„Das ist Nummer 7“ sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Eröffnung des „Hauses des Jugendrechts“ in Düsseldorf am Montag. Seit 2009 wird die Idee dieser Einrichtungen nach und nach in immer mehr Großstädten des Landes umgesetzt. Begonnen hatte Köln als Pilotprojekt, mittlerweile gibt es ähnliche Einrichtungen auch in Dortmund, Essen, Oberhausen, Paderborn und Münster - in einigen Monaten soll ein Standort in Aachen dazu kommen.
Jugendliche Intensivtäter identifizieren
Das gemeinsame Ziel: Kriminelle Karrieren sollen möglichst frühzeitig beendet werden. Deshalb schieben die dafür zuständigen Behörden „ihre Schreibtische zusammen“, wie NRW Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) es formuliert.
Im neuen „Haus des Jugendrechts“ in der Heinrich-Heine-Alle in Düsseldorf arbeiten Vertreter der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der städtischen Jugendhilfe Tür an Tür. „Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz“, sagt der Justizminister. Die beteiligten Behördenvertreter identifizieren junge Intensivtäter, um die sie sich fortan kümmern wollen.
Auf gemeinsamen Fallkonferenzen wird entschieden, welche die angemessene und beste Reaktion auf den jeweilige Verstoß darstellt. Limbach: „Verfahren werden auf diese Weise erheblich beschleunigt.“ Im Idealfall bestehe ein gute Chance, Intensivtäter und Intensivtäterinnen dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Probleme, die sich nicht auswachsen
Es gebe eine nicht unerhebliche Anzahl von Jugendlichen und Heranwachsenden, die wiederholt und massiv strafrechtlich in Erscheinung treten. Bei diesen Intensivtätern dürfe der Staat nicht darauf hoffen, dass sich das Problem von selbst auswachse.
Frühzeitig sollen deshalb strafrechtliche Grenzen gesetzt werden. „Die Strafjustiz alleine kann des Kind aber oft nicht mehr aus dem Brunnen holen“, meint Limbach. Die Schulen, das soziale Umfeld und die Jugendämter seien ebenso gefordert.
Herbert Reul (CDU), NRW Innenminister
Laut Innenminister Reul gibt es schon 83 potentielle Kandidaten und Kandidatinnen für das Düsseldorfer „Haus des Jugendrechts“. So viele Mehrfachtäter unter 21 Jahren wurden laut der Polizeistatistik in Düsseldorf gezählt. „Die sind geradewegs dabei, sich ihre Zukunft zu versauen,“ so Reul. Da müsse man rechtzeitig ein „Stoppschild auf diese kriminellen Pfade setzen“.
In Zahlen messbare Erfolgs-Quoten können die Beteiligten bisher nicht vorweisen, entsprechende Daten werden offenbar nicht erhoben. Allerdings: Bisher gebe es nur positive Rückmeldungen aus den bereits bestehenden Häusern des Jugendrechts, so Justizminister Limbach. Deshalb sollen die Projekte auch unter Schwarz-Grün in NRW weiterbetrieben und auf weitere Städte ausgeweitet werden.
Über das Thema berichtet der WDR am 06.03.23 u.a. im Westblick auf WDR5.