NRW-Landtag diskutiert über Leistungsgedanken an Schulen
Stand: 11.06.2024, 18:07 Uhr
Die FDP im NRW-Landtag will den Leistungsgedanken in der Schule neu beleben. Vertreter von Lehrern, Schülern und Eltern haben diskutiert, wie Kinder besser gefördert werden könnten.
Von Peter Hild
Leistung scheint in deutschen Schulen immer unerwünschter zu werden. Zu diesem Schluss ist die FDP im NRW-Landtag gekommen. Es sei ein "fataler Trend", dass Schulnoten in Frage gestellt und Wettbewerbe marginalisiert würden.
Die Freien Demokraten fordern daher unter anderem, dass Schulnoten ab der dritten Klasse verpflichtend werden und dass Lehrkräfte stärker leistungsorientiert bezahlt werden sollen. In der Anhörung im Landtag am Dienstag gab es darüber, wie Kinder und Jugendliche am besten unterstützt und motiviert werden sollten, allerdings unterschiedliche Meinungen.
Schulpraktiker verzichten auf Noten
Georg Balster von der Primusschule Viersen
Praktiker aus dem Schulalltag sahen eine Notengebung eher kritisch. "Noten erzeugen Druck und machen vielen Schülern oft Angst", sagte Georg Balster von der Primusschule in Viersen. Oft würde für eine Note Wissen nur stumpf auswendig gelernt und dann wieder vergessen.
Schülerinnen und Schüler könnten zum Beispiel über Gemeinschaftsaufgaben besser Lösungskompetenzen und Wissen verinnerlichen, das sie für ihr Leben bräuchten. Das unterstrich auch Rainer Devantié von der Laborschule Bielefeld: "Man fördert Leistung, indem man die Jugendlichen bei ihren Interessen packt."
An beiden Schulen gibt es keine Notenzeugnisse bzw. erst in späteren Schuljahren. Stattdessen gibt es individuelle schriftliche Kompetenzbeurteilungen. "Dadurch gibt es viel detailliertere und angstfreie Gespräche mit den Schülern", betont Balster.
Elternschaft: Leistungsgedanke für Leben wichtig
Der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW ist es dagegen wichtig, dass der Leistungsgedanke bei den Kindern früh gefördert werde. "Sie können sich dem Leistungsdruck im späteren Berufsleben sowieso nicht entziehen", erklärte der Vorsitzende Oliver Ziehm.
Sabine Mistler vom Philologenverband NRW
Auch der Philologenverband NRW hält Schulnoten für essentiell, vor allem für eine Vergleichbarkeit der Leistungen. Um Kinder und Jugendliche individuell fördern zu können, brauche es eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung, betonte die Vorsitzende Sabine Mistler: "Im Moment haben die Lehrkräfte aber schlicht nicht die Zeit dafür. Viele sind mit Zusatzaufgaben belastet, sie bräuchten mehr Unterstützung, da liegt also der Fehler im System."
Land will Basiskompetenzen stärken
Allgemeinen Anklang fand die Idee von alternativen Prüfungsformaten, durch die Stärken und Talente von Schülern besser abgebildet werden könnten. Für die müsste es aber auch klare, vergleichbare Standards geben, erklärten Philologenverband und Landeselternschaft.
Das NRW-Schulministerium will solche Formate ab 2026 in der gymnasialen Oberstufe und im Abitur auch ermöglichen und dafür ein eigenes Abiturfach einführen. Auf diesem Weg sollen Schüler auch besser ihre Kompetenzen präsentieren können, die für Studium und Beruf wichtig seien, so Ministerin Dorothee Feller (CDU).
Nach den schlechten Ergebnissen in mehreren nationalen und internationalen Schulstudien will das Land außerdem die Basiskompetenzen der Schülerschaft stärken - Lesen, Schreiben und Rechnen. "Das trägt dem Leistungsprinzip Rechnung. Dank einer starken Grundlage an Basiswissen können Schüler mit Leistungsanforderungen positive Erfahrungen machen", erklärte Feller im Januar im Landtag.