Kameraaufnahme eines Schwimmbeckens in Lippstadt

Gekommen um zu bleiben: KI im Alltag

Stand: 22.02.2024, 11:05 Uhr

Mit dem Start von ChatGPT ist Künstliche Intelligenz schlagartig in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und auch im Alltag vieler Menschen ist KI längst angekommen. Zum Beispiel in einem Schwimmbad im Kreis Soest. Dort ist die Mischung aus Mensch und KI quasi Baywatch in Perfektion.

In dem Schwimmbecken in Lippstadt planschen Kinder und schwimmen Erwachsene. Ob sie kraulen, im Wasser stehen oder plötzlich untergehen - 14 hochauflösende Kameras verfolgen das Geschehen im Wasser rund um die Uhr. Das Schwimmbad im Kreis Soest setzte als erstes in Deutschland auf die neue digitale Hilfe für die Schwimmbadaufsicht. Denn: Anders als der Mensch kann das intelligente System mehrere Schwimmbecken gleichzeitig im Blick behalten.

KI im Schwimmbad: Bild auf einer Uhr am Handgelenk

Ki schickt Bilder auf die smarte Uhr am Handgelenk

Die Kameras registrieren alle Bewegungen im Lippstädter Freizeitbad "CabrioLi" und werten sie aus. Entdeckt die KI Hinweise auf einen möglichen Unfall, alarmiert sie die Smartwatch des Schwimmmeisters. Sinkt zum Beispiel ein Mensch auf den Boden und bewegt sich für einige Sekunden nicht mehr, schlägt die KI Alarm.

"Die KI springt nicht ins Wasser"

Mit jedem Vorfall lernt das System dazu. "Wenn es kein Notfall ist, kann ich ihn quittieren und dadurch lernt das System," erklärt Betriebsleiter Tobias Göbel.

Mehr als 40 Bäder in Deutschland nutzen diese Hilfe. Überflüssig macht sie die Aufsicht dadurch nicht. "Die KI springt nicht für uns ins Wasser. Das System wird uns nicht abschaffen."

Das System lernt selbstständig

Christian Termath

KI-Experte Christian Termath

KI braucht also Daten und Training. "Früher mussten wir dem Computer händisch und einzeln beibringen, was er machen soll", erläutert Christian Temath. Er leitet die Kompetenzplattform KI NRW am Fraunhofer Institut Sankt Augustin. Den Unterschied zwischen Programmieren und KI erklärt er so. "Heute geben wir der KI eine Grundstruktur vor und geben ihr vor allem ganz viele Daten, aus denen sie selbstständig Zusammenhänge lernt und Vorhersagen treffen kann."

Das System lernt selbstständig, indem es zum Beispiel Millionen von Fotos und Infos aus dem Internet zieht. Beispiel: Das System sieht Bilder verschiedener Autos, bei allen ist die Information "Farbe rot" zu finden. Dadurch lernt die KI selbstständig entsprechende ähnliche Bilder zu erkennen und richtig einzuordnen. Und spuckt sogar neue Texte oder Bilder aus - mit einem roten Auto.

"KI ist da, um zu bleiben" Christian Temath, Kompetenzplattform KI NRW

"Wir sollten schauen, an welchen Stellen wir KI sinnvoll im Alltag oder im Berufsleben einsetzen können", rät Christian Temath. Damit das künftig auch überall funktioniert, arbeiten das Fraunhofer Institut und andere Experten an einer Zertifizierung für Künstliche Intelligenz, die KI für alle sicher nutzbar machen soll. Wo die jetzt schon überall in NRW im Einsatz ist, ist gebündelt auf der Homepage der Kompetenzplattform KI NRW nachzulesen. Dort werden unter anderem Unternehmen und Produkte aus NRW vorgestellt, die zeigen, was mit Künstlicher Intelligenz möglich ist.

Erste KI-Ampel in Hamm

KI-Ampel in Hamm: Blick auf eine Straßenkreuzung

KI-Ampel in Hamm: Blick auf eine Straßenkreuzung

Genau wie der Mensch die Fähigkeit besitzt, in Bruchteilen von Sekunden etwas zu erkennen, kann das die KI auch - nur noch schneller. Ganz praktisch wird diese Fähigkeit zum Beispiel gerade bei Ampeln angewendet. Die erste echte deutsche KI-basierte Ampel steht in Hamm. Sie beobachtet mit Kameras das Verkehrsaufkommen und passt ihre Ampelschaltung daran an. Schon in 75 Metern Entfernung erkennt sie einen herannahenden Radfahrer und schaltet für ihn automatisch auf Grün. Die Idee: Umweltfreundliche Mobilität soll durch das Projekt gefördert werden.

Die schlaue Ampel steht an einer der meistbefahrenen Kreuzungen in Hamm. In unmittelbarer Nähe liegen das Oberlandesgericht und eine Schule. Außerdem sind viele Studierende mit ihrem Fahrrad in Richtung Hochschule und Pendler in Richtung Innenstadt unterwegs.

Vision: Schüler schalten Ampel mit Smartphone

Christian Breßler von der Stadt Hamm ist von dem System überzeugt und hat mit den Kollegen im Tiefbauamt schon den nächsten Einsatzort für die neue Technik identifiziert. An einem Unfallschwerpunkt vor einer Schule - hier gibt es immer wieder Unfälle mit radfahrenden Schülern und Autos.

Breßler will die Ampel mit KI ausstatten, damit sie von den Schülern akzeptiert und auch beachtet wird: "Die erreichen wir durch Künstliche Intelligenz, frühzeitiges Erkennen, schnelles Grün-Schalten oder lange Grün-Phasen, wenn viele unterwegs sind. Und wir haben die Idee, dass die Schüler sich mit dem Handy Grün holen können."