Im Vergleich zu 2021 ist die Zahl geförderter Neubauwohnungen in NRW um fast ein Viertel zurückgegangen: Nur 3.993 Wohnungen wurden bewilligt. Das gab NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Freitag bei ihrer Bilanz der Wohnraumförderung für 2022 bekannt..
Insgesamt wurden 7.919 mietpreisgebundene Wohnungen bewilligt. Dabei handelt es sich zum einen Teil um Neubauten, zum anderen Teil um den Umbau bereits bestehender Wohnungen, die neu unter die Mietpreisbindung fallen.
Die Fördersumme belief sich auf rund 1,1 Milliarden Euro, der zweithöchste Wert in der Geschichte des Landes. Gleichzeitig aber sinkt der Bestand an Sozialwohnungen, weil viele Wohnungen aus der Mietpreisbindung fallen.
Wohnungswirtschaft im Schraubstock
Warum so wenig neue öffentlich geförderte Wohnungen gebaut worden sind, hat verschiedene Gründe: Hohe Baukosten, Handwerkermangel und Inflation. Aber auch Vorgaben aus der Bundespolitik, etwa die eingestellte Förderung zur Energieeffizienz trügen dazu bei, dass Wohnungsunternehmen ihre Projekte auf Eis legen, sagte Ministerin Scharrenbach. Sie sprach von einem "Schraubstock“, in dem die Wohnungswirtschaft derzeit stecke.
Investoren hätten zurzeit wenig Interesse, Geld in sozialen Wohnraum zu stecken. Wohnungsbaugesellschaften beklagten die hohen Kosten und ausbleibende Förderungen, etwa vom Bund. Deshalb seien nicht mehr in der Lage, Projekte zu realisieren, sagt Alexander Rychter, Direktor des Verbands Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland-Westfalen (VdW). Er fordert daher vom Land eine bedarfsgerechte Förderung, die die Baukosten abfangen soll.
Es fehlt an Wohnungen
Immer weniger geförderte Wohnungen – "kein Ruhmesblatt“ für die Regierung, meint Hans-Jochem Witzke, der Landesvorsitzende des Deutschen Mieterbunds NRW. Was fehlt, sind Wohnungen: "Wenn wir eine Entspannung bei den ständig steigenden Mietpreisen hinbekommen wollen, dann braucht es mehr Wohnraum.“ Er fordert statt mehr Geld einen Strategiewechsel der Landesregierung: Sie solle eine eigene Wohnungsbaugesellschaft gründen.
Von diesem Vorschlag hält Alexander Rychter allerdings wenig, denn auch eine landeseigene Gesellschaft hätte mit den derzeitigen Problemen zu kämpfen.
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach
Mit Blick auf das laufende Jahr werde die Situation erst mal angespannt bleiben, sagte Bauministerin Ina Scharrenbach am Freitag. Viele Wohnungsunternehmen würden sich nun auf Modernisierung konzentrieren. Dieser Trend zeigte sich schon 2022, weshalb überhaupt die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen insgesamt gestiegen sei im Vergleich zum Vorjahr.
Viele haben Anspruch auf Wohnberechtigungsschein
Um eine öffentlich geförderte Wohnung zu beziehen, die in der Regel günstiger ist als andere Wohnungen, benötigt man einen Wohnberechtigungsschein. Schätzungen zufolge hätten rund 50 Prozent der Bevölkerung ein Anrecht darauf, doch viele beantragen diesen gar nicht erst, auch weil sie nicht wissen, dass sie berechtigt wären.