Reparieren statt neu kaufen: NRW-SPD will Bonus vom Land
Stand: 06.08.2024, 21:35 Uhr
Elektrogeräte zu reparieren, ist oft teuer. Viele verzichten darauf und kaufen lieber neue Produkte. Die SPD will das ändern.
Von Tobias Zacher
Die SPD-Fraktion im Landtag will das Reparieren von Elektrogeräten billiger machen. Dadurch soll es sich in Zukunft häufiger lohnen, kaputte Geräte in Stand zu setzen, statt sie neu zu kaufen. Nach den Vorstellungen der Sozialdemokraten soll die Landesregierung ein Förderprogramm ins Leben rufen, mit dem die Reparaturkosten bezuschusst werden. Die dafür nötige Summe liege bei etwa zehn Millionen Euro, schätzt die SPD.
Hälfte der Reparaturkosten vom Staat zurück
Praktisch würde das Ganze so ablaufen: Wer sein Handy, seinen Barttrimmer oder die Waschmaschine von einer anerkannten Werkstatt reparieren lässt, der kann sich Geld vom Land dafür wieder holen – und zwar die Hälfte der Reparaturkosten, maximal 200 Euro. Der Antrag dafür solle unbürokratisch in einem Online-Portal gestellt werden können - für Menschen ohne Internetzugang alternativ auch über ein Papierformular.
Familien und Firmen sollen profitieren
Ein solcher Reparaturbonus unterstütze besonders Familien, in denen Geräte stärker beansprucht würden, sagte Alexander Vogt, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion. Doch auch die reparierenden Handwerksbetriebe würden "direkt davon profitieren". "Von daher ist das auch eine Art von Wirtschaftsförderung", sagte Vogt im WDR-Interview. Auch die Umwelt würde geschont, weil so weniger Rohstoffe verbraucht werden.
Bei Elektrogeräten sind die Kosten für die Reparatur seit Jahren so hoch, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich häufig dagegen entscheiden - und stattdessen neu kaufen. Das alte Gerät, das bis auf den Defekt häufig noch gut zu gebrauchen ist, landet dann im Müll. Das ist nachvollziehbar: Wer 300 Euro für ein neues Handy-Display bezahlen soll, der besorgt sich für einen vergleichbaren Betrag womöglich lieber direkt ein neues Modell.
Reparaturbonus bereits in Sachsen oder Thüringen
Das führt jedoch dazu, dass jeder Deutsche jedes Jahr rund 20 Kilogramm Elektroschrott produziert. Im weltweiten Vergleich wird nach Zahlen der Vereinten Nationen kaum irgendwo so viel Elektronik weggeworfen wie in Deutschland. Sachsen und Thüringen haben bereits einen Reparaturbonus eingeführt, in Frankreich und Österreich gibt es flächendeckend ähnliche Modelle. Basierend auf diesen Erfahrungen schätzt die SPD, dass durch einen Reparaturbonus in NRW "eine Wirtschaftsförderung von einem guten zweistelligen Millionenbetrag" entstehe.
Die schwarz-grüne Landesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag für mehr Recycling und weniger Müll ausgesprochen. Auf WDR-Anfrage verweist das zuständige NRW-Umweltministerium auch auf diverse Initiativen in der Sache - zum Beispiel habe man so genannte Repair-Cafés unterstützt, ebenso das Nachhaltigkeitsprojekt "MehrWert" der Verbraucherzentralen. Jedoch: Ein Reparaturbonus ist "vom Land aktuell nicht geplant", so ein Sprecher des grün geführten Ministeriums.
Zur Begründung heißt es, dass das Bundesumweltministerin "noch in dieser Wahlperiode die Umsetzung des in der EU-Richtlinie verankerten Rechts auf Reparatur" plant. Tatsächlich muss die Bundesregierung diese Vorgabe aus Brüssel bis zum Juli 2026 umsetzen. Ob in diesem Zuge aber ein Reparaturbonus eingeführt wird, ist offen.
Reparatur statt Müll: Ein Besuch im Repair Café in Reken
Lokalzeit Münsterland. 23.04.2024. 01:46 Min.. Verfügbar bis 23.04.2026. WDR. Von Heike Zafar.