September weiter?

Stand: 29.08.2022, 10:53 Uhr

Ende des Monats läuft das 9-Euro-Ticket aus. Wie es dann weitergehen soll, darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Finanzminister Christian Lindner ist gegen eine Verlängerung. Sein FDP-Parteikollege Michael Theurer sieht bei der Finanzierung die Länder in der Pflicht.

Bei vielen Menschen kommt das 9-Euro-Ticket sehr gut an. Die Politik tut sich aber schwer damit, langfristig ein ähnliches Angebot auf die Beine zu stellen.

Folgt das 69-Euro-Ticket auf das 9-Euro-Ticket?

Der FDP-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Michael Theurer, sprach im WDR von einem großen Modellversuch. Der Bund habe mit 2,5 Milliarden gezeigt, dass man den Tarif-Dschungel überwinden könne.

Michael Theurer

Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP)

Jetzt müsse genau analysiert werden, ob das Ticket auch dazu geführt habe, dass Menschen vom Auto in die Bahn umgestiegen seien, sagt Theurer. Diese Analyse laufe und solle bis Ende Oktober, Anfang November vorliegen.

Der Verkehrssektor hat in den vergangenen Jahren immer die Klimaschutzziele verfehlt. Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium

Theurer sagt, wenn es gelinge, mit dem Angebot im öffentlichen Verkehr nachhaltig das Klima zu schützen und Belastungen der Umwelt zu reduzieren, sei das ein gutes Argument, zu sagen: "Ja, da wird der Steuerzahler mit Unterstützung reingehen." Man sehe da aber nicht nur den Bund in der Pflicht, sondern vor allem auch die Länder, betonte Theurer. Der FDP-Politiker hatte sich zuletzt offen für ein 69-Euro-Ticket gezeigt.

Grünen-Vorschlag: Regionales 29-Euro-Ticket und bundesweites 49-Euro-Ticket

Grünen-Chefin Ricarda Lang hatte die Ampelkoalition aufgefordert, schnell eine Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn zu beschließen. Sie sagte zum 69-Euro-Vorschlag von Theuer: "Aus meiner Sicht ist das noch etwas zu teuer, um den sozialen Effekt zu gewährleisten. Aber man sieht doch, dass sich auch bei der FDP was bewegt", sagte Lang. Die Grünen schlagen ein regionales 29-Euro-Ticket und ein bundesweites 49-Euro-Ticket vor. Auch die SPD spricht sich für ein bundesweites 49-Euro-Ticket aus.

NRW-SPD bringt 30-Euro Monatsticket ins Spiel

Die SPD-Landtagsfraktion hatte am Donnerstag ein Monatsticket für 30 Euro ins Spiel gebracht, mit dem NRW schon vor einer bundesweiten Regelung zunächst allein vorangehen könnte. Das 30-Euro-Monatsticket könnte nach der Vorstellung von SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty zunächst in NRW und ab 1. Januar 2023 bundesweit gelten.

Solzialverband VdK dringt auf schnelle Lösung

Im Ringen um eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket dringt die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, auf eine schnelle Lösung in der Diskussion. Ein Folgeangebot für das Nahverkehrs-Ticket, müsse "günstig, bundesweit einheitlich und unkompliziert“ sein, sagte Bentele den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Trotz der hohen Inflation müssten die Menschen weiterhin klimafreundlich mobil bleiben können.

9-Euro-Ticket: "Beschäftigte machen am 31. August drei Kreuze"

Die Bahngewerkschaft EVG ist weniger begeistert. Die meisten Beschäftigten seien froh, wenn das 9-Euro-Angebot ausläuft - wegen der hohen Belastung für das Personal, sagte Vizegewerkschaftschef Martin Burkert der "Augsburger Allgemeinen". Das Ticket sei zwar ein Erfolg, die Beschäftigten seien aber am Ende und machten drei Kreuze am 31. August, wenn das Ticket auslaufe, so Burkert.

Personal und Material seien durch den Ansturm überlastet. Als echte Alternative sieht Burkert einen deutlichen Ausbau des Nahverkehrs mit günstigen Preisen. Die Kleinstaaterei müsse aufhören und man müsse deutschlandweit ein einheitliches Preissystem hinkriegen.

Bündnis aus Parteien und Gewerkschaften demonstrierten für 9-Euro-Ticket

Vorschläge wie diese klingen nach einem längeren Projekt. Viele Bahnkunden fordern hingegen eine zeitnahe Lösung. Dieses Ziel verfolgt auch ein Bündnis aus Parteien und Gewerkschaften. Für eine Nachfolgelösung des 9-Euro-Tickets gingen am Samstag zahlreiche Menschen in NRW und ganz Deutschland auf die Straße.

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