Eine Hand hält ein "D-Ticket" im Chipkartenform

Kommentar: Das unwürdige Gezerre ums Deutschlandticket

Stand: 08.07.2024, 16:50 Uhr

Die Verkehrsministerien der Länder haben sich digital getroffen: Mal wieder ging es um das Deutschlandticket. Das Gezerre um seine Zukunft muss ein Ende haben.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Das Ganze ist ein unwürdiges Schauspiel, und es wird seit über einem Jahr immer wieder aufgeführt – Monat für Monat aufs Neue. 
"Bund und Länder streiten über die Finanzierung des Deutschlandtickets" – wie oft haben wir diesen Satz schon gehört?!

Seltsame Wendungen inklusive

Die neueste, seltsame Wendung: Die Länder sollen Regionalisierungsmittel des Bundes künftig nicht mehr dazu nutzen dürfen, das Deutschlandticket für bestimmte Menschen günstiger zu machen. Auf diesem Weg bietet NRW zum Beispiel das Deutschlandticket für Schülerinnen und Schüler billiger an – für 29 Euro. 

Geht es nach dem Bundesverkehrsministerium, ist das in Zukunft nicht mehr erlaubt. Solche politischen Verrenkungen sind und bleiben unwürdig, weil das Deutschlandticket eine echte Erfolgsgeschichte ist. Es hat das Leben von Millionen Menschen in Deutschland besser gemacht: 

Das Ticket wirkt!

Pendler sparen teils hunderte Euro im Vergleich zu ihren früheren Monatskarten. Endlich braucht man keinen Abschluss in Fahrschein-Tarifkunde mehr, wenn man über die Grenzen der Verkehrsverbünde hinaus fahren will. Und einige hat das Ticket sogar nachweislich dazu bewegt, das Auto stehen zu lassen. 

Das Deutschlandticket wirkt – und ist dabei vergleichsweise preiswert. Der Bund bezuschusst das Ticket pro Jahr mit anderthalb Milliarden Euro. Die Länder, alle zusammen, noch einmal mit der gleichen Summe. Doch diese drei Milliarden reichen nicht, um alle Kosten zu decken. Um das Deutschlandticket zum Preis von 49 Euro zu sichern, müssten jedes Jahr ein paar hundert Millionen Euro mehr her. Doch vor allem der Bund will das nicht bezahlen.

Günstiger als das Dienstwagenprivileg

Ein paar hundert Millionen Euro – so viel kosten wenige Kilometer Autobahn. Mehrere Milliarden gibt der Bund jedes Jahr aus, um Diesel an der Tankstelle billiger zu machen. Oder um die Dienstwagen der Besserverdiener zu bezuschussen. Diese klimafeindlichen Subventionen sind vollkommen aus der Zeit gefallen. Aber für sie ist weiter Geld da. Für die dauerhafte Sicherung des 49-Euro-Deutschlandtickets bräuchte es einen Bruchteil davon. Aber da tut sich die Politik schwer. Unwürdig, wie gesagt.

Ja, Deutschland steckt in der Haushaltskrise. Umso wichtiger ist es, politisch Prioritäten zu setzen – und das Deutschlandticket muss eine sein. Es ist höchste Zeit, das Theater darum zu beenden.