Stark verkürzt ließe sich sagen, dass die Fahrt mit dem Auto zum Supermarkt dank sinkender Kraftstoffpreise günstiger geworden ist; der dortige Einkauf das Portemonnaie der Kunden im April inflationsbedingt aber deutlich härter trifft als ein Jahr zuvor. In Zahlen ausgedrückt: um 17,6 Prozent härter. Wer etwa Möhren (plus 68,8 Prozent), Quark (65,6), Sahne (45,6), Brot (21,5) oder Gemüse (16,9) in den Einkaufswagen packt, spürt dies besonders deutlich.
Anstieg der Verbraucherpreise schwächt sich ab
Während beispielsweise die Kraftstoffpreise um knapp zehn Prozent nach unten gingen, gelten Nahrungsmittel als Preistreiber. Im Vergleich zum April 2022 kosteten sie ein Jahr später 17,6 Prozent mehr. Damit ist die Verteuerung der Lebensmittelpreise mehr als zweimal so hoch wie die Gesamtinflation.
Da ist es nur ein schwacher Trost, dass sich die Inflation in Nordrhein-Westfalen insgesamt abgeschwächt hat. Wie das Landesstatistikamt IT.NRW am Freitag in Düsseldorf mitteilte, waren die Verbraucherpreise in NRW im April zwar um 6,8 Prozent höher als vor einem Jahr, aber das war ein leichter Rückgang im Vergleich zum Februar (8,5) und zum März (6,9). Auch bundesweit hat sich der Preisauftrieb leicht abgeschwächt: von 7,4 Prozent im März auf 7,2 im April.
Liegt es nur an den gestiegenen Rohstoffkosten?
Die Fragen, die sich viele Menschen stellen: Wenn sich die Preise ein Jahr nach dem russischen Überfall auf die Ukraine in vielen Bereichen normalisieren, warum werden Lebensmittel dann immer teurer? Liegt es wirklich an den gestiegenen Rohstoffkosten? Oder gehen die Preissteigerungen für die Kunden über die Kostensteigerungen für die Unternehmen hinaus?
Pauschal ist das nicht zu beantworten. Aber der Kreditversicherer Allianz Trade führt den Anstieg der Lebensmittelpreise nicht nur auf gestiegene Rohstoffkosten und höhere Energiepreise zurück. "Übermäßige Gewinnmitnahmen" der Unternehmen trügen spürbar bei, sagte Andy Jobst von Allianz Trade jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Europaweit lagen die Lebensmittelpreise dieser Analyse zufolge im ersten Quartal um knapp 15 Prozent über Vorjahresniveau, in Deutschland um rund 22 Prozent.
Verbraucherschützer fordern kritischen Blick auf Handel und Hersteller
Auch für den Verbraucherzentrale-Bundesverband sei manche Steigerung "weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar". Zuletzt forderten die Verbraucherschützer einen "kritischen Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller", es müsse geprüft werden, "ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern".
Das ist aber gar nicht so einfach. Es bräuchte einen begründeten Anfangsverdacht, damit das Kartellamt eingreifen kann. Experten sehen vor allem die Marktmacht der vier großen Lebensmitteleinzelhändler Edeka, Rewe, Schwarz und Aldi verantwortlich. Und sie sehen, dass es erst mal so weitergeht: Mit sinkenden Lebensmittelpreisen rechnet derzeit niemand.