Symbolbild: Ein Jugendlicher schlägt auf ein am Boden liegendes Opfer ein

Jugendkriminalität in Pandemie-Jahr 2020 gesunken

Stand: 19.09.2022, 12:41 Uhr

In 2020 ist die generelle Kriminalität in NRW zurückgegangen, dies scheint sich laut einem aktuellen LKA-Lagebild auch für Kinder und Jugendliche zu bestätigen: Sie traten seltener als Tatverdächtige in Erscheinung. Es gibt allerdings Ausnahmen.

Von Samuel Acker

Die Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalen ist für das Jahr 2020 zurückgegangen - das geht aus einem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) NRW hervor. Demnach sank die Zahl der Straftatsverdächtigen die zum Tatzeitpunkt jünger als 21 Jahre waren von 2019 zu 2020 um mehr als zehn Prozent.

Insgesamt waren im Pandemie-Jahr 2020 fast 90.000 Minderjährige und Heranwachsende in NRW tatverdächtig. Mehr als ein Viertel der Fälle bezieht sich auf Diebstahl, knapp ein weiteres Viertel auf Körperverletzungen, darunter auch solche von schwerer und gefährlicher Art. Beim Diebstahl ging die Zahl der U21-Tatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Fünftel zurück, bei der Körperverletzung um etwa ein Siebtel.

Reul: "Da gibt es eine Kriminalitäts-Verschiebung"

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Der Trend, dass in der Pandemie zumindest bestimmte Bereiche der Kriminalität zurückgehen, hatte sich 2020 auch für Erwachsene gezeigt: So waren Wohnungseinbrüche und auch die sogenannte Straßenkriminalität, beispielsweise Raubüberfälle, zurückgegangen - ebenso Mord und Totschlag.

NRW-Innenminister Reul Herbert Reul (CDU) hatte bei der Vorstellung der generellen Polizeilichen Kriminalstatistik für 2020 vor eineinhalb Jahren gesagt, diese sei "eine Corona-Statistik. Da gibt es eine Kriminalitäts-Verschiebung." Wie bei den Erwachsenen lässt sich für Jugendliche vermuten: Wenn Menschen sich durch die Pandemie und entsprechende Corona-Maßnahmen wie den Shutdown weniger auf der Straße befinden und Kontakte vermeiden, finden bestimmte Straftaten schlichtweg seltener statt.

Junge Straftäter bei Online-Kriminalität nehmen zu

Die Online-Kriminalität hat hingegen bei Erwachsenen im Vergleich von 2019 zu 2020 zugelegt, und auch bei Jugendlichen gibt es bei den sogenannten "Straftaten mit dem Tatmittel Internet" einen Zuwachs der Tatverdächtigen. Ein Beispiel für solche Straftaten ist der Online-Betrug mit gefälschten Waren oder Bedrohung durch Online-Kommentare.

Zugenommen hat auch die Zahl der U21-Tatverdächtigen bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, um mehr als 40 Prozent. Darunter fallen beispielsweise Vergewaltigung und sexuelle Nötigung.

Mehr Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch

Die Zahl der Opfer von Kriminalität die jünger als 21 Jahre alt waren ging insgesamt zurück, um knapp fünf Prozent. Allerdings verdoppelte sich fast im Vergleich von 2019 zu 2020 die Anzahl der Jugendlichen (14 bis 18 Jahre alt) die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden. Dies waren mehr als 320 Personen. Bei sexuellem Missbrauch gegen Kinder (jünger als 14 Jahre) stieg die Anzahl der Opfer um mehr als ein Fünftel auf fast 4.000 Opfer.