Zuwanderung nach NRW: Auf die Ukraine folgt Rumänien

Stand: 12.09.2022, 11:49 Uhr

Aus keinem anderen Land der Welt zogen zuletzt so viele Menschen hierher wie aus der Ukraine. Doch auch Rumänien, Afghanistan und Syrien spielen eine gewichtige Rolle.

Von Samuel AckerSamuel Acker

Angesichts des Krieges ist es wenig überraschend: Aus keinem anderen Land der Welt kamen im ersten Halbjahr 2022 mehr Menschen nach Nordrhein-Westfalen als aus der Ukraine. Mehr als 163.000 sind es laut der vorläufigen Wanderungstatistik, die dem WDR exklusiv vorliegt. Fast 8.000 Menschen gingen im selben Zeitraum aber auch aus NRW in die Ukraine beziehungsweise kehrten dorthin zurück.

Unter den 163.000 Menschen können verschiedene Nationalitäten sein – beispielsweise auch Deutsche, die vor dem Krieg geflohen sind, oder afrikanische Studierende, die aufgrund des Konflikts die Ukraine verlassen mussten. Es sei aber zu vermuten, dass der Großteil der Personen ukrainische Staatsangehörige sind, sagte ein Sprecher der Landesstatistikbehörde IT.NRW dem WDR.

Starke Zuwanderung auch aus Rumänien

Nach der Ukraine folgt bei der Brutto-Zuwanderung, mit weitem Abstand, Rumänien auf dem zweiten Rang. Fast 20.000 Menschen sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von dort nach NRW eingewandert – allerdings haben im selben Zeitraum auch mehr als 16.000 Menschen NRW in Richtung Rumänien verlassen. Ähnlich sieht es bei Polen, Bulgarien und der Türkei aus: Eine große Zuwanderung aus diesen Ländern geht einher mit einer großen Abwanderung im gleichen Zeitraum.

Die größte sogenannte Netto-Zuwanderung (also Zuwanderung minus Abwanderung) gab es für das erste Halbjahr 2022, mit großem Abstand nach der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan. Ende Juni lebten fast 5.000 mehr Menschen aus Afghanistan und fast 4.500 mehr Menschen aus Syrien hierzulande als zu Beginn des Jahres. Im vergangenen Halbjahr sind dagegen aus NRW kaum Menschen in diese Krisengebiete fortgezogen.

Schweiz und USA beliebte Auswanderungsziele

Bei der Netto-Abwanderung liegt, wie auch schon im Jahr 2021, die Schweiz vorne: Deutlich mehr Menschen sind aus NRW dorthin ausgewandert, als im Gegenzug von dort hierher gekommen sind. Das "Migrationsminus" liegt für das Alpenland bei rund 700. Danach folgen die USA: Fast 1.700 Menschen sind aus NRW in den vergangenen sechs Monaten dorthin ausgewandert, aber nur knapp 1.300 von dort nach NRW gezogen.

Ukraine: NRW-Integrationsministerium mit aktuellen Zahlen

Spezifisch bei Geflüchteten aus der Ukraine geht NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) derzeit übrigens von rund 207.000 Personen (Stand Ende August) in NRW aus. Die Differenz zur Wanderungsstatistik bis Ende Juni lässt sich zum einen mit dem längeren Zeitraum erklären - zwei Monate mehr wurden erfasst.

Zudem würden Ukrainer zuerst mit Einreise- und Asylbehörden in Kontakt kommen, bevor sie dann irgendwann bei einem Einwohnermeldeamt gemeldet werden, erläutert IT.NRW. Die Wanderungsstatistik wird auf Datenbasis der Einwohnermeldeämter erstellt. Entsprechend sei zu vermuten, so der Sprecher von IT.NRW, dass das Migrationsministerium die Zahlen zeitnaher zur Verfügung habe. Eine Sprecherin des Integrationsministerium bestätigt dies im Kern.