FDP-Chef Christian Lindner

Bundestagswahl: FDP in NRW setzt Lindner auf die Eins

Stand: 15.12.2024, 06:00 Uhr

Zweifel am Frontmann gibt es im größten FDP-Landesverband kaum, trotz Ampel-Aus und D-Day-Papier. Auf ihrem Parteitag heute in Bielefeld wollen die Liberalen in NRW Lindner erneut zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl machen.

Von Henrik HübschenHenrik Hübschen

Vielleicht hat die FDP die Stadthalle in Bielefeld vor ihrem Listenparteitag nochmal besonders gründlich reinigen lassen. Schließlich hatten vor Wochenfrist am gleichen Ort ausgerechnet die Grünen ihre Landesliste für die Bundestagswahl verabschiedet und seit dem Ampel-Aus sind die Liberalen bemüht, die größtmögliche Distanz zu ihren vorherigen Regierungspartnern zu demonstrieren.

Nichts von der aus FDP-Sicht desaströsen Wirtschaftspolitik von Olaf Scholz und Robert Habeck soll an Ex-Finanzminister Christian Lindner haften bleiben. Der schleppt schließlich mit den Diskussionen um das D-Day-Papier zum Ampel-Aus und dem folgenden Doppelrücktritt von Generalsekretär und Bundesgeschäftsführer schon genug Ballast im Wahlkampf mit sich herum.

Schafft Lindner wieder mehr als 90 Prozent?

Den Blick nach vorn richten, eigene Inhalte ins Schaufenster stellen und nach der Kampagnenpräsentation am Montag mit der Kür von Lindner zum NRW-Spitzenkandidaten gemeinsam Anlauf für das Überspringen der Fünfprozenthürde nehmen: So lautet der Plan für den heute angesetzten Parteitag.

NRW-FDP beschließt Wahlliste

WDR 5 Westblick - aktuell 13.12.2024 01:42 Min. Verfügbar bis 13.12.2025 WDR 5


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Zwei Dinge allerdings könnten diesen Plan durchkreuzen. Da ist zum einen die tatsächliche Zustimmung der Delegierten für den vom Landesvorstand als Spitzenkandidaten vorgeschlagenen Christian Lindner. Vor vier Jahren, 2021, holte Lindner stolze 96,9 Prozent. 2017 kam er auf 91,2 Prozent. Alles darunter wäre also ein Fingerzeig, dass der Frontmann auch in den eigenen Reihen nicht ganz unbeschädigt aus den Ereignissen der letzten Wochen hervorgeht.

Auch Generalsekretär Buschmann und sein Vorgänger Djir-Sarai wollen vordere Plätze

Und zum anderen gibt es in der NRW-FDP neben Christian Lindner noch weitere prominente Männer, die sich erneut um vordere Listenplätze bewerben und zugleich im Fokus beim Ampel-Aus standen.

Marco Buschmann, Bundesjustizminister

Ex-Justizminister Marco Buschmann

Neben Ex-Justizminister und Neu-Generalsekretär Marco Buschmann aus Gelsenkirchen ist das der stellvertrende Bundesvorsitzende Johannes Vogel. Und auch der Neusser Birjan Djir-Sarai, der im Zuge der D-Day-Debatte als Generalsekretär zurücktreten musste, soll - so hört man- wieder einen guten Listenplatz bekommen.

Dabei wird die Konkurrenz um die Plätze auch dadurch verschärft, dass sich deutlich weniger als die zuletzt 19 FDP-Bundestagsabgeordneten aus NRW Hoffnung auf einen erneuten Einzug ins Parlament machen können. Das liegt vor allem daran, dass die FDP in den Umfragen derzeit weit entfernt vom zweistelligen Ergebnis 2021 rangiert. Dazu kommt, dass im Bundestag durch die Wahlrechtsreform der Ampel insgesamt weniger Abgeordnete sitzen werden. Ab Listenplatz Zehn wird es für die NRW-FDPler diesmal wahrscheinlich eng mit dem Einzug ins Parlament - sofern der der Partei überhaupt gelingt.

Gerangel um Top Ten: Allein unter Männern?

Auf den Plätzen hinter Lindner könnte es dadurch Gerangel und Kampfkandidaturen geben. Ob die Delegierten da neben den etablierten Gesichtern ausgerechnet auch noch Lindners ehemaligen Pressesprecher Moritz Kracht als Neuling aus Düsseldorf mit einem aussichtsreichen Listenplatz belohnen werden, ist offen. So wie die nicht nur symbolisch wichtige Frage, ob sich unter den Top-Ten mehr als eine Frau platzieren kann. Mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich die bekannteste Bundestagsabgeordnete aus NRW ja bei der Europawahl gerade erst nach Straßburg und Brüssel verabschiedet.

Fdp-Abgeordneter Frank Schäffler

Bundestagsabgeordneter Schäffler

Ein parteiintern lange als Rebell verschrieener Ostwestfale kann der Abstimmung in seiner Heimat dagegen diesmal relativ entspannt entgegen sehen: Frank Schäffler hat in der Vergangenheit immer wieder Kritik am Euro- und Wirtschaftskurs seiner Partei und zuletzt auch am zu langen Festhalten an der Ampel geübt. Trotzdem hat er sich wiederholt auch ohne Unterstützung des Parteichefs einen vorderen Listenplatz erkämpft. Inzwischen ist Schäffler selbst stellvertrender Landesvorsitzender in NRW. Und in Zeiten, in denen Lindner "mehr Milei und Musk wagen" will, könnte ein bisschen Rebellentum in den eigenen Reihen die Partei im Wahlkampf ja durchaus schmücken.

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