Das Bild zeigt eine Illustration eines Laptops und eines Smartphones, die von Werkzeugen umkreist werden.

Elektroschrott

Wie könnte das "Recht auf Reparatur" aussehen?

Stand: 24.04.2024, 12:00 Von Lisa Landau Gedankenspiele

Von Lisa Landau

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"Lohnt es sich für mich, das kaputte Gerät zu reparieren, oder muss doch ein neues her?" Diese Frage können wir uns in Zukunft wohl leichter beantworten: Das EU-Parlament hat für ein "Recht auf Reparatur" gestimmt. Das soll Reparieren leichter machen und Elektroschrott vermeiden. Wie könnte das konkret aussehen?

Ein paar der Konzepte, die die EU vorsieht, gibt es hier und da schon – z. B. in Frankreich –, andere werden von der deutschen Politik aktuell geplant. Wir haben uns anhand dieser Beispiele angeschaut, wie das Recht auf Reparatur unser Kaufverhalten und unsere Einstellung zu unseren Geräten beeinflussen könnte, wenn es in der Zukunft umgesetzt wird.  

Stell dir folgende Situation vor: Dein Smartphone ist kaputtgegangen. Doch du ärgerst dich nur kurz, denn obwohl dein Handy schon fünf Jahre alt ist, willst du es noch länger behalten. Ein neues zu kaufen, kommt für dich nicht infrage, denn du weißt: Dein Smartphone hat eigentlich eine Lebensdauer von sieben Jahren. Und es ist leicht zu reparieren.

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Das hat dir damals der Reparatur-Index angezeigt, als du dich für dein Smartphone entschieden hast. Und du weißt genau, wie du nun vorgehst. Erst auf den Produktpass schauen, dann einen Repair-Laden aussuchen.

Mehr Infos dazu findest du weiter unten, jetzt klären wir erstmal die Frage: 

Was ist das Recht auf Reparatur?

Schon länger wird das Recht auf Reparatur auf nationaler und europäischer Ebene diskutiert. Das Ziel: Produkte sollen einfacher und häufiger repariert werden. Statt öfter neue Geräte zu kaufen, sollen die alten länger benutzt werden. So soll weniger Elektroschrott anfallen und die Umwelt geschont werden.

Mittlerweile ist klar: Ein solches Recht wird kommen. Zuletzt stimmte das EU-Parlament mit 584 zu 3 Stimmen bei 14 Enthaltungen für eine entsprechende Richtlinie.

Vor allem die Hersteller von Geräten werden bald in die Pflicht genommen: Sie sollen die Verbraucherschaft über ihre Rechte aufklären und kostengünstig gängige Elektroprodukte reparieren, zum Beispiel Wasch- und Spülmaschinen, Trockner, Fernseher, Tablets und Smartphones.

Solange ein Gerät reparierbar ist, müssen Hersteller auf Wunsch eine Option zur Reparatur vorlegen – auch wenn die gesetzliche Garantiezeit rum ist. Falls der Hersteller pleite ist, sollen Kund:innen sogar den Händler in die Pflicht nehmen können. 

Außerdem sollen Produkte bald so designt werden, dass auch Verbraucher:innen sie leicht öffnen und reparieren können bzw. sie an Werkstätten geben, für die die Reparatur dann leichter ist. Vielleicht wäre schon beim Kauf zu erkennen, wie leicht etwas zu reparieren ist, durch einen "Reparatur-Index"?

Wie könnte ein Reparatur-Index aussehen?

Zurück zu unserem Gedankenspiel: Als du damals dein Smartphone gekauft hast, hast du nicht nur auf den Preis geachtet, sondern auch auf den Reparatur-Index auf der Verpackung geschaut. Er zeigt dir per Farbcode an, wie leicht ein Gerät zu reparieren ist. Rot bedeutet: schlecht reparierbar. Über mehrere Stufen geht der Index bis dunkelgrün, was leicht reparierbare Produkte anzeigt.

Das gibt es seit 2021 so in Frankreich. Der Staat hat Hersteller verpflichtet, den Index unter anderem auf Laptops, Fernsehern, Staubsaugern und Geschirrspülern anzubringen. Die Kennzeichnung muss so gut sichtbar auf dem Produkt angebracht sein, dass die Schriftgröße nicht kleiner ist als die auf den Preisschildern.

Das Bild zeigt eine Illustration eines Fernsehers, Laptops und Staubsaugers und den Reparatur-Index aus Frankreich.

So könnte ein Reparatur-Index aussehen, ähnlich wie in Frankreich. Quelle: cec-zev.eu

Die Unternehmen in Frankreich müssen dafür zum Beispiel angeben, wie leicht sich das Gerät zerlegen lässt, welches Werkzeug dafür nötig ist, wie lange Ersatzteile angefordert werden können und wie schnell sie geliefert werden. Auch der Preis der Ersatzteile wird beurteilt: Lohnt es sich, das Gerät zu reparieren, anstatt es neu zu kaufen? Verfügbare Software-Updates werden ebenfalls berücksichtigt.

Wie funktioniert ein Produkt-Pass?

In unserem Gedankenspiel würdest du dir als Nächstes den digitalen Produkt-Pass deines Smartphones anschauen. Er gibt dir Auskunft über die zu erwartende Lebensdauer deines Produkts und enthält Infos zu Schaltplänen, Ersatzteilen und Reparaturen. Du findest ihn über einen QR-Code auf deinem Gerät sowie online. Das Bundesumweltministerium möchte so einen Pass tatsächlich in Deutschland auf den Weg bringen.

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Je nachdem, was im Produkt-Pass steht, entscheidest du, ob du dein Smartphone selbst reparierst, zu einem der zahlreichen Repair-Cafés gehst oder das Handy in einer der Werkstätten abgibst, von denen in den letzten Jahren immer mehr entstanden sind. Du entscheidest dich für Letzteres — und freust dich schon auf den Reparatur-Bonus, den du einstreichen kannst.

Was es mit dem "Reparatur-Bonus" auf sich hat 

Durch diesen Bonus bekommst du bis zu mehrere hundert Euro Zuschuss für eine Reparatur. Das gibt es schon: In Österreich übernimmt das Klimaschutzministerium in den nächsten Jahren bis zu 200 Euro pro Reparatur für verschiedene Elektrogeräte. Ähnliches haben Leipzig und Thüringen getestet. Auch Frankreich hat einen Bonus eingeführt für Geräte, bei denen die Garantie abgelaufen ist.

Reparatur-Bonus in Frankreich auch für Kleidung oder Schuhe

Einen Reparatur-Bonus gibt es in Frankreich inzwischen auch beim Schuster oder der Schneiderin. Für Reparaturen von beschädigter Kleidung oder Schuhen kann man in den Geschäften zwischen 6 und 25 Euro Rabatt erhalten. Finanziert wird der Rabatt durch das Non-Profit-Unternehmen Refashion.

In unserem Gedankenspiel würdest du dein kaputtes Smartphone nach kurzer Zeit repariert zurückbekommen. Wahrscheinlich sähe es anders aus als die Smartphones, die wir jetzt haben. Denn es müsste leicht zu öffnen und Teile einfacher austauschbar sein.

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Vielleicht wäre es nicht mehr "in", immer das neuste Handy zu besitzen – sondern sein eigenes möglichst lang am Leben zu halten. Denn die Hersteller könnten sich womöglich darauf einstellen und Geräte entwickeln, die eine wirklich lange Lebensdauer haben. Diese Geräte wären dann aber wohl auch teurer und hochwertiger als die, die wir jetzt besitzen.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Die EU-Mitgliedsstaaten haben zwei Jahre Zeit, die neue Richtlinie in nationalem Recht umzusetzen, sobald sie vom Rat förmlich gebilligt und im Amtsblatt der EU veröffentlicht worden ist. Schon im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht: "Die Lebensdauer und die Reparierbarkeit eines Produktes machen wir zum erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft.“

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Doch es gibt auch Kritik an den Plänen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sagt, das Recht auf Reparatur sei für viele Betriebe nur schwer umzusetzen. Es könne zu logistischen und finanziellen Belastungen für die Wirtschaft kommen, etwa wenn Ersatzteile länger angeboten werden müssten und mehr Bürokratie entstehe. Deshalb sollen besonders kleine Unternehmen ausreichend Zeit bekommen und es soll auf Freiwilligkeit gesetzt werden.

Der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom) findet ein solches Recht auf Reparatur nicht ausreichend. Reparaturen seien nur eins von vielen Instrumenten in einer Nachhaltigkeitsstrategie. Es müsse außerdem mehr Anreize geben, zum Beispiel Mehrwertsteuersenkungen auf Ersatzteile und Reparaturdienstleistungen.

Wie genau das Recht auf Reparatur in Deutschland umgesetzt wird und was das für die Wirtschaft bedeuten könnte, steht noch nicht genau fest. Besser und günstiger reparierbare Geräte, Anreize für Reparaturen: Vermutlich wird es ein Bündel an verschiedenen Instrumenten. Und dann musst du dich in Zukunft nicht mehr ärgern, wenn dein Smartphone kaputtgeht, weil du es einfach reparieren lassen kannst.

Kommentare zum Thema

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7 Kommentare

  • 7 Marco 19.03.2024, 07:42 Uhr

    Werbung für kommerzielles Angebot

  • 5 Gabriele Kendziorra 17.11.2023, 18:20 Uhr

    Zum Recht auf Reparatur. Mein Beispiel ist einfach: Eine Gas-Therme ist nach 23Jahren gutem Betrieb ausgefallen. Diese ist- auf meinen Wunschmit diversen neuen +gebrauchten Teilen von einem Fachbetrieb repariert worden. Eine Heizperiode lang funktionierte die Anlage korrekt. Kosten der Reparatur: rund 3000€ Jetzt funktioniert die Anlage nicht mehr. Der Fachbetrieb weiss nicht weiter.. und ältere Ersatzteile fehlen tatsächlich bei VAILLANT?

    • Gabriele Kendziorra 03.01.2024, 23:06 Uhr

      Anmerkung: "Warten=können".. . lohnt sich!!! (Eine neue Gastherme wäre sicher lukrativer für den "Fachbetrieb" gewesen...??) Letztlich wurde die Düse plus Leitung der Gaszufuhr gereinigt. Die Anlage fluppt wie NEU!

  • 4 Flo1102 10.11.2023, 09:58 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 3 Jürgen 22.08.2023, 00:18 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • 2 Heinrich 08.08.2023, 20:34 Uhr

    Es ist schon seltsam, das Reparaturen in anderen Ländern möglich sind, aber in Deutschland kaum, sehr seltsam. Sollte man mal darüber nachdenken.

  • 1 Jürgen 05.08.2023, 17:42 Uhr

    Der Reparaturbonus ist eine gute Sache (https://hilfe-handy.de/reparaturbonus/) um Elektroschrott zu vermeiden und die Nutzungsdauer von Elektrogeräten zu verlängern

    • Jürgen 22.08.2023, 00:19 Uhr

      https://hilfe-handy.de/reparaturbonus/