Amazon feuert 10.000: Das bedeuten Entlassungen bei Tech-Unternehmen für Verbraucher

Stand: 15.11.2022, 11:45 Uhr

Immer mehr Tech-Konzerne entlassen im großen Stil Mitarbeiter. Erst Twitter, dann Meta, jetzt auch Amazon – sowie andere Unternehmen. Das hat auch spürbaren Einfluss auf uns, die wir Produkte und Dienste nutzen, erklärt WDR-Digitalexperte Jörg Schieb.

Der weltgrößte Online-Händler Amazon will noch diese Woche mit der Entlassung von mehr als 10.000 Mitarbeitern beginnen (1% der derzeit weltweit 1,5 Mio. Mitarbeiter). Das berichten übereinstimmend US-Medien wie die New York Times, Bloomberg und Washington Post.

Betroffen sind laut Insidern nicht Mitarbeiter, die Pakete sortieren und ausliefern, sondern vor allem Bürojobs. Zwischen April und September hatte Amazon bereits 80.000 Stellen im Bereich Zustellung reduziert, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.

Twitter, Meta, Salesforece und Co.

Doch jetzt sind auch andere Bereiche des Unternehmens dran. Amazon setzt damit einen Trend fort. In den letzten Tagen hatten schon Twitter, Meta, Salesforce, Stripe und einige andere große und erfolgreiche Konzerne den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen angekündigt. Mitunter werden 15% der Belegschaft freigestellt – im Fall von Twitter ist es sogar jeder zweite Arbeitsplatz.

Elon Musk hat die Hälfte aller Mitarbeiter bei Twitter entlassen

Eine ungewohnte Entwicklung: Bislang haben sich Digital-Konzerne gegenseitig die besten Mitarbeiter abgeworben: Am Arbeitsplatz gibt es nicht selten Annehmlichkeiten wie Getränke, Koch, Einkaufsservice und Unterhaltungsprogramm, um talentierte Entwickler und Mitarbeiter zu umgarnen. Nun fallen plötzlich im großen Stil Stellen weg – und wie in den USA nicht unüblich auch sehr überraschend, von jetzt auf gleich.

Twitter, Stripe und andere Unternehmen haben ihre Mitarbeiter per E-Mail informiert, ob sie noch einen Arbeitsplatz haben oder nicht.

Unternehmen richten sich neu aus

Mark Zuckerberg gibt der Konjunktur die Schuld: Am Anfang der Pandemie seien die Online-Umsätze explodiert. Aktuell hingegen hielten sich die Werbekunden aufgrund von Inflation, Krieg und weiteren Unsicherheiten zurück – und schalteten weniger Anzeigen. Das ist für Unternehmen wie Meta, die nahezu ausschließlich mit Werbung ihr Geld verdienen, fatal.

Die erfolgsverwohnten Digitalkonzerne schauen nun genauer hin: Welche Bereiche im Unternehmen fahren Gewinne ein, welche stehen dauerhaft für Verluste. Bei Amazon ist es das Lautsprechersystem Echo, das umsatztechnisch Kummer bereitet. Mit der Sparte macht Amazon nach eigenen Angaben jährlich fünf Milliarden Dollar Verlust. In diesen Bereichen fallen jetzt besonders viele Arbeitsplätze weg.

Folgen für Konsumenten und User

Doch die Entlassungen haben auch Konsequenzen für die Menschen, die Produkte und Dienstleistungen nutzen. Wenn nun deutlich weniger Menschen für die Pflege der Software und der Dienste von Amazon Alexa zuständig sind, werden Produkte und Dienstleistungen kaum oder nur noch schleppend weiterentwickelt. Fehler bleiben womöglich unentdeckt – oder werden nicht zeitnah gestopft.

Bei Twitter sind die Folgen bereits erkennbar: Da deutlich weniger Mitarbeiter für die Einhaltung der Regeln im Netzwerk verantwortlich sind, haben laut Beobachtern Hass, Hetze und die Verbreitung von Fake News sowie die Verwendung von Schimpfwörtern dramatisch zugenommen. Die Verwendung einiger Begriffe (wie das "N"-Wort) ist geradezu explodiert: 500% Zunahme innerhalb weniger Wochen.

Auch bei Meta (Facebook, Whatsapp, Instagram) wurden Tausende Arbeitsstellen zusammengestrichen. Meta will sich auf den Aufbau des Metaverse konzentrieren. Andere Bereiche werden zusammen gestrichen. Auch das könnte früher oder später Folgen für Produkte aus dem Hause Meta haben.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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