Nach Datenpannen beim Abi: Landesinstitut bekommt neuen Chef
Stand: 26.07.2023, 13:42 Uhr
Nach den verschobenen Abiturprüfungen im Frühjahr gab es noch weitere IT-Probleme im Verantwortungsbereich des NRW-Schulministeriums. Jetzt wird der Chef eines landeseigenen Instituts, bei dem ein Teil der Pannen passierte, ausgetauscht.
Von Daniela Junghans
Dass es beim Thema Digitalisierung im NRW-Schulministerium noch jede Menge Aufholbedarf gibt, dürfte spätestens seit einigen Monaten jedem klar sein. Im April mussten erst schriftliche Abiturprüfungen (unter anderem in Biologie, Physik und Informatik) verschoben werden, weil es Download-Probleme gab. Dann wurde ein Datenleck bekannt, durch das tausende persönliche Informationen von Nutzern einer landeseigenen Schul-Plattform frei zugänglich im Internet abrufbar waren. Und schließlich tauchten auch noch Informationen über eine veraltete Software für die Internetseite eines landeseigenen Instituts auf.
Schulministerin Dorothee Feller
Jetzt gibt es personelle Konsequenzen: Der Chef des landeseigenen Instituts QUA-LiS, Rüdiger Käuser, wird gehen. Nach WDR-Informationen hat er die Mitarbeiter am Vormittag auf einer Personalversammlung am Instituts-Standort Soest darüber informiert, dass er seinen Posten räumen wird. Die freie Stelle soll ausgeschrieben werden, bis zu einer Neubesetzung wird Käusers Stellvertreter das Institut leiten.
Schon vor einigen Wochen hatte das Schulministerium entschieden, die Arbeit des Instituts gerade im digitalen Bereich stärker als bislang von Düsseldorf aus zu kontrollieren. Zwei der drei Daten-Pannen der vergangenen Monate lagen in der Verantwortung des landeseigenen Instituts QUA-Lis: das Datenleck und die nicht mehr mit Updates versorgte Homepage. Vor allem bei den Untersuchungen zum Ausmaß des Datenlecks gab es dem Vernehmen nach nicht nur Verärgerung im Schulministerium über die Panne selbst, sondern auch über die aus Sicht des Ministeriums zu schleppende interne Kommunikation mit QUA-LiS.
Ott: Feller muss selbst Verantwortung übernehmen
Nach dem Bekanntwerden der Datenpannen hatte vor allem die Landtags-Opposition Schulministerin Dorothee Feller heftig kritisiert. Unter anderem, weil bereits seit längerem intern bekannt gewesen sei, dass die Instituts-IT dringend auf neue Software umgestellt werden müsste.
Dass der Institutschef jetzt seinen Posten räumen wird, stößt bei der Opposition im NRW-Landtag auf Unverständnis. SPD-Fraktionschef Jochen Ott sieht in Käuser eher einen Sündenbock und spricht von einem Verwaltungsversagen. Schulministerin Dorothee Feller sei "in keiner Weise bereit, selbst Verantwortung zu übernehmen." Das spreche Bände über die "nicht vorhandene Fehlerkultur in dem von Frau Feller geführten Ministerium."
Ähnliche Kritik kommt auch von der FDP. Deren schulpolitische Sprecherin Franziska Müller-Rech meint, im Schulministerium könnten Führungskräfte "nicht auf die Unterstützung ihrer Chefin setzen, sondern müssen immer um ihren Job zittern, wenn mal was schief läuft."