Olga Tokarczuk bei ihrer Ankunft in Bielefeld

Literaturnobelpreis-Trägerin Olga Tokarczuk liest in Bielefeld

Stand: 10.10.2019, 21:53 Uhr

  • In Bielefeld erster Auftritt als Literaturnobelpreisträgerin
  • Lesung im Rahmen der Bielefelder Kulturtage vor vollem Haus
  • Besuch seit langem geplant

Die Stadtbibliothek Bielefeld war restlos gefüllt. Mit großem Applaus wurde Olga Tokarczuk von rund 300 Zuhörern empfangen. Weit über 100 Literaturfans hatte die Bibliothek aus Platzgründen abweisen müssen. Die 57-jährige Autorin zeigte sich überwältigt. Zuvor hatten zahlreiche Journalisten und Oberbürgermeister Pit Clausen am frühen Abend die neue Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk empfangen. Es gab eine spontane Pressekonferenz.

Die Nachricht vom Nobelkomitee aus Stockholm, dass der Literaturnobelpreis 2018 an sie verliehen wird, kam am Donnerstag (10.10.2019) auf der Fahrt von Berlin nach Bielefeld, berichtet die polnische Autorin Olga Tokarczuk.

Literatur-Nobelpreise gehen an Polin Tokarczuk und Österreicher Handke

WDR 5 Scala - aktuelle Kultur 10.10.2019 06:08 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 5 Von Sigrid Löffler


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"...im Leben nicht gedacht, dass ich diese Art Preis gewinne."

Ihr Herz habe gleich höher geschlagen, sagte sie auf einer spontanen Pressekonferenz. Die polnische Autorin wusste zwar, dass sie auf der Liste der Kandidaten für den Nobelpreis stand. Aber daran geglaubt habe sie nicht so richtig:

Die Literaturnobelpreisträgering mit Pit Clausen

Die frisch gekürte Nobelpreisträgerin gab spontan eine Pressekonferenz.

"Ich bin immer noch total überrascht und auf dem Weg hier her habe ich versucht, meine Gedanken zu sortieren. Ich weiß, dass ich eine sehr gute Schriftstellerin bin, aber ich habe im Leben nicht gedacht, dass ich diese Art Preis gewinne. Und ich glaube, dass ich meine Meinung da jetzt völlig ändern muss!

Auszeichnung nachträglich für das Jahr 2018

Die 57-Jährige erhält die Auszeichnung für das Jahr 2018. Wegen eines Skandal um Missbrauch und Korruption wurde 2018 kein Preis vergeben. Die Jury ehrte vor allem ihre "erzählerische Vorstellungskraft". Immer wieder geht es in ihren Büchern um die Verarbeitung von multikultureller Gesellschaft. Tokarczuk stellt sich gegen Fremdenhass und setzt sich kritisch mit der polnischen Geschichte auseinander.

Literaturnobelpreis durch Skandal "nicht beschädigt"

WDR 5 Morgenecho - Interview 10.10.2019 06:30 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 5


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Lesung aus "Die Jakobsbücher"

Die frischgebackene Nobelpreisträgerin las in Bielefeld aus ihrem aktuellen Roman "Die Jakobsbücher". Der Roman dreht sich um die historische Figur des Jakob Frank, Anführer einer mystischen Bewegung, der sich für Freiheit, Gleichheit, Emanzipation der Juden Osteuropas einsetzte.

Dass der Besuch von Olga Tokarczuk ausgerechnet auf den Tag der Bekanntmachung des Literaturnobelpreises fällt, ist ein Zufall. Seit Monaten schon ist geplant, dass sie dort eine Lesung im Rahmen der Literaturtage halten würde. Nun ist dieser Besuch der erste literarische Auftritt nach der Bekanntmachung und die Freude bei der Stadtbibliothek über die prominente Auszeichnung noch größer: "Wir haben gedacht, es ist unwahrscheinlich, aber möglich", sagte der stellvertretende Leiter der Stadtbibliothek, Klaus-Georg Loest, "wir sind ganz aus dem Häuschen!"