Erst Schottland, dann Düsseldorf: Kostenlose Tampons und Binden an Schulen

Stand: 16.08.2022, 17:16 Uhr

Einen Tag, nachdem in Schottland ein Gesetz zur Bekämpfung der Periodenarmut in Kraft getreten ist, hat Düsseldorf nachgezogen. Menstruationsartikel können nun an Schulen kostenlos angeboten werden.

In Schottland ist es beschlossene Sache: in Bildungs- und städtischen Einrichtungen müssen für Frauen und Mädchen kostenlose Menstruationsartikel ausliegen. Kommt eine solche Regelung auch flächendeckend in Deutschland? Eine Mehrheit würde das offenbar befürworten. Das jedenfalls geht aus einer am Dienstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor.

Demnach sprachen sich 66 Prozent der 1.699 Befragten dafür aus, Menstruierenden etwa in Gemeindezentren oder Apotheken einen unentgeltlichen Zugang zu Artikeln wie Tampons oder Binden zu ermöglichen. 18 Prozent lehnen dies ab, 16 Prozent der Befragten machten keine Angabe.

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Mehrwertsteuer für Menstruationsprodukte gesunken

Noch ist es in Deutschland nicht so weit, dass es kostenlose Menstruationsartikel gibt. Immerhin hat hierzulande 2020 die Aktivistin Nanna-Josephine Roloff mit einer Petition erreicht, dass die Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte von 19 auf sieben Prozent sinkt: "Das war ganz einfach eine Frage von Gerechtigkeit", so Roloff. Es könne nicht sein, dass ein Produkt, das Frauen monatlich brauchen, um überhaupt am öffentlichen Leben teilzuhaben, so hoch besteuert wird.

Düsseldorfer Schulausschuss berät kostenlose Menstruationsartikel

Nach eigenen Angaben ist Schottland das erste Land der Welt, das ein Gesetz für kostenlose Periodenartikel in allen städtischen Einrichtungen beschlossen hat. In Schulen ist die Verfügbarkeit schon seit dem vergangenen Jahr Pflicht, nun wird sie ausgeweitet. Auch in Deutschland gibt es Schulen, denen das Thema wichtig ist.

Am Dienstag etwa stand es auf der Tagesordnung des Schulausschusses der Stadt Düsseldorf. Dort wurde beschlossen, "allen interessierten weiterführenden Schulen Spender für Menstruationsartikel und budgetierte Finanzmittel zur Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsartikeln in Eigenregie bereitzustellen".

Pilotprojekt kommt gut bei den Schulen an

Vorausgegangen war ein Pilotprojekt an 13 Düsseldorfer Schulen von November 2021 bis Juli 2022, nach dem sich 70 Prozent der beteiligten Schulen "grundsätzlich positiv zu den Erfahrungswerten in der Pilotphase" geäußert und "sich eine Übersetzung der Pilotphase in einen Regelbetrieb" gewünscht hatten.

Finanziert werden soll das Ganze aus dem Haushalt des Amtes für Schule und Bildung. Bei einer Teilnahme aller 62 weiterführenden Schulen würden die laufenden Kosten maximal 16.500 Euro jährlich betragen, hieß es in der Beschlussvorlage. Bei den bis dato teilnehmenden Schulen erfolgte die Ausgabe der Hygieneartikel über Spenderautomaten beziehungsweise Schränke und Körbe in der Mädchen-Toilette oder über das Sekretariat.

Für Maxi Bethge vom Verein Periodensystem in Berlin ist die kostenlose Verfügbarkeit von Tampons und Binden ein überfälliger Schritt: "Man erwartet ja schließlich auch nicht, dass man sein eigenes Klopapier mit auf die Toilette bringt", sagte sie dem WDR.

Menstruationsschmerzen als Grund, zu Hause zu bleiben

Einen anderen politischen Vorstoß rund um die Menstruation gab es vor einigen Monaten in Spanien. Dort hat die linke Regierung im Mai einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Spanierinnen das Recht geben soll, bei starken Menstruationsschmerzen zu Hause zu bleiben. Die Kosten des Arbeitsausfalls soll demnach der Staat übernehmen - so lange, wie die Schmerzen andauern.